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Politik: Libyen feiert Ende Gaddafis

Übergangsrat will Scharia und Vielehe erlauben

Tripolis - Neubeginn nach 42 Jahren Diktatur: Drei Tage nach dem Tod von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi hat der Übergangsrat Libyen für befreit erklärt. Während eines Festaktes mit zehntausenden Menschen in Bengasi verkündete der Ratsvorsitzende, Mustafa Abdul Dschalil, am Sonntag offiziell den Sieg über das Gaddafi-Regime. Dschalil rief seine Landsleute zu Einheit und Toleranz auf. Außerdem versprach er Rechtsstaatlichkeit und den Schutz von Menschenrechten. Die Basis für das neue Libyen soll die islamische Rechtsprechung sein.

„Ihr seid frei, Libyer“, rief der Vize-Chef des Übergangsrates, Abdulhafis Ghoga, in die begeisterte Menge. Der Ratsvorsitzende Dschalil dankte dann auch der Nato sowie der Europäischen Union für die Hilfe bei der Befreiung. Wie erwartet kündigte Dschalil eine stärkere islamische Orientierung Libyens in der Zukunft an. „Ein Gesetz, das dem islamischen Recht widerspricht, ist null und nichtig.“ In diesem Sinne werde auch das geltende libysche Eherecht abgeschafft, dass die Zahl der Frauen für einen Muslim begrenze. Man werde auch islamische Banken gründen, die keine Zinsen verlangen, versprach Dschalil.

Angesichts der Differenzen zwischen Stämmen und politischen Gruppierungen warnte Dschalil vor einer Spaltung des Landes. „Wir sind alle Brüder geworden, was wir lange Zeit nicht waren.“ Auf dem Festplatz in Bengasi, wo der Aufstand gegen Gaddafi vor acht Monaten begonnen hatte, schwenkten begeisterte Menschen Fahnen. Viele tanzten auf den Straßen, wie auf Fernsehbildern zu erkennen war. Nun soll binnen 30 Tagen eine provisorische Regierung gebildet werden. Sie solle dann bis Juni 2012 Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung vorbereiten, kündigte Dschalil an. Dieses Gremium soll dann eine Verfassung ausarbeiten, auf deren Grundlage innerhalb eines Jahres ein Parlament und ein Präsident gewählt werden.

Noch vor den Feiern wurde der Streit um die Leiche des Ex-Diktators vorerst beigelegt. Die Leichen Gaddafis und seines Sohnes Mutassim sollen nun an Angehörige übergeben werden, statt wie ursprünglich geplant an einem unbekannten Ort vergraben zu werden. Der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, sagte in einem BBC-Interview, er begrüße eine gründliche Untersuchung von Gaddafis Tod durch die UN.

Der letzte untergetauchte Sohn von Ex-Machthaber Gaddafi will den Kampf fortsetzen. In einer Audiobotschaft beschimpfte Gaddafis Lieblingssohn Saif al-Islam außerdem die Nato, die zum Sturz des Regimes beigetragen hatte. „Geht zur Hölle, ihr Ratten und Nato“, zitierte ihn der arabische Nachrichtensender Al-Arabija am Sonntag. dpa/rtr

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