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Russische Truppen fahren im April 2022 durch besetztes Gebiet.

© AP/dpa/Alexei Alexandrov

Lagebericht des britischen Geheimdiensts: Russische Truppen in der Ostukraine erhalten wohl neuen Kommandeur

Unter der Führung von Generalleutnant Nikiforow sollen die Russen offenbar die Stellungen halten. Experten erwarten in der Region Luhansk eine Entscheidungsschlacht.

Ein russischer Truppenverband in einem umkämpften Gebiet in der Ostukraine bekommt nach britischen Angaben vermutlich erneut eine neue Führung. Generalleutnant Jewgenij Nikiforow sei wahrscheinlich dabei, das Kommando über Russlands Westliche Streitkräftegruppe (WGF) zu übernehmen, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Freitag in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update. Er wäre demnach der mindestens vierte Kommandeur an der Spitze des Verbands seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar.

Die WGF hat nach britischer Einschätzung mit ziemlicher Sicherheit die Aufgabe inne, Russlands rechte Flanke in dem Gebiet rund um die Städte Kreminna und Swatowe zu halten. Das ukrainische Militär hatte am Donnerstag ein Vorankommen bei Kreminna gemeldet. Zuvor hatte eine amerikanische Denkfabrik mitgeteilt, die russische Armee sammle im Gebiet Luhansk Truppen und rüste sich für eine Entscheidungsschlacht.

Kreminna gilt als mögliches Einfallstor, um im Osten der Ukraine weiter vordringen zu können. Das russische Militär hatte die Kleinstadt Mitte April nach schweren Kämpfen besetzt und von dort auch den weiteren Vormarsch auf den Ballungsraum zwischen Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vorbereitet. Im Gegenzug könnte Kreminna nun den Ukrainern nach der Einnahme als Aufmarschgebiet für die Rückeroberung der beiden Großstädte dienen.

 Russlands Einsatz von Landminen sowie Angriffe auf zivile Infrastruktur unterstreichen die schockierende Grausamkeit der Invasion Putins.

Ben Wallace, britischer Verteidigungsminister

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Großbritannien kündigte am Freitag zudem an, die Ukraine bei der Räumung von Minen und nicht explodierten Geschossen zu unterstützen. Es seien mehr als 1000 Metalldetektoren und 100 Ausrüstungspakete zur Bombenentschärfung geliefert worden, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.

„Russlands Einsatz von Landminen sowie Angriffe auf zivile Infrastruktur unterstreichen die schockierende Grausamkeit der Invasion (des russischen Präsidenten Wladimir) Putins“, sagte Ressortchef Ben Wallace. „Dieses neue britische Unterstützungspaket wird der Ukraine helfen, Land und Gebäude sicher zu räumen, während sie ihr rechtmäßiges Territorium zurückerobert.“ London ist einer der größten Lieferanten der Ukraine für Waffen, aber auch anderer Unterstützung. Bisher wurden mehr als 11 000 ukrainische Soldaten in Großbritannien ausgebildet.

Russland startete auch am Freitag Luftangriffe auf die Ukraine. Eine nächtliche Welle an Drohnenangriffen sei aber abgewehrt worden, teilte das ukrainische Militär am Freitag mit. Alle 16 russischen „Kamikaze“-Drohnen iranischer Bauart seien abgeschossen worden.

Ziel war demnach vor allem die Hauptstadt Kiew. Hier wurden laut Bürgermeister Vitali Klitschko sieben Drohnen abgeschossen. Ein Verwaltungsgebäude sei teilweise zerstört worden. Erst am Donnerstag hatte Russland mit dem größten Luftangriff seit Beginn des Krieges Ende Februar erneut vor allem Energieinfrastruktur in der Ukraine ins Visier genommen. Dadurch kam es laut Präsident Wolodymyr Selenskyj in vielen Regionen wieder zu Stromausfällen. (dpa, Reuters)

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