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Wegweiser mit Schacht Konrad, im Hintergrund Förderturm und Windräder

© dpa

Atommüll: Geld spielt keine Rolle

Der Salzgitter-Fonds hat erstmals Fördermittel ausgezahlt. Die Positionen zum Atomendlager Schacht Konrad verändert das aber nicht

Atomkraftgegner sprechen von „Schmerzensgeld“ und einer „Beruhigungspille“, Politiker etwas verschämt von „Ausgleichszahlungen“: Im Frühjahr flossen die ersten zwei Millionen Euro aus dem sogenannten Konrad-Fonds an rund zwei Dutzend Vereine und Einrichtungen aus dem Raum Salzgitter. Ihre – mehrheitlich kritische – Einstellung gegenüber dem geplanten Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Schacht Konrad, hätten diese Zuwendungen aber nicht beeinflusst, gaben die Begünstigten jetzt zu Protokoll.
Die Stadt Salzgitter und mehrere Nachbargemeinden hatten vergeblich gegen den Bau des Endlagers geklagt. Sie sollen durch den Fonds für Nachteile entschädigt werden. Für die Verwaltung und Verteilung der Gelder wurde 2011 eine Stiftung gegründet. Gesellschafter sind der Bund, das Land Niedersachsen und die Stadt Salzgitter. Die hauptsächlichen Nutzer des Endlagers, also die Atomwirtschaft und der Bund, wollen in den kommenden 35 Jahren finanzielle Beiträge von insgesamt 100 Millionen Euro einzahlen. Während vom Bund bereits jährlich 700 000 Euro kommen, haben die Energiekonzerne noch keinen Cent gegeben. Sie wollen erst dann eine erste Tranche in Höhe von acht Millionen Euro überweisen, wenn alle noch fehlenden Genehmigungen für Schacht Konrad erteilt sind.
Die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad, ein Dachverband örtlicher Umweltschützer, hat nun die Empfänger schriftlich befragt, ob sich ihre Meinung zum Bau des Endlagers durch die Zahlungen verändert hat. Die einhellige Antwort lautet Nein. „Dass Geld die Gefahren und Ängste, die mit einem solchen Atommüllendlager möglicherweise verbunden sind, nicht aufwiegen kann, ist unbestritten“, argumentiert etwa der Unterwasser-Klub Salzgitter, der 15 000 Euro für Tauchausrüstung erhielt. „Ohne den Fonds würde es das Endlager aber trotzdem geben.“
„Eine Antwort verbietet sich hier, ebenso wie die Frage“, schreibt die Evangelische Familienbildungsstätte. Man verfüge aber über so wenige Mittel, „dass wir es uns nicht leisten können, solche Zuschussmöglichkeiten abzulehnen“ – hier gab der Fonds knapp 10 000 Euro für den Umbau von Räumen. Das mit 77 200 Euro bezuschusste SOS-Kinderdorf bleibt ebenfalls bei seiner kritischen Haltung: „Unsere Meinung ist nicht durch die Zuwendung beeinflusst worden“, heißt es in einem Schreiben.
Der Kleingärtnerverein „Morgensonne“, der mit knapp 10 000 Euro aus dem Fonds die Gartenparzellen mit Strom versorgen will, steht gleichermaßen fest zu seiner Überzeugung wie zur Annahme von Geld aus dem Fonds. „Zu jeder Zeit gab und gibt es Zeitgenossen, die für ihre Ideale lieber sterben, als davon auch nur eine Handbreit abzurücken“, erklärt der Vorstand. „Wir haben das Überleben gewählt, ohne … unsere ablehnenden Haltung bezüglich einer Einlagerung atomaren Mülls in Schacht Konrad aufzugeben.“

Auch beim Schützenbund Broistedt wackelt die Überzeugung – in diesem Fall eindeutig pro Endlager – nicht: Er vertraut wie schon vor der Zuwendung aus dem Fonds in Höhe von 35 000 Euro darauf, „dass die in einem demokratischen Prozess gewählten Parlamente auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisse die richtigen Entscheidungen treffen.“

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