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Politik: Klinikärzte kehren Verdi den Rücken

Berlin - Im Streit um bessere Arbeitsbedingungen für die 146 000 angestellten und verbeamteten Krankenhausärzte haben die Mediziner ihre Tarifpartnerschaft mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt. Dies bestätigte der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery, dem Tagesspiegel am Sonntag.

Berlin - Im Streit um bessere Arbeitsbedingungen für die 146 000 angestellten und verbeamteten Krankenhausärzte haben die Mediziner ihre Tarifpartnerschaft mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt. Dies bestätigte der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Frank Ulrich Montgomery, dem Tagesspiegel am Sonntag. Schon am 15. September wollen die Mediziner in Stuttgart mit der Tarifgemeinschaft der deutschen Länder über einen arztspezifischen Tarifvertrag für Klinikärzte an den Universitäten verhandeln. „Das geht alleine sicher besser als mit Verdi“, sagte Montgomery.

Auslöser für den Bruch mit der Gewerkschaft waren die jüngsten Verhandlungen mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber. Diese habe ein Angebot gemacht, wonach ein 28-jähriger verheirateter Arzt über zehn Jahre ein Einkommensminus von fünf Prozent zu verkraften gehabt hätte. „Das haben wir abgelehnt“, sagte Montgomery. Verdi hingegen habe ein „noch schlechteres Angebot akzeptiert – und da war für uns die Schmerzgrenze erreicht“. In einer eigens einberufenen Hauptversammlung widerrief der Marburger Bund am Samstag die seit 40 Jahren bestehende Gewerkschafts-Kooperation – anfänglich verhandelten die Ärzte gemeinsam mit der DAG, dann mit Verdi.

Wegen gesundheitspolitischer Differenzen sei die Zusammenarbeit immer schwieriger geworden, sagte Montgomery. Während man auf Bundesebene tarifpolitische Vorteile gehabt habe, hätten „die Eifersüchteleien der Funktionäre vor Ort alles kaputtgemacht“. Außerdem habe es sich nicht bewährt, mit allen anderen im öffentlichen Dienst über einen Kamm geschoren zu werden. „Vom Baggerfahrer in der Lausitz bis zum Chefarzt in Berlin – das kriegen Sie einfach nicht alles in einen Tarifsack rein.“

Auch der Präsident der Berliner Ärztekammer, Günther Jonitz, hatte heftige Kritik an der Gewerkschaft geübt. „Verdi tritt uns ständig in den Hintern“, sagte er dem „Focus“ noch vor Aufkündigung der Tarifpartnerschaft. Vorbild für den Marburger Bund war die Pilotengewerkschaft Cockpit. Auch sie hat sich von Verdi abgespalten und verhandelt seither selbständig.

Seit Monaten protestieren Tausende von Klinikärzten gegen schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Bezahlung, Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Verlängerung der Arbeitszeit auf 42 Stunden und Nichtvergütung von Überstunden. Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder waren im Frühjahr gescheitert. Laut „Spiegel“ sind die Länderfinanzminister nun aber zum Einlenken bereit.

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