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Der umstrittene Mäzen des Fußballligisten Hoffenheim, Dietmar Hopp, ist Hauptinvestor von CureVac und bietet US-Präsident Donald Trump die Stirn.

© imago

Update

Streit um deutsche Impfstofffirma CureVac: Hopp erteilt Trump Absage – und kündigt Impfstoff für Herbst an

Cure-Vac-Hauptinvestor Dietmar Hopp gibt dem US-Präsidenten einen Korb. Und macht Hoffnung auf einen Impfstoff bis Ende des Jahres.

Von Michael Schmidt

Außenminister Heiko Maas hat den mutmaßlichen Versuch der US-Regierung kritisiert, das Tübinger Pharma-Unternehmen CureVac zu einem Standortwechsel zu bewegen.

„Deutsche Forscher sind führend an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beteiligt, in weltweiten Kooperationen. Wir können nicht zulassen, dass sich andere ihre Forschungsergebnisse exklusiv aneignen wollen“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe..

Am Montag erteilte CureVac-Hauptinvestor Dietmar Hopp den Begehrlichkeiten des US-Präsidenten eine Absage. „Für mich ist das selbstverständlich, es kann gar nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird. Das war für mich keine Option.“ Er persönlich habe nicht mit Trump gesprochen. „Er hat mit der Firma gesprochen, und man hat mir das dann sofort gesagt und gefragt, was ich davon halte, und ich wusste sofort, dass das nicht infrage kommt“, sagte Hopp dem Internetportal Sport1.

Der 79-Jährige hält über die Beteiligungsgesellschaft dievini rund 80 Prozent der Anteile an der CureVac Ag. Christof Hettich, Geschäftsführer von dievini, sagte dem „Mannheimer Morgen“: „Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten.“

Gefragt, wann mit einem Impfstoff zu rechnen sei, sagte hopp: „Es müssen ja erst mal Tests gemacht werden an Tieren und dann an Menschen. Ich denke aber, zum Herbst müsste das verfügbar sein, und dann käme möglicherweise die nächste Welle erneuter Infektionen.“

CureVac: Waren im Weißen Haus, aber ein Angebot liegt nicht vor

Zuerst hatte die „Welt am Sonntag“ über Auseinandersetzungen um die Tübinger Impfstoff-Firma CureVac berichtet. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin.

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, bezeichnete den Bericht auf Twitter als unwahr. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte hingegen am Sonntag in Berlin: „Ich kann nur sagen, dass ich heute mehrfach gehört habe von Regierungsmitgliedern, dass dies zutrifft und dass wir da morgen im Krisenstab darüber reden.“

Das Unternehmen selbst dementierte etwaige Lockversuche bereits am Sonntag: „Wir wissen nicht, woher dieses Gerücht kommt“, sagte Franz-Werner Haas, Unternehmensvorstand von CureVac, dem Tagesspiegel. „Uns liegt kein Angebot vor. Und wir werden uns auch nicht an den Gerüchten darum beteiligen.“ Richtig sei, dass CureVac im Weißen Haus neben anderen Biotech-Firmen mit dem US-Präsidenten gesprochen habe, der signalisiert habe, „dass wir uns beeilen sollen - denn es gibt ein gesundheitspolitisches Problem“.

Außenminister Heiko Maas (SPD)

© dpa/Sonja Wurtscheid

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lobte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ am Sonntagabend die Tübinger Firma dafür, dass sie für die US-Avancen „nicht zur Verfügung steht. Seit Januar forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus.

Auch aus dem Bundestag kommt scharfe Kritik an den US-Begehrlichkeiten. „Jetzt einen Wettbewerb um Standortfragen loszutreten ist das falsche Signal. Das Virus macht nicht an Grenzen halt. Internationale Zusammenarbeit ist jetzt wichtig und nicht nationaler Eigennutz. Impfstoff darf ebenso, wie das Virus, nicht an Grenzen halt machen“, schrieb der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), auf Twitter.

FDP-Fraktionschef Christian Lindner kritisierte. „Im Wahlkampf ist Trump offenbar jedes Mittel recht. Die Bekämpfung von Corona ist eine Menschheitsaufgabe und kein Anlass für Egoismus.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt mahnte, die Corona-Gefahr sei eine globale Krise sei, in der die Menschheit „zusammenstehen“ müsse. „Es ist die Zeit von Solidarität und Zusammenarbeit, nicht von nationalen Egoismen“, sagte sie der „Welt“.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, warf Trump vor: „Ein unsozialeres, unsolidarischeres und rücksichtsloseres Vorgehen im weltweiten Kampf gegen die Corona-Pandemie ist kaum vorstellbar.“ (dpa, TSP)

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