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Politik: ...haps, krunsch, knirsch

Koalitionen brauchen einen Namen. RotGrün, Schwarz-Gelb, Rot-Rot, na ja.

Koalitionen brauchen einen Namen. RotGrün, Schwarz-Gelb, Rot-Rot, na ja. Etwas prägnanter darf es schon sein, so wie bei der „Ampelkoalition“ aus Rot, Gelb und Grün, die sich freilich aus politischen Gründen erledigt hat. Otto Schily ist nun der Urheber einer neuen Variante: Was da aus CDU/CSU und FDP, also Schwarz-Gelb, auf uns zukommt, nennt er „Kartoffelkäferkoalition“. Nicht Wespe oder Biene Maja, nein, Kartoffelkäfer. „Schwarz-Gelb ist eine Warnfarbe", findet er, und man sehe daran, dass eine solche Koalition im Bund doch besser nicht… Man könnte sagen: Es handelt sich um den Versuch, den Heuschrecken des Kollegen Müntefering ein regionales Äquivalent zuzuordnen. Denn von Heuschrecken ahnt der deutsche Wähler, dass sie seine Feldfrüchte nie erreichen werden. Aber Kartoffelkäfer, hoho!

Es geht an dieser Stelle nicht ganz ohne historische Besinnung. Denn auch die frühe DDR hatte gegen Kartoffelkäfer zu kämpfen. Die Viecher fraßen die Felder leer, brachten aber immerhin noch einen gewissen propagandistischen Mehrwert. Denn sie kamen ursprünglich aus Amerika, hießen dort „Colorado-Käfer", und alsbald war klar: Es handelte sich um eine biologische Waffe des US-Klassenfeindes. „Kartoffelkäfer vernichten ist Kampf gegen die Kriegspläne der Imperialisten!" Das war der Urahn aller Verschwörungstheorien, die nach dem 11.September zu schönster Blüte gelangten – aber es wäre bösartig, Schily, dem einzigen Freund Amerikas in der Bundesregierung, ausgerechnet diese Assoziation vorzuhalten.

Nein, er will die Wähler einfach warnen, bevor es zu spät ist. Selbst in Schleswig-Holstein, wo die SPD ja als Koalitionspartner das Schlimmste verhüten könnte, hat der CDU-Ministerpräsident mit seiner Regierungserklärung gerade ein erschreckendes Beispiel gegeben: Er will, haps, die Katasterämter abschaffen, will, knirsch, die Ämter für die ländlichen Räume schließen und, krunsch, das Landesamt für Natur und Umwelt abwickeln. Wie sähe diese Attacke aus, wenn statt der bremsenden Roten die gefräßigen Gelben mitregierten?

Doch es gibt ja erprobte Mittel, die jeder politische Entomologe kennt. Das thüringische Kloßmuseum zeigt auf seiner Internetseite ein paar Plakate, die jederzeit für einen stringenten Wahlkampf exhumiert werden könnten. „Karl Kahlfraß“ hieß der Staatsfeind zu DDR-Zeiten, und es gelang den Behörden, ihm ein paar zeitlose Reime wie Laserschwerter entgegenzuhalten. Solche: „Spielen?“, hat der Max gesagt,/„nein, Kartoffelkäferjagd!/ Sie gehört zu unsren Pflichten/Freund kommt mit, die Brut vernichten!“ Oh, das wird ein lustiger Wahlkampf. bm

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