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Innenminister Horst Seehofer (CSU, rechts) und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU,).

© Kai Nietfeld, dpa

Kriminalstatistik 2017: Mehr antisemitische Straftaten in Deutschland

Innenminister Seehofer hat die Kriminalstatistik für 2017 vorgestellt: Die Kriminalität insgesamt ist deutlich zurückgegangen – vor allem bei Diebstahl und Einbrüchen.

Von Antje Sirleschtov

In Deutschland ist die Zahl antisemitischer Straftaten leicht gestiegen. Wie aus den am Dienstag vorgestellten Fallzahlen zur politisch motivierten Kriminalität 2017 hervorgeht, waren es im vergangenen Jahr 1504 Fälle, 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr (1468). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte, annähernd 95 Prozent dieser Straftaten seien rechtsmotiviert gewesen. Allerdings stiegen – wenn auch auf niedrigem Niveau – auch die antisemitischen Straftaten von Ausländern oder aus religiösen Gründen wieder an.

Insgesamt ist die Kriminalität in Deutschland aber deutlich zurückgegangen: Die Behörden erfassten im vergangenen Jahr 5,8 Millionen Straftaten – die niedrigste Zahl seit 1992. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist die erfasste Kriminalitätsrate sogar niedriger als in den vergangenen 30 Jahren. Auf 100.000 Einwohner kommen demnach weniger als 7000 Fälle. „Deutschland ist sicherer geworden“, sagte Seehofer. Gerade in Bereichen, die die Bevölkerung am meisten beschäftigten, seien die Zahlen deutlich gesunken. Das betreffe zum Beispiel Diebstähle und Wohnungseinbrüche.

Die Innenminister von Bund und Ländern hatten zur Bekämpfung dieser Delikte in den vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen zum Teil in Kooperation mit europäischen und außereuropäischen Ländern ergriffen. Diese zeigten offenbar Wirkung, sagte Seehofer. Zur Entwarnung gebe es aber keinen Anlass, fügte er hinzu: „Es bleibt viel zu tun.“ Die Gewaltkriminalität sank nur leicht. Und die insgesamt positive Entwicklung gehe nicht mit dem subjektiven Empfinden der Bevölkerung einher, sagte Seehofer.

Hohe Aufklärungsrate

Insgesamt wurden 2,11 Millionen Tatverdächtige ermittelt, was einem Rückgang um 10,5 Prozent entspricht. Darunter befanden sich 1,38 Millionen deutsche (minus 2,2 Prozent) und knapp 740.000 nichtdeutsche Tatverdächtige (minus 22,8 Prozent). Der Anteil tatverdächtiger Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit hat sich damit von 40,4 auf 34,8 Prozent reduziert – gemessen am Bevölkerungsanteil sind die Zahlen jedoch deutlich höher als bei Deutschen.

Aufgeklärt wurden laut Innenministerium 55,7 Prozent der Straftaten – so viel wie nie seit Beginn der Zählung 2005. Die Aufklärungsquote hängt aber stark vom Tatbereich ab: Bei Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl werden nur 17,8 Prozent der Fälle aufgeklärt, bei Tötungsdelikten sind es 95,6 Prozent.

Die politisch motivierten Straftaten machen laut Seehofer gemessen an der Gesamtzahl in der Kriminalstatistik nur einen Bruchteil aus. Diese „häufig aus politischem Hass begangenen Straftaten“ würden aber gesondert erfasst, „weil sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen“. Die Gesamtzahl solcher Delikte sei 2017 erstmals nach Jahren wieder zurückgegangen. Mehr als die Hälfte werden Tätern mit rechter Ideologie zugeordnet.

Vor allem wegen der Ausschreitungen am Rande des G-20-Gipfels in Hamburg gab es einen deutlichen Anstieg linksmotivierter Gewalttaten auf insgesamt knapp 10.000. Im Bereich der Hasskriminalität sank die Zahl von rund 10.750 im Jahr 2016 auf knapp 8000 im Jahr 2017. Dabei reduzierten sich die fremdenfeindlichen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent.

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