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Nichtraucherschutz: Krebsforscher fordern einheitliches Rauchverbot

Die Regierungschefs der Länder befassen sich am Donnerstag mit dem Nichtraucherschutz. Zuvor veröffentlichte das Deutsche Krebsforschungszentrum eine Studie aus Irland, die sie dabei eigentlich nicht außer Acht lassen können.

Heidelberg - Das Rauchverbot in Irland hat die Gesundheit der Kneipenmitarbeiter deutlich verbessert. Das Pub-Personal klage heute seltener über Husten, gerötete Augen und Rachenreizungen als vor Einführung der rauchfreien Gastronomie, berichtete das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und verwies auf eine irische Studie.

Welche zum Teil drastische Wirkung ein Rauchverbot haben kann, belegen die Ergebnisse der Forscher um Professor Luke Clancy vom "Forschungsinstitut für eine tabakfreie Gesellschaft" in Dublin. Die Wissenschaftler hatten für ihre im Fachblatt "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlichte Analyse Luftqualität und Mitarbeiter von 42 Pubs in Dublin untersucht. Irland hatte im März 2004 als erstes Land in Europa eine vollständig rauchfreie Gastronomie eingeführt.

Bessere Luft und weniger gereizte Augen

Ein Jahr nach Einführung des Rauchverbots klagten demnach unter den in Pubs beschäftigten Nichtrauchern statt ehemals fast 60 Prozent nur noch 15 Prozent über gerötete oder gereizte Augen. Auch rauchende Mitarbeiter profitierten von ihrem qualmfreien Arbeitsplatz: Zwar blieben bei ihnen Hustenattacken am Morgen unverändert häufig, Klagen über Reizungen im Rachen halbierten sich jedoch in etwa.

Die Messungen der Luft belegten, dass die Konzentrationen schädlicher Partikel und des krebserzeugenden Benzols stark zurückgegangen sei. Die Lungenfunktion aller Personen war besser, das Krebsrisiko merklich gesenkt. Clancy hatte laut DKFZ zunächst von September 2003 bis März 2004 die Schadstoffbelastung in der Kneipenluft und den Gesundheitszustand der Mitarbeiter untersucht, kurz bevor das irische Verbot in Kraft trat. Diese Daten verglich er mit denen einer identischen Untersuchung genau ein Jahr später.

"Ausnahmen darf es nicht geben"

Die Länder hatten sich im Februar auf Ministerebene auf ein grundsätzliches Rauchverbot in Gaststätten geeinigt. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen behielten sich aber die Möglichkeit vor, reine Raucherkneipen zuzulassen. Möglicherweise wollen sich diesem Weg noch andere Länder anschließen.

Vor den Beratungen der Ministerpräsidenten zum Nichtraucherschutz am Donnerstag hat die Deutsche Krebsgesellschaft einheitliche Regelungen für Gaststätten gefordert. "Ausnahmen beim Schutz vor einem nachgewiesenermaßen Krebs erregenden Schadstoffgemisch darf es nicht geben", erklärte Michael Bamberg, Präsident der Gesellschaft. Es werde eine bundesweit einheitliche Regelung gebraucht. Sollten die Länderchefs einknicken, dürften Raucher-Gaststätten ausschließlich mit Selbstbedienungsservice betrieben werden, forderte er. Auch deutsche Lungenärzte haben die geplanten Ausnahmeregelungen in einem Protestbrief an die Länderchefs kritisiert.

Die Mehrheit ist für Rauchverbot in Lokalen

SPD-Politiker drohten derweil mit bundesgesetzlichen Regelungen, falls sich die Länder nicht auf einen einheitlichen Nichtraucherschutz in Gaststätten einigen sollten. "Das Ergebnis darf keinesfalls ein von Land zu Land unterschiedlicher Nichtraucherschutz sein", sagte der SPD-Abgeordnete Lothar Binding der "tageszeitung". Wenn es über die Länder keine bundeseinheitliche Regelung gebe, "werden wir im Bund aktiv". Carola Reimann, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte, sie sei zwar zuversichtlich, dass die Länder eine Lösung für das ganze Land erreichten. "Wenn nicht, muss man das Ganze wieder neu beginnen."

Jährlich sterben in Deutschland rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, davon 3.300 Menschen durch Passivrauchen. Laut DKFZ sprachen in einer deutschen Umfrage zwei von drei Menschen für ein Rauchverbot in Restaurants aus. Die Zustimmung zieht sich dabei durch alle politischen Lager und steigt mit der Schulbildung. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatte im Auftrag des Krebsforschungszentrums im Februar bundesweit rund 2.000 Menschen im Alter von 14 bis 80 Jahren befragt. (tso/dpa/AFP/ddp)

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