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Der neue Präsident Ivan Duque jubelt.

© Fernando Vergara/AP/dpa

Nach der Präsidentschaftswahl: Kolumbien rückt weiter nach rechts

Der neue kolumbianische Präsident Ivan Duques zählt zu den Konservativen im Land.Seine Kritiker sehen den Friedensvertrag mit der Farc gefährdet.

Ivan Duques jungenhaftes Gesicht und sein grauer Haarschopf stehen in Kontrast zueinander. Kolumbiens neuer und mit 41 Jahren jüngster Präsident färbe sich die Haare, um reifer zu wirken, sagen seine Gegner – was Duques Friseur öffentlich bestritt. In der Tat braucht der neue Staatschef politische Reife, um das polarisierte Land in den kommenden Jahren durch die Nachkriegszeit zu manövrieren.
Welchen Kurs Duque, ein konservativer Anwalt und Ex-Senator, dabei genau segeln wird, ließ er bisher im Dunkeln. Doch sein Mentor, der erzkonservative Expräsident Alvaro Uribe, ist ein bekennender Saboteur des Friedensvertrags zwischen Regierung und der linken Guerilla, der nach dessen Ansicht viel zu nachsichtig mit den Kämpfer der Farc umgeht. Deshalb will Uribe, dass zentrale Punkte wie deren politisches Mitwirkungsrecht und die Spezialbehandlung vor Sondergerichten wieder abgeschafft werden.

Er stammt aus guten Verhältnissen

Duque sei vom Leben noch nie wirklich auf die Probe gestellt worden, sagen Journalisten über ihn. Uribe sei der Wadenbeißer, Duque der vorgeschobene Sunnyboy ohne eigenes Profil, so interpretieren einige die Konstellation. So ähnlich war es schon mit dem aktuellen Präsidenten Juan Manuel Santos geplant, der einst Verteidigungsminister Uribes war. Einmal im Amt, kehrte er seinem Mentor den Rücken und handelte den Frieden mit den Farc aus.

Dass sich dies mit dem Präsidenten Duque wiederholt, ist wenig wahrscheinlich.

Der neue Präsident entstammt einer alteingesessenen, gut situierten Familie. Sein Vater war Bergbauminister und Gouverneur, er hatte immer schon eine politische Karriere für seinen Lieblingssohn im Blick. Der Sprössling besuchte eine Eliteschule in Bogotá, spielte aber lieber Bassgitarre in einer Rockband und wollte Fußballer werden. Das Abitur war mittelmäßig, es reichte nur zum Jurastudium an der Uni eines Freundes seines Vaters. Danach ging er ins Ausland, um an einer US-Provinzuniversität einen Master zu machen.

Seine berufliche Karriere begann als Berater in der Stiftung des scheidenden Präsidenten Santos, er arbeitete in Washington als Berater für die Uno und die Interamerikanische Entwicklungsbank. Dort stieg er zum Chef der Kulturabteilung auf. Bis heute verficht er die Idee, Kultur und Kreativität seien wichtige Grundlagen für Wirtschaft und Gesellschaft eines Landes. Duque gilt als pragmatischer Wirtschafts-Liberaler und Bewunderer der USA.

Duque kämpft gegen Korruption im Staatsapparat

Als Uribe ihn vor vier Jahren als Kandidat für den Senat bestimmte, kehrte Duque in die Heimat zurück. Er profilierte sich als neoliberaler Scharfmacher und Kritiker von Santos. So gewann er Uribes Anerkennung. Vier Gesetze tragen Duques Handschrift, darunter so populäre wie die Ausweitung des Mutterschaftsurlaubs. Trotzdem war er nur dritte Wahl für die Präsidentschaft. Doch weil alle anderen Bewerber Korruptionsprozesse am Hals hatten hatten oder unpopulär waren, kam seine Stunde.

Vor allem seine Brandreden gegen Bürokratie und Korruption im Staatsapparat fielen in der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Duques jugendliches Image mit Jeans und legeren Sakkos kommt gut an, kontrastiert aber mit den konservativen Ansichten des dreifachen Familienvaters zu Abtreibung, Homoehe und Drogenlegalisierung. Besonders bei den Frauen punktet er mit seiner galanten Art und seinen improvisierten Gesangseinlagen. Die Hälfte seiner Regierung werden Frauen sein, hat er versprochen, und der Großteil unter 45 Jahre. Viele sehen ihn als unreife Marionette Uribes, der als Fraktionsführer im Senat die Fäden ziehen wird. Duque behauptet, er habe einen eigenen Kopf und sei Kolumbiens Macron. Für den Kolumnisten Francisco Miranda ist er die Idealbesetzung für eine geliftete Neuauflage des Uribismus.

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