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Integration

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Integration: Bundesausländerbeirat: Schulsystem benachteiligt Migrantenkinder

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat eine heiß diskutierte Studie vorgestellt. Demnach sollen türkischstämmige Migranten besonders schlecht integriert sein. Gleichzeitig warnte der Bundesausländerbeirat davor ein Riesen-Bildungsproletariat zu produzieren.

Hessen und Hamburg sind laut einer aktuellen Studie die beiden Bundesländer, in denen Ausländer am besten integriert sind. Schlusslicht ist das Saarland, nach Niedersachsen und Bremen. Das geht aus einer Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hervor, die am Montag in der Hauptstadt vorgestellt wurde. Die Autoren messen die Integration anhand von 20 Kriterien wie etwa dem Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft, Eheschließungen mit Deutschen, Bildungsniveau, Hausfrauenquote oder dem Anteil der Beschäftigten mit ausländischen Wurzeln im öffentlichen Dienst. Basis der Studie ist der Mikrozensus des Jahres 2005 mit 800.000 Befragten.

Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Gruppe der türkischstämmigen Migranten am schlechtesten integriert ist. 30 Prozent aller Türkischstämmigen in Deutschland haben demzufolge keinen Schulabschluss. Am besten integriert sind den Angaben nach die deutschstämmigen Aussiedler aus Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Türkische Gemeinde kritisiert Integrations-Studie

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hält die festgestellte schlechte Integration von Türkischstämmigen in Deutschland nicht für ein ethnisches Problem. Die Studie zeige eher die gesellschaftlichen Probleme einer Unterschicht auf, sagte Kolat. Er appellierte an die Politik, den Nationalen Integrationsplan umzusetzen und für gerechte Bildungschancen zu sorgen. "Die Zeiten gegenseitiger Beschuldigung sind vorbei. Wir müssen als Gesellschaft zu einem gemeinsamen Diskurs kommen", forderte Kolat.

Bundesausländerbeirat nennt Integrationsstudie ein "Warnsignal"

Der Vorsitzende des Bundesausländerbeirates, Memet Kilic, sieht in der neuen Integrationsstudie jedoch ein "Warnsignal". Kilic sagte, es müsse mehr für die Bildung von Migrantenkindern getan werden. Gefordert seien sowohl die Eltern als auch die Bundesregierung.

Kilic warnte: "Wenn wir ein Riesen-Bildungsproletariat produzieren, dann wird unsere Zukunft düster aussehen." Er kritisierte, das Schulsystem in Deutschland benachteilige Migrantenkinder. Die Eltern dürften aber ihre eigenen Aufgaben nicht vernachlässigen, sondern müssten sich mehr als bisher etwa beim Erlernen der deutschen Sprache engagieren. So sollte den Kindern schon im Vorschulalter zweisprachig vorgelesen werden.

Kilic forderte zugleich von der Bundesregierung stärkere Integrationssignale. Den Migranten müsse das Gefühl vermittelt werden, dass auch ihre Kinder als die "Zukunft der Gesellschaft" betrachtet werden. Deshalb müsse die Bundesregierung auf Hürden bei der Einbürgerung verzichten. (ae/dpa/ddp)

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