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Politik: Letzte Hoffnung Washington

Die Briten wollen, dass die USA in Liberia eingreifen

Die Ruhe in Monrovia ist trügerisch. Nachdem sich Regierungssoldaten und Rebellen bis zum Donnerstagmorgen im Zentrum der Hauptstadt Liberias heftige Gefechte geliefert hatten, nutzten die Einwohner eine Kampfpause, um ihre Verstecke zu verlassen – viele flohen panisch aus der Stadt. Nach Berichten von Augenzeugen lagen in den Wohnvierteln dutzende Leichen auf den Straßen. Nach Angaben der Regierung sind in den vergangenen beiden Tagen bis zu 300 Einwohner getötet und mindestens 1000 verletzt worden. Seit die Rebellen der Vereinten Liberianer für Versöhnung und Demokratie (Lurd) am Mittwoch mit ihrem Vorstoß zum Sturz von Diktator Charles Taylor begannen, herrscht in Monrovia Endzeitstimmung.

Wegen der zugespitzten Lage drängte am Donnerstag der britische UN-Botschafter Jeremy Greenstock die USA zum Eingreifen. Es würde international sehr begrüßt werden, wenn die Vereinigten Staaten eine Intervention anführen würden, sagte Greenstock dem Sender BBC. Noch am Donnerstag sollte eine Delegation des UN-Sicherheitsrates nach Ghana reisen, um dort Gespräche mit den liberianischen Konfliktparteien zu führen.

Der letzte Waffenstillstand hielt gerade einmal neun Tage. Das Abkommen beinhaltete auch einen Rücktritt Taylors, doch der Diktator erklärte, er werde frühestens im Januar zurücktreten. Daraufhin setzten die Rebellen zur Offensive an. Mit dem Rücken zur Wand betonte Taylor in einer Radioansprache seinen Kampfeswillen: „Ich bin nicht geflohen, ich werde nicht fliehen und wir werden kämpfen gegen den Terror.“ Gerüchte, dass er das Land verlassen habe, seien falsch.

Liberia, 1847 von befreiten Sklaven aus den USA als erste Republik Afrikas gegründet, steht wieder vor einer Zäsur. Aber was nach Taylor kommen könnte, muss nicht besser sein, denn auch die Rebellen gehen rücksichtslos gegen Zivilisten vor. Taylor regiert das Land seit fünf Jahren mit Härte und wird vom UN-Sondergerichtshof für Sierra Leone mit Haftbefehl gesucht. Der 55-jährige frühere Warlord hat nicht nur seinem Land einen grausamen Bürgerkrieg mit bisher mehr als 200 000 Toten aufgehalst. Er hat den Krieg auch in den Nachbarstaat Sierra Leone exportiert und dort die Rebellen gefördert, indem er ihnen Waffen lieferte und im Gegenzug Holz oder Diamanten erhielt.

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