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Malala-Tag: Für alle Welt zu hören

Malala Yousafzai, das Mädchen, das die Taliban ermorden wollten, spricht vor den UN in New York über ihre persönlichen Ziele und Träume.

Sie sitzt gleich neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Ein rosafarbenes Tuch bedeckt ihr schwarzes Haar nicht ganz. Malala Yousafzai schaut entschlossen in den voll besetzten Saal des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York. Das Mädchen aus Pakistan feierte am Freitag seinen 16. Geburtstag – und die UN erklärten den 12. Juli offiziell zum Malala-Tag. Niemals zuvor ehrten die UN einen so jungen Menschen auf solche Art. Als der Sondergesandte für globale Bildung, der britische Ex-Premier Gordon Brown, „Happy 16th Birthday“ ruft, bricht Jubel im Publikum aus. Hochrufe. Applaus.
Malala ist an diesem Tag in New York, um sich in einer Rede an die ganze Welt zu wenden. (Das Video der vollständigen Rede finden Sie auf der Hompage des britischen Senders BBC.) Als sie aufsteht und zum Pult geht, halten die rund 500 Jugendlichen, die Politiker und Diplomaten im Publikum kurz inne.
Menschen rund um den Globus kennen ihren Namen spätestens seit dem vergangenen Oktober, als Taliban ihr im Schulbus auf dem Heimweg auflauerten und sie mit Schüssen in den Kopf lebensgefährlich verletzten. Es missfiel ihnen, dass das Mädchen aus der 9 a der Kushal Public School sich offen für die Ausbildung von Mädchen einsetzte.
Malala, ein Kind aus dem Swat-Tal, das in der ebenso wunderschönen wie abgelegenen Grenzregion zu Pakistan erleben musste, wie Mullah Fazlullah dort mit blutigem Terror seine Idee von einem Gottesstaat durchzusetzen versuchte, Menschen öffentlich hinrichten ließ und Mädchen den Besuch einer Schule verbot. Unterstützt von ihrem Vater, der Schulleiter war, schrieb sie anonym ein Tagebuch für die BBC. Nachdem Pakistans Armee den Taliban die Macht über das Tal wieder entrissen hatte, wurde ihr Geheimnis gelüftet, sie erhielt Auszeichnungen – die UN starteten nach dem Attentat die Kampagne „Ich bin Malala“, mittels derer bis 2015 allen Kindern auf der Welt der Schulbesuch garantiert werden soll. Alle Welt wollte Malala helfen, Malala soll nun der Welt helfen.

Mit fester Stimme verlangt das Mädchen auch am Freitag von den Regierungen: Schulbildung für jedes Kind. Nur so hätten sie eine „leuchtende Zukunft“. Malala sagt: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch, ein Stift können die Welt verändern.“ Bildung besiege Hass, Fanatismus und Terrorismus. Noch immer aber könnten 57 Millionen Kinder weltweit nicht zur Schule gehen. Sie erinnerte an eine Petition mit ihrer Forderung, die sie Ban Ki Moon übergab. Mehr als eine Million hatten sie unterzeichnet. Als Malala ihre Rede beendet, blicken Ban und Brown mit Respekt auf das Mädchen. „Was soll man nach so einer Rede noch sagen“, fragt Brown. Malalas Mutter weint, ihr Vater reckt sich stolz.

In Pakistan waren die meisten Menschen schockiert, als sie von dem Attentat hörten. Obwohl immer noch viele Angst vor den Taliban haben – das ging zu weit. Imtiaz Alam, Generalsekretär der Vereinigung südasiatischer freier Medien (Safma), organisierte damals über Nacht in der Acht-Millionenstadt Lahore Proteste. Mit Kollegen und Bekannten veranstaltete er Workshops mit jungen Mädchen. Auch in den pakistanischen Medien war das Thema wochenlang allgegenwärtig. Die Politik reagierte etwas später, alle Wichtigen bis hin zum Armeechef eilten an Malalas Krankenbett. Viele Staaten boten Hilfe an, schließlich wurde Malala nach Großbritannien geflogen, wo sie heute lebt. Spezialisten in Birmingham behandelten sie.

In Pakistan war sie lange kein großes Thema mehr. Jüngst gab es in der Grenzregion blutige Anschläge auf Studentinnen, anders als in anderen Teilen Pakistans gehen drei Viertel der Mädchen in der Region weiterhin nicht zu Schule.

In diesen Tagen aber berichten die Medien wieder. Auch Pakistan, das Land in das Malala nicht zurückkehren möchte, feierte ihren Tag. Ihre Rede macht auch in ihrer Heimat Hoffnung. Eine Studentin sagt überzeugt: „Malala verändert etwas.“

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