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Somalia: Islamisten erklären Äthiopien "heiligen Krieg"

Nach dem Einmarsch äthiopischer Truppen in die Stadt Baidoa haben die neuen Machthaber Somalias dem Nachbarland den "heiligen Krieg" erklärt.

Mogadischu - "Wir müssen die Äthiopier aus dem Land treiben, es wird ein heiliger Krieg sein", sagte der Oberste Vorsitzende der Islamischen Gerichte Somalias, Scheich Hassan Dahir Aweis, in einer Rundfunkansprache. Die Äthiopier seien unrechtmäßig in Somalia eingedrungen. Bewohner von Baidoa, wo die somalische Übergangsregierung vorübergehend ihren Sitz hat, hatten in den vergangenen Tagen von einem Einmarsch äthiopischer Truppen in die Stadt berichtet. Die Übergangsregierung und Äthiopien bestreiten dies.

Der Vorsitzende des Obersten Islamischen Rates Somalias, Scheich Scharif Scheich Ahmed, hatte Äthiopien zuvor aufgefordert, sich nicht "in die somalischen Angelegenheiten" einzumischen und sich als "guter Nachbar" zu erweisen. Die Islamisten hatten im Juni in der Hauptstadt Mogadischu die Macht übernommen. Sie kontrollieren weite Teile des Landes, während die Übergangsregierung lediglich die Kontrolle über Baidoa und das Grenzgebiet zu Äthiopien hat. Die USA betrachten Scheich Hassan Dahir Aweis als Terroristen, der über Verbindungen zum Al-Qaida-Chef Osama bin Laden verfügen soll.

Augenzeugen: Weitere äthiopische Truppen in Baidoa

Nach Angaben von Einwohnern Baidoas waren am Donnerstag äthiopische Militärfahrzeuge mit mehreren hundert Soldaten in die Stadt eingerückt. Auch am Freitag trafen Augenzeugen zufolge weitere Fahrzeuge mit Vorräten ein. Dennoch bestritten Vertreter der Übergangsregierung und Äthiopiens erneut die Präsenz äthiopischer Truppen in Somalia. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Sicherheitskräfte wurden lediglich "einige äthiopische Offiziere" damit beauftragt, die Truppen unter dem Kommando der somalischen Übergangsregierung zu schulen.

Äthiopien hat zugesichert, die Übergangsregierung gegen einen möglichen Angriff der Islamisten auf Baidoa militärisch zu unterstützen. Die Regierung in Addis Abeba fürchtet, dass diese ihren Einfluss auf das mehrheitlich christliche Äthiopien ausdehnen könnten.

Die islamistischen Machthaber in Mogadischu bestritten, dass sie einen Angriff auf Baidoa planen. Die finnische EU-Präsidentschaft zeigte sich jedoch beunruhigt, weil die islamistischen Milizen rund 40 Kilometer südöstlich der Stadt Einheiten zusammengezogen hätten. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte alle Konfliktparteien auf, eine weitere Zunahme der Spannungen zu verhindern.

Somalia befindet sich seit dem Sturz der Diktatur unter Siad Barré im Jahr 1991 im Bürgerkrieg. Nach ihrer Machtergreifung hatten die Islamisten mit der Übergangsregierung ein Abkommen über die Beendigung der Feindseligkeiten unterzeichnet. Eine Entspannung blieb jedoch aus, für Mitte Juli geplante Verhandlungen wurden auf einen unbestimmten Termin verschoben.

(tso/AFP)

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