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Politik: Krank durch Ground Zero

Es ist ein trockener Husten. Der Reiz ist ständig da, selbst in der Nacht.

Es ist ein trockener Husten. Der Reiz ist ständig da, selbst in der Nacht. Er quält die Betroffenen, bis die Lungen schmerzen. Einige von ihnen spucken Blut. Ein weiteres Symptom ist das beklemmende Gefühl, nie tief durchatmen zu können. Einer der Männer, der früher Marathon gelaufen war, kann heute nicht mehr seine dreijährige Tochter die Treppe hinauftragen. Die Kranken sind müde, erschöpft, jede körperliche Tätigkeit strengt sie an.

Wie viele der New Yorker Feuerwehrmänner, die an "Ground Zero" geschuftet haben, an Atemwegserkrankungen leiden, ist unbekannt. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass es Tausende sind. Seit Monaten schon sprechen die behandelnden Ärzte von dem "World Trade Center Husten". Hinzu kommen Hunderte von ausländischen Hilfskräften, die von umliegenden Firmen für Aufräumarbeiten angeheuert wurden - für einen Stundenlohn von 7,50 Dollar. Viele von ihnen müssen jetzt ebenfalls medizinisch versorgt werden. Seit Anfang der Woche hat unmittelbar neben der Einsturzstelle eine mobile Klinik den Betrieb aufgenommen. Der Andrang ist groß.

Nach dem 11. September traten aus den 1,2 Millionen Tonnen Schutt viele giftige oder schädliche Substanzen aus. Darunter waren Asbest, Benzole, Dioxine und polychlorierte Biphenyle, kurz PCBs. Sie stehen im Verdacht, Krebs erregend zu sein. Eingeatmet wurde außerdem eine Mischung aus Mineralstaub, pulverisiertem Glas, Glasfasern und Reizgasen.

Dennoch trug kaum ein Helfer, von denen viele bis zu 18 Stunden am Tag arbeiteten, eine Gasmaske. Anfangs gab es zu wenige davon, später galten sie als unpraktisch und störend bei der Kommunikation. Wesentlich weiter verbreitet waren chirurgische Masken. Doch die bieten keinen kompletten Schutz. Von den rund 600 überwiegend spanischstämmigen Immigranten, die in der Nähe des Trümmerfeldes mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren, wurde offenbar keiner auf die Gesundheitsgefährdungen hingewiesen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Kaum einer der ausländischen Hilfskräfte ist krankenversichert.

Dass Feuerwehrmänner nach einem Einsatz stark husten, ist nicht ungewöhnlich. Doch im Regelfall verschwindet der Reiz nach ein paar Tagen. In New York dagegen ist der Husten chronisch geworden. Diagnostiziert werden außerdem Asthma, Staublungen und Herzattacken. Rund 30 Einsatzkräfte sind bereits vorzeitig in den Ruhestand getreten.

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