Politik: Kein Bleiberecht für Hitler
Von Harald Martenstein
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Von der Auseinandersetzung mit Adolf Hitler hatte man längere Zeit fast nichts mehr gehört. Die Weltöffentlichkeit ist voll und ganz mit Saddam Hussein, Kim Jong Il und ein bisschen mit Robert Mugabe beschäftigt gewesen. Hitler aber hat irgendwie freie Hand, niemand tut etwas gegen ihn. Hat dieser Mann nicht langsam mal genug Schaden angerichtet? Nun überstürzen sich die Nachrichten.
Bad Doberan. Adolf Hitler ist, möglicherweise, Ehrenbürger von Bad Doberan. „Möglicherweise“, weil für die Ehrenbürgerschaft kein schriftlicher Beweis vorliegt. Es gibt aber Indizien, unter anderem Hitlers Aussage, die Lindenallee von Bad Doberan sei die „schönste“ Deutschlands. Nun sollen im Juni in Heiligendamm, das zu Doberan gehört, die Staatschefs der G-8-Gruppe tagen. Hitler dürfte, als Ehrenbürger, jederzeit dort aufkreuzen und gratis Bus fahren. Hitler schüttelt Bush und Angela Merkel die Hand! Die Linkspartei und die CDU haben Schritte unternommen, Hitler die Ehrenbürgerschaft zu entziehen, was juristisch kompliziert ist, weil er die Ehre, die ihm entzogen wird, ja vielleicht gar nicht besitzt.
Hannover. Die SPD-Landtagsfraktion von Niedersachsen möchte, so meldet die „Welt“, Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft entziehen lassen. Er ist in Braunschweig als Österreicher eingebürgert worden. Zwar wird Hitler den Sprachtest für deutsche Staatsbürger vermutlich bestehen, aber an seiner Verfassungstreue bestehen, weiß Gott, Zweifel. Der CDU-Innenminister von Niedersachsen ist gegen die Ausbürgerung, dies sei „Flucht aus der Verantwortung“. Gewiss, man kann nicht einfach alle deutschen Probleme, die aus Österreich kommen, nach Österreich zurückschicken, es ist schon bei dem Problembären gescheitert.
Bad Tölz. Der Heiglberg bei Bad Tölz wird bei Google Earth im Internet als „Hitlerberg“ bezeichnet. Diesen Namen trug er tatsächlich eine Weile lang. Die Bad Tölzer möchten den Namen mit aller Kraft weghaben, nur, Google ignoriert den Wunsch aus Bad Tölz. Noch.
Kurzum, der Kampf gegen Hitler wird, endlich, auf breiter Front, mit allen Mitteln und unter Eingehung erheblicher persönlicher Risiken geführt. Tatsächlich hat Hitler sich seit einiger Zeit nicht mehr in das politische Geschäft eingemischt, angeblich hält er sich im österreichischen Grenzgebiet auf, verbittert und nahezu mittellos. Aber der niedersächsischen SPD hat er Rache geschworen, „bis sie in Scherben fällt“. Da heißt es, wachsam sein.
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