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Politik: Hinter den Linden: Korrekt

Dies ist ein Versuch. Er kann scheitern.

Von Hans Monath

Dies ist ein Versuch. Er kann scheitern. Dabei geht es nur darum, eine kleine Begebenheit aus der Großstadt zu schildern, ohne sich jegliche Nachfragen zu verbieten oder sich politisch allzu inkorrekt zu verhalten. Aber der Reihe nach: Am Rande des Alexanderplatzes stand an einem kalten Sonntagmorgen ein junger Mann und rief laut und mit deutlichem Akzent immer wieder diesen einen Satz über den Platz, mit der er sich offenbar als Nicht-Christ und Nicht-Deutscher zu erkennen geben wollte: "Deutsche Gott, ich scheiße dich!"

Darf man das in der Zeitung so wörtlich wiedergeben? Nun, es war nun einmal so, dass der junge Mann mit den schwarzen Haaren diesen auch grammatikalisch angreifbaren Satz im Singsang eines Muezzin-Gebetsrufs immer wieder hinausbrüllte und dabei ganz erwartungsvoll in die Welt sah. Die wenigen Passanten auf dem Weg zum Bahnhof Alexanderplatz dagegen schauten auf den Boden, wenn sie an dem jungen Mann vorbeigingen. Fehlte ihnen der Mut zur Verteidigung der eigenen Kultur? Waren sie alle originär ostdeutsche Atheisten und durften sich somit nicht gemeint fühlen? Hatten sie keinen Bock auf Ärger mit Irren, von denen es in Berlin ohnehin genug gibt? Der Verfasser jedenfalls sah von einer gründlichen Passantebefragungen ab und schaute ebenfalls auf den Boden. Ihm drängte sich aber die Überlegung auf, was mit einem Ausrufer geschehen würde, der in einem islamischen Land gegenüber Allah ...

Aber das ist wirklich eine ganz und gar politisch inkorrekte Überlegung, die man gar nicht weiter verfolgen sollte. Deshalb ist die Geschichte jetzt hier zu Ende. Ganz korrekt.

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