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Der russische Waffenhändler Viktor Bout nach seiner Freilassung.

© Foto: Imago/SNA

Gefangenenaustausch gegen Brittney Griner: Das ist Viktor Bout, der „Händler des Todes“

Der damalige US-Generalstaatsanwalt bezeichnete Bout im Prozess 2012 als „einen der produktivsten Waffenhändler der Welt“. Er verkaufte Waffen an Schurkenstaaten, Rebellengruppen und Warlords.

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Es ist ein ebenso spektakulärer wie auch umstrittener Gefangenenaustausch, der sich nun zwischen den USA und Russland abspielte: Einer der berüchtigtsten Waffenhändler weltweit wurde von Washington freigelassen. Der Russe Viktor Bout durfte zurück nach Moskau fliegen, im Gegenzug wurde die US-Basketballspielerin Brittney Griner aus russischer Haft entlassen, die nun auch in ihrer Heimat gelandet ist.

„Sie haben mich mitten in der Nacht geweckt und mir gesagt, ich solle meine Sachen packen“, berichtete Bout über seine Freilassung. Er habe keine genauen Informationen erhalten. „Aber ich bin jetzt hier, das ist das Wichtigste.“ Aber wer ist der Mann, der den Beinamen „Händler des Todes“ erhielt?

Der heute 55-Jährige wurde 2008 in Bangkok in Zusammenhang mit mehreren Vergehen beim Waffenhandel festgenommen. Er wurde von Thailand an die USA ausgeliefert und dort von einem Gericht in Manhattan 2012 zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt – unter anderem wegen Verschwörung zum Mord an amerikanischen Bürgern. Seither bemühte sich Russland um seine Freilassung.

Песков

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow über den Gefangenenaustausch.

Bout, der wegen seiner Fähigkeit, Waffenembargos zu umgehen, auch als „Sanktionsbrecher“ und eben als „Händler des Todes“ bezeichnet wurde, war vor seiner Verhaftung einer der meistgesuchten Männer der Welt. Er verkaufte Waffen an sogenannte Schurkenstaaten, Rebellengruppen und Warlords in Afrika, Asien und Südamerika. Dazu zählten auch Al Qaida und die Taliban.

Bout’s Herkunft bliebt lange geheimnisumwittert. Biografien stimmen im Allgemeinen darin überein, dass er 1967 in Duschanbe, der damaligen Hauptstadt des sowjetischen Tadschikistan, nahe der Grenze zu Afghanistan, geboren wurde. Wie die Nachrichtenagentur Reuters auf ihrer Webseite schreibt, soll er mehrere Sprachen fließend sprechen und in der sowjetischen Armee als Militärübersetzer gedient haben, unter anderem in Angola. Er sagte, er habe ein Moskauer Sprachinstitut besucht, das als Ausbildungsstätte für Offiziere des militärischen Geheimdienstes dient.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 konnte er demnach aus dem Überangebot an billigen Waffen aus sowjetischer Produktion, die an Kunden in Afrika, Asien und Südamerika verkauft werden konnten, Kapital schlagen. So lieferte er die Waffen von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus mit einer Flotte von Flugzeugen in alle Welt. Berichte über einen zwielichtigen russischen Bürger, der in Afrika mit Waffen handelte, brachte ihn um die Jahrtausendwende auf das Radar der CIA.

Victor Bout, der mutmaßliche Waffenhändler aus Russland, ist von Thailand an die USA ausgeliefert worden.

© AFP

Der damalige US-Generalstaatsanwalt Eric Holder, so schreibt die „New York Times“, habe Bout im Prozess als „einen der produktivsten Waffenhändler der Welt“ bezeichnet. Anschuldigungen, für russische Geheimdienste gearbeitet zu haben, wies Bout zurück. Die „New York Times“ zitiert allerdings einen Experten für russische Sicherheitsdienste, nach dessen Meinung es starke Anzeichen dafür gebe, dass Bout Mitglied des russischen Militärgeheimdienstes sei oder zumindest eng mit ihm zusammengearbeitet habe.

Sein Leben diente 2005 als Inspiration für den Hollywood-Film „Lord of War“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle.

Kritik an dem Austausch kam vor allem von Seiten der Republikaner. Bouts Freilassung sei ein „Geschenk“ für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, monierte Kevin McCarthy, der für den Vorsitz des Repräsentantenhauses kandidiert. Auch Ex-Präsident Donald Trump hatte gegen den Gefangenaustausch gewettert und ihn als „unpatriotische Blamage“ bezeichnet. (dpa, Reuters, AFP, Tsp)

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