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K-Frage schon entscheiden? Hannelore Kraft und ihr Parteichef Sigmar Gabriel

© dpa/picture alliance

NRW-Ministerpräsidentin verwirrt ihre SPD: Hannelore Kraft weiß, wer Kandidat wird

Gebetsmühlenartig versichert die SPD, ihr Kanzlerkandidat werde erst Ende Januar präsentiert. Dann kommt Hannelore Kraft und erstaunte alle.

Von Hans Monath

Die mächtigste Frau in der deutschen Sozialdemokratie hat mit nur einem Satz den Zeitplan der SPD zur Ausrufung des eigenen Kanzlerkandidaten ins Wanken gebracht. "Ich weiß, wer es wird, aber ich sage es Ihnen nicht", sagte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Montagabend bei einer Veranstaltung der "Rheinischen Post" in Düsseldorf.

Die Vorsitzende des größten SPD-Landesverbandes und stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD hatte sich Mitte November im Interview mit dem Tagesspiegel dafür ausgesprochen, dass Parteichef Sigmar Gabriel die Kandidatur übernimmt. Offiziell soll die Entscheidung der SPD in der K-Frage erst Ende Januar verkündet werden. Dabei bleibe es, hieß es aus dem Willy-Brandt-Haus.

Parteikreise widersprachen auch dem von Kraft vermittelten Eindruck, wonach die Entscheidung schon gefallen sei. Noch seien die Personalien Kandidat und Nachfolge von Außenminister Frank- Walter Steinmeier offen, hieß es. Steinmeier soll im Februar zum Bundespräsidenten gewählt werden.

Sofern die Darstellung aus der Bundes-SPD stimmt, könnte es sich bei Krafts Vorstoß auch um den Versuch handeln, die Entscheidung von Parteichef Gabriel zu beschleunigen, dem in der SPD niemand das Recht des ersten Zugriffs abspricht. Die NRW-SPD ist zunehmend entnervt, weil der Parteichef keine Klarheit schafft.

"Bis Februar wird Theater gespielt"

Auch die andauernden Spekulationen über eine mögliche Kandidatur des Europapolitikers Martin Schulz, der nach Berlin wechseln will, werden in seinem Heimatverband mit Unmut gesehen, von "Kasperletheater" ist die Rede. Die Spitze der NRW-SPD will vor allem eines: eine schnelle Klärung der K-Frage und ein Ende der Debatten möglichst weit weg von den Landtagswahlen im Mai. Kraft will ungestört ihre Mehrheit verteidigen.

Wohl um die Ambitionen von Schulz zu dämpfen, hatte Gabriel kürzlich auch den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz zum dritten möglichen Kandidaten erklärt.

Union und FDP warfen der SPD vor, die Bürger in die Irre zu führen. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet kritisierte: "Wie fördert man Verdrossenheit und Populismus? Frau Kraft, weiß genau, wer SPD-Kanzlerkandidat wird und bis Februar wird Theater gespielt."

Ähnlich äußerte sich FDP-Chef Christian Lindner. "Entweder ist die Aussage von Frau Kraft nur Wichtigtuerei oder die SPD führt die deutsche Öffentlichkeit an der Nase herum", sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur. Lindner forderte Gabriel auf, die Karten auf den Tisch zu legen: "Jetzt sollte rasch Klarheit geschaffen werden. Es ist keine Zeit für Spielereien."

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