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Nicolas Sarkozy und Francois Hollande beim TV-Duell

© afp

Letzte Offensive im TV-Duell: Harter Schlagabtausch zwischen Sarkozy und Hollande

20 Millionen Zuschauer verfolgten die Debatte im Fernsehen: Im Wahlkampfendspurt trafen Frankreichs Präsident Sarkozy und Herausforderer Hollande im TV aufeinander.

Sie gingen sofort in die Offensive. Vom ersten Moment ihrer TV-Debatte an holten Nicolas Sarkozy und Francois Hollande die Argumente hervor, mit denen sie sich schon im Wahlkampf konfrontiert hatten, diesmal jedoch verbunden mit persönlichen Attacken. Mehrmals beschuldigte der um seine Wiederwahl kämpfende konservative französische Präsident seinen sozialistischen Herausforderer der Lüge, was Hollande mit dem Vorwurf konterte, Sarkozy entziehe sich angesichts seiner Regierungsbilanz der Verantwortung. Er bekenne sich nicht zu seinen Fehlern, sondern schiebe sein Versagen auf die Krise ab.

Höhepunkt der gereizten Debatte, deren erster Teil sich um Fragen der Wirtschaft drehte, war ein Wortwechsel, in dem Sarkozy seinem Gegenüber sagte, er erlaube sich, ihm etwas beizubringen. Hollande: „Nicht Sie stellen hier die Fragen und nicht Sie stellen hier Noten aus.“ Es ging um die Frage, wie stark die Zahl der Arbeitslosen in Sarkozys Amtszeit gestiegen sei, um 400 000, weniger als im Durchschnitt der Euro-Zone, wie Sarkozy behauptete, oder um eine Million, wie Hollande unter Berufung auf das Statistische Amt insistierte.

Beide Kontrahenten waren eine Stunde vor dem auf 21 Uhr festgesetzten Beginn der zweieinhalbstündigen Debatte im Fernsehstudio eingetroffen. Hollande nahm sich noch die Zeit, mit Arbeitern einer von Schließung bedrohten Autofabrik zu sprechen, während Sarkozy gespannt und fast wortlos im Inneren des Gebäudes verschwand. Bei der Vorbereitung des TV-Duells hatten die Mitarbeiter der beiden Kandidaten den Ablauf bis ins letzte Detail geregelt. Vom Dekor des Studios mit einem riesigen Bild des Elysée-Palastes über den zweieinhalb Meter breiten Tisch und die Raumtemperatur bis zur Kameraeinstellung war ein Protokoll aufgestellt worden. Zwei Journalisten der TV-Sender TF1 und France gaben die Stichworte für die Debatte, ohne jedoch selbst Interviewfragen zu stellen. Außer der Wirtschaft waren noch die Themen Gesellschaft, Regierungsstil und Internationales vorgesehen. Auf 20 Millionen wurde die Zahl der Zuschauer geschätzt, die den Schlagabtausch der beiden Kontrahenten verfolgten.

Weder Sarkozy noch Hollande hatten sich auf die Konfrontation besonders vorbereitet, versicherten ihre Berater. Sarkozy habe keine Sparring-Partner gebraucht. Seine Argumente habe er in seiner Amtszeit erprobt, sagte ein Sprecher. Auch Hollande hatte nach Auskunft seines Stabes auf ein spezielles Training verzichtet. Beide Kandidaten hatten sich am Mittwoch jedoch zurückgezogen, um sich auf die Konfrontation am Abend zu konzentrieren und sich Strategien zur Verunsicherung des anderen auszudenken. 2007 hatte Sarkozy die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal dadurch genervt, dass er sie während er Debatte nie anschaute. Diesmal wollte er Präsident seinen Gegner als „wolkig“ und „gefährlich“ vorführen, hatten seine Berater verlauten lassen. Hollandes Leute hatten erklärt, Sarkozy stehe mit dem Rücken zur Wand, ihr Kandidat sei auf dessen Aggressivität vorbereitet.

Dass TV-Debatten den Ausgang der Präsidentenwahl noch verändern könnten, wird von Meinungsforschern bezweifelt. Nur marginal hätten sie Einfluss, erklären die Institute am Beispiel früherer Wahlen. Nach letzten Umfragen vor der Stichwahl am Sonntag liegt Hollande mit 53 bis 54 Prozent vorn.

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