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Demonstranten in Havanna (am 11. Juni 2021)

© AFP/Yamil Lage

Proteste gegen die Regierung: Kubanische Youtuberin wird bei Live-Interview festgenommen

Im spanischen Fernsehen berichtet Dina Stars über die Proteste in ihrer kubanischen Heimat. Dann kommen Polizisten. Bei den Demonstrationen stirbt ein Mann.

Stand:

Während eines live ausgestrahlten Interviews im spanischen Fernsehen zu den Protesten in Kuba ist eine YouTuberin anscheinend festgenommen worden.

Mitten in der Sendung „Todo es Mentira“ des spanischen Senders Cuatro am Dienstag unterbrach die junge Frau, die sich Dina Stars nennt, plötzlich einen anderen Gast und sagte: „Die Sicherheitskräfte sind da draußen.“

Die Kubanerin ging an die Tür ihrer Wohnung in Havanna, trat kurz darauf wieder vor die Kamera und erklärte, sie werde mitgenommen.

„Ich mache die Regierung dafür verantwortlich, was auch immer mit mir passiert“, sagte sie.

Ein Video soll zeigen, wie Dina Stars abgeführt wird.

Zuvor hatte Dina Stars in dem Interview zu den Demonstrationen, die am Sonntag ausgebrochen waren, gesagt: „Wir brauchen Hilfe. Hier werden die Leute umgebracht.“ Die Menschen hätten nichts mehr zu verlieren, betonte sie. „Die Leute in Kuba sterben - entweder verhungern sie oder sie werden krank, weil es keine Medikamente gibt, oder sie werden in einer Demonstration umgebracht.“

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Am Sonntag hatten Tausende Kubaner in zahlreichen Städten gegen Mangelwirtschaft und Unterdrückung durch die autoritäre Regierung demonstriert. Das hatte es seit Jahrzehnten in dem Karibikstaat nicht mehr gegeben. Kubas Wirtschaft leidet stark unter dem Einbruch des Tourismus in der Pandemie sowie unter US-Sanktionen.

Wie in Videos zu sehen war, wendeten die Sicherheitskräfte Gewalt an. Bei den Protesten hat es einen Toten gegeben. Ein 36-jähriger Mann sei am Montag bei einer Demonstration am Stadtrand von Havanna gestorben, teilte das kubanische Innenministerium mit. 144 Menschen wurden laut der Protestbewegung San Isidro festgenommen oder gelten als vermisst.

Am Dienstag suchten in Havanna zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen oder Freunden. Eine Frau, die auf einer Polizeistation in der Hauptstadt nach ihrem 21-jährigen Sohn fragte, berichtete von zahlreichen Festnahmen in ihrem Viertel.

Die Polizei habe viele Menschen mitgenommen, „Junge und Alte“, sagte sie. Ihren Sohn hätten die Sicherheitskräfte zu Hause abgeholt. Ihm seien Handschellen angelegt und er sei geschlagen worden. Auch der vorläufig festgenommene Regisseur und Oppositionelle Yunior García gab an, von Sicherheitskräften geschlagen worden zu sein. „Wir wurden wie Müll behandelt“, schrieb García, der zu den bekanntesten Gesichtern der Künstler-Protestbewegung 27N gehört, bei Facebook.

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Die ranghohe US-Diplomatin Julie Chung verurteilte die Gewalt gegen die Demonstranten, deren Festnahmen sowie das „Verschwinden unabhängiger Aktivisten“. Spaniens Außenminister José Manuel Albares zeigte sich bestürzt über die Festnahme der kubanischen Journalistin Camila Acosta, die für die konservative spanische Zeitung „ABC“ und die oppositionelle Website „Cubanet“ gearbeitet hatte. Acosta müsse sofort freigelassen werden, erklärte Albares.

Regierung spricht von „orchestrierten Provokationen“

Der amtlichen kubanischen Zeitung „Granma“ zufolge traf sich Präsident Miguel Díaz-Canel am Dienstag mit seinem Vorgänger Raúl Castro sowie den übrigen Mitgliedern des Politbüros der Kommunistischen Partei, um über die Proteste zu beraten. Demnach nahmen die Politiker eine „Analyse der von konterrevolutionären Elementen orchestrierten Provokationen“ vor, die von den USA zum Zweck der Destabilisierung Kubas finanziert worden seien.

Auch Außenminister Bruno Rodríguez warf der US-Regierung vor, die Demonstrationen mit ihrer Politik der Sanktionen und einer Kampagne im Internet provoziert zu haben. Die Proteste seien keineswegs als sozialer Zornesausbruch zu werten, betonte Rodríguez. Es habe sich um Unruhen in einem sehr begrenzten Umfang gehandelt. Die Kubaner stünden weiter „hinter der Revolution und ihrer Regierung“.

Die katholische Kirche in Kuba rief die Regierung und die Demonstranten zu einer Verständigung auf, um Gewalt zu verhindern. Die kubanische Bischofskonferenz beklagte die Unbeweglichkeit der Regierung, die eine Lösung der Probleme verhindere. Zudem hoben die Bischöfe das Recht der Kubaner hervor, „ihre Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnung zu äußern“.

Die USA forderten Kuba auf, die Beschränkungen im Netz aufzuheben und die „Stimme der Menschen zu respektieren“. Daten der in London ansässigen Organisation Netblocks zeigten, dass der Zugang zu Diensten wie Whatsapp, Telegram, Facebook und Instagram in Kuna am Montag beschränkt war. (dpa, AFP)

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