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Politik: Gewerkschaften mit versöhnlichen Tönen zur Lohnpolitik

Beschäftigungssicherung soll Vorrang haben / Breite Kritik an Zwickel-Aufruf zum "Ende der Bescheidenheit" HANNOVER/BONN/BERLIN (Tsp).Auf breite Ablehnung bei der Bonner Koalition ist die jüngste Forderung der Gewerkschaften nach kräftigen Lohnerhöhungen gestoßen.

Beschäftigungssicherung soll Vorrang haben / Breite Kritik an Zwickel-Aufruf zum "Ende der Bescheidenheit" HANNOVER/BONN/BERLIN (Tsp).Auf breite Ablehnung bei der Bonner Koalition ist die jüngste Forderung der Gewerkschaften nach kräftigen Lohnerhöhungen gestoßen.Kanzleramtsminister Bohl (CDU) sagte, die Zeit der Umverteilung sei noch nicht gekommen.FDP-Chef Gerhardt warf dem SPD-Vorsitzenden Lafontaine, der die Gewerkschaftsposition unterstützt hatte, "Verantwortungslosigkeit" vor.Bei der Gründung der neuen Groß-Gewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE) in Hannover steuerte IG-Chemie-Chef Schmoldt am Montag jedoch auf Kompromiß: Vorrangiges tarifpolitisches Ziel sei die Sicherung von Arbeitsplätzen und Löhnen. Schmoldt sagte vor den rund 1500 Delegierten zum Auftakt des 1.Kongresses der neuen Gewerkschaft: "Unsere Politik der Beschäftigungssicherung darf nicht von anderen zur Umverteilung durch die Hintertür benutzt werden.Dann wären Konflikte unvermeidlich." Er distanzierte sich damit von IG-Metall-Chef Zwickel, der ein "Ende der Bescheidenheit" angekündigt hatte.Im "Norddeutschen Rundfunk" sagte IG-Bau-Vorsitzender Wiesehügel, er habe sich für die nächste Tarifrunde keine drastische Lohnerhöhung zum Ziel gesetzt. DGB-Chef Schulte forderte in Hannover von den Arbeitgebern, als Gegenleistung für die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften umgehend neue Stellen zu schaffen.Dazu sollten Überstunden abgebaut, die Altersteilzeit umgesetzt, die Teilzeitarbeit ausgedehnt und die Beschäftigten von versicherungsfremden Leistungen entlastet werden. Lafontaine sagte auf dem Gewerkschaftskongreß, Lohnzurückhaltung könne sinnvoll sein, "aber sie darf kein Dauerzustand sein".Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) forderte einen neuen "Gesellschaftsvertrag" in Deutschland.Arbeitslosigkeit müsse durch mehr Innovation bekämpft werden.Lafontaine, Schulte und Schmoldt sprachen sich für ein neues "Bündnis für Arbeit" aus. FDP-Chef Gerhardt griff in Berlin Lafontaine wegen dessen jüngster Äußerungen über notwendige Lohnerhöhungen scharf an.Sie seien ein Zeichen "fehlenden wirtschaftlichen Sachverstandes".Diese "Verantwortungslosigkeit" werde Lafontaine noch einholen.Auch Bohl kritisierte Lafontaine.Dieser unterstütze die Gewerkschaftsforderungen nur aus Wahlkampfgründen.Dagegen zeigte der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Eppelmann, Verständnis für die Forderung nach Lohnzuwächsen.Die Gewerkschaften hätten in den vergangenen Jahren deutliche Zurückhaltung geübt.Die Arbeitgeber hätten leider die Gegenleistung - neue Arbeitsplätze durch Investitionen zu schaffen - nicht erbracht.

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