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Dennis Radtke spricht auf der Tagung. Die 40. Bundestagung der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).

© dpa/Jacob Schröter

„Klassenkampf von oben“: CDU-Sozialflügel lehnt Krankheitstag ohne Lohnersatz ab

Die Krankenkassenbeiträge sind erst zum Jahreswechsel wieder gestiegen. Der Sparvorschlag des Allianz-Chefs stößt jedoch auch in der möglicherweise bald regierenden CDU auf klare Ablehnung.

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Im Krankheitsfall beginnt die Lohnfortzahlung mit dem ersten Tag, auch wenn dem Arbeitgeber erst am dritten Fehltag ein ärztliches Attest vorgelegt werden muss. Nach Beitragserhöhungen zum Jahreswechsel hat Allianz-Chef Oliver Bäte in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ nun den Sparvorschlag unterbreitet, dass „Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Arbeitstag selber tragen“.

Ein klares Nein zu der Idee eines solchen Karenztages kommt jedoch auch aus den Reihen der Union, die anhand der aktuellen Umfragen gute Chancen hat, die nächste Bundesregierung anzuführen. „Dieser Vorschlag ist gänzlich inakzeptabel“, sagte Dennis Radtke, der Vorsitzende des Sozialflügels CDA, dem Tagesspiegel: „Er steht für eine Kultur des Missrauens gegenüber allen Arbeitnehmern.“

Keine Einigkeit in der Union

Zuvor hatte Unionsfraktionsvize Sepp Müller von seiner Partei gefordert, sich der Idee zur Senkung der Systemkosten nicht zu verschließen und sie zu diskutieren, wie er „Politico“ sagte: „Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein.“

Ich will nicht, dass Menschen sich krank zur Arbeit schleppen, sich selbst und andere gefährden, weil sie Sorge haben, dass sie sonst nicht über die Runden kommen.

Dennis Radtke, Vorsitzender des CDU-Arbeitnehmerflügels

„Gerade Menschen mit kleinen Einkommen wären davon stark betroffen“, befürchtet dagegen Arbeitnehmerflügel-Chef Radtke: „Ich will nicht, dass Menschen sich krank zur Arbeit schleppen, sich selbst und andere gefährden, weil sie Sorge haben, dass sie sonst nicht über die Runden kommen.“

Um die Kosten in den Griff zu bekommen, müssten aus seiner Sicht andere Sparmaßnahmen ergriffen werden, etwa über eine konsequente Digitalisierung oder die Herausnahme versicherungsfremder Leistungen: „Mit Klassenkampf von oben werden wir weder die Probleme in der gesetzlichen Krankenversicherung lösen, noch unser Land wieder nach vorne bringen.“

Klares Nein von der SPD

Die Sozialdemokraten lehnen den Vorschlag ebenso deutlich ab.  „Die SPD wird an der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ab dem ersten Tag mit Sicherheit nicht rütteln“, sagte Martin Rosemann, ihr Fraktionssprecher für Arbeit und Soziales, dem Tagesspiegel. Die Forderung zeige lediglich, „wie weit manche Leute von der Realität der arbeitenden Bevölkerung entfernt sind“.

Im Gegensatz zum unterschwelligen Vorwurf des Blaumachens ist es Rosemann zufolge vielmehr ein Fakt, dass viele Beschäftigte aus Pflichtbewusstsein auch noch zur Arbeit gehen, wenn sie krank sind. Daher werde, so der SPD-Abgeordnete, „mal wieder über Probleme gesprochen wird, die es gar nicht gibt“.

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