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Politik: Konklave für den Papst in Schwarz Jesuiten wählen nach

24 Jahren wieder General

Der General der Jesuiten heißt in Rom häufig auch der „Schwarze Papst“. Und wenn die 226 Ordensdelegierten aus aller Welt am Montag zusammentreten, um einen Nachfolger für den 79-jährigen Holländer Peter-Hans Kolvenbach zu wählen, dann werden sie sich genauso abschotten wie die Kardinäle beim Konklave; sogar ihre Handys müssen sie abgeben. Erst wenn Papst Benedikt XVI. den neuen Ordensoberen bestätigt hat, gehen die Türen wieder auf.

Der Hauptsitz der Jesuiten am Borgo Santo Spirito in Rom liegt dem Apostolischen Palast, dem Sitz des „Weißen Papstes“, schräg gegenüber. Kolvenbach ist der 28. Nachfolger des Ordensgründers Ignatius von Loyola und der erste General in der 477-jährigen Ordensgeschichte, der sein Amt nicht bis zum Lebensende ausübt, sondern – mit päpstlicher Erlaubnis – vorzeitig zurücktritt.

Es ist weniger Resignation als Erschöpfung. Bevor Kolvenbach im September 1983 zum General gewählt wurde, hatte er ein Vierteljahrhundert im Libanon verbracht und in den diversen Kriegs- und Bürgerkriegswirren des Nahen Ostens versucht, das Engagement der katholischen Kirche und seines Ordens zusammenzuhalten. Die „Gesellschaft Jesu“, die er danach übernahm, befand sich in einem kaum weniger zerrissenen Zustand. Im Streit um die „Option für die Armen“, um die „Theologie der Befreiung“ und um deren Anleihen bei der marxistischen Gesellschaftsanalyse hatte Johannes Paul II. so massiv in den Orden eingegriffen wie kein Papst vor ihm. Nachdem General Pedro Arrupe im August 1981 einen Schlaganfall erlitten hatte, ernannte der Papst einen Sonderkommissar, um die Jesuiten auf seinen Kurs zu bringen. Etliche profilierte Jesuiten wurden von der Glaubenskongregation unter Joseph Ratzinger abgestraft, zahlreiche andere verließen aus Enttäuschung und unter Protest den Orden.

Kolvenbach lenkte die „Gesellschaft Jesu“ wieder in ruhigeres Fahrwasser – und der Vatikan steuert immer noch massiv mit. Jeder Artikel in der „Civiltà Cattolica“, dem Sprachrohr und der einflussreichsten Zeitschrift der Jesuiten, muss vor dem Druck im Apostolischen Palast abgesegnet werden. Auf diese Weise seien „einige ganz tolle Projekte nie erschienen“, meint ein führender römischer Jesuit schulterzuckend.

Mit 38 000 Mitgliedern hatte die „Gesellschaft Jesu“ 1965 ihren Höchststand erreicht. Heute ist sie auf die Hälfte geschrumpft. Auch ihre Schwerpunkte haben sich verlagert. Südostasien ist mit 5 700 Jesuiten beinahe auf europäische Größe (6200) gewachsen. In Deutschland, wo die Jesuiten mit ihren Schulen und Missionen während der Gegenreformation des 16. und 17. Jahrhunderts einen besonders starken Auftritt hatten, gehören dem Orden nur mehr 425 Priester, Studenten und Brüder an; in Österreich sind es 88, in der Schweiz 69.

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