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Politik: Klimaschutz: Gletscher schmelzen, Wüsten wachsen

Der Klimawandel hat längst begonnen. Die Eisdecken am Nord- und Südpol nehmen ab, die Gletscher in den Hochgebirgen schmelzen.

Der Klimawandel hat längst begonnen. Die Eisdecken am Nord- und Südpol nehmen ab, die Gletscher in den Hochgebirgen schmelzen. Wüsten breiten sich aus, immer mehr Küstengebiete werden von verheerenden Überflutungen getroffen. Zu diesem Ergebnis kommen 900 Wissenschaftler der "Zwischenstaatlichen Kommission für den Klimawandel" (IPCC). Sie haben im Auftrag der Vereinten Nationen untersucht, wo bereits heute die Folgen der vom Menschen gemachten Klimaveränderungen zu finden sind. Der rund 1000 Seiten starke Bericht, den die Klimaforscher vorgelegt haben, wurde nun von der UN-Klimaorganisation in Genf gebilligt.

Jan Pronk, Präsident der im November 2000 ergebnislos vertagten Klimakonferenz in Den Haag, findet den Bericht "besorgniserregend". Er hofft, dass die nun präsentierten Fakten dazu beitragen, dass Ende Juni oder Anfang Juli, wenn die Konferenz fortgesetzt werden soll, zumindest das Kyoto-Protokoll zum Schutz des Klimas endlich umgesetzt wird. Sehr wahrscheinlich ist das nicht. Schon in Den Haag hatten die USA eine politische Einigung verhindert. Und dass ausgerechnet der neue amerikanische Präsident, George W. Bush, dem Klimaprozess neue Impulse geben wird, erwartet kaum jemand.

Dabei ist sich Jim McCarthy, Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe, sicher, dass "die meisten Menschen auf der Verliererseite stehen werden". Selbst in Europa und Nordamerika, wo es wegen der Klimaerwärmung vorübergehend zu höheren Ernten kommen könnte, überwiegen die Nachteile. So schreiben die IPCC-Fachleute, dass in Mitteleuropa die Zahl der Überschwemmungen dramatisch zunehmen wird. Ein Grund dafür sind die schmelzenden Gletscher in den Alpen. In Russland und Kanada werden auch die Gebiete mit Dauerfrost immer weniger, weshalb mehr Schmelzwasser auf die Meere zufließt.

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Dass das teuer werden kann, haben bisher vor allem die Versicherungen zu spüren bekommen. In den neunziger Jahren sind bei Wetterkatastrophen pro Jahr Schäden in Höhe von etwa 40 Milliarden Dollar (rund 80 Milliarden Mark) entstanden. In den fünfziger Jahren lagen die jährlichen Schadenssummen noch bei rund 3,9 Milliarden Dollar. Der Potsdamer Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber rechnet künftig mit jährlichen Kosten für den Klimawandel von rund 100 Milliarden Dollar (rund 200 Milliarden Mark). Dabei hat er die Ausgaben für Küstenschutz, Deichbau und die Folgen von Stürmen, Überschwemmungen und Dürren kalkuliert.

Zwar legen die Klimaforscher erst Anfang März den dritten Teil ihrer Untersuchung vor, in dem Lösungsvorschläge diskutiert und die Kosten für einen weltweiten Umbau der Energieversorgung geschätzt werden. Doch für den Chef des UN-Umweltprojekts Unep, Klaus Töpfer, ist klar, was aus dem Zwischenbericht folgt: "Wir müssen uns über die weit reichenden Veränderungen klar werden, die unsere Industriewirtschaft in Bewegung gesetzt hat." Mit anderen Worten: Vor allem die Industriestaaten müssen den Ausstoß der klimaschädlichen Gase, vor allem Kohlendioxid, dramatisch reduzieren.

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