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Rauch steigt aus einer Fabrik im Südosten Frankreichs (Archivbild, 01.11.2021).

© Philippe Desmazes/AFP/dpa

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Klimagipfel in Glasgow: Aufruf zu verstärkter Emissionsminderung ab 2022

Deutschland will nicht mehr fossile Energien im Ausland finanzieren + Merkel ist unzufrieden mit ihrer eigenen Klimapolitik + Der Newsblog.

Stand:

Der erste Entwurf der abschließenden Entscheidung der Klimakonferenz fordert die Staaten zu einer früheren Überprüfung ihrer Emissionsminderungsziele auf als bislang vorgesehen. Die Regierungen seien aufgerufen, dies bereits bis Ende 2022 zu tun (mehr im Newsblog).

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Farangies Ghafoor

Aufruf zu stärkerer Emissionsminderung ab 2022

Rauch steigt aus einer Fabrik im Südosten Frankreichs (Archivbild, 01.11.2021).
Rauch steigt aus einer Fabrik im Südosten Frankreichs (Archivbild, 01.11.2021).   Bild: Philippe Desmazes/AFP/dpa
Der erste Entwurf der abschließenden Entscheidung der UN-Klimakonferenz fordert schnellere und verstärkte Klimaschutzanstrengungen von den Staaten. Sie seien aufgerufen, ihre Pläne für eine Dekarbonisierung "zu überdenken und zu stärken", heißt es in dem am Mittwoch von der britischen COP-Präsidentschaft vorgelegten Textentwurf. Die Regierungen sollen dies demnach bereits bis Ende 2022 tun und nicht wie bisher vorgesehen erst 2025.

Der Textentwurf verweist auf das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dies erfordere "bedeutende und effektive Maßnahmen aller Seiten in dieser entscheidenden Dekade". Nötig seien "eine schnelle, tiefe und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen".

Bei dem nun vorgelegten Textentwurf handelt es sich um die sogenannte Cover decision, ein politisches Rahmendokument, in dem alle wichtigen Verhandlungsthemen der Weltklimakonferenz behandelt werden. Die britische COP-Präsidentschaft hat das Ziel ausgegeben, mit dieser UN-Klimakonferenz das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. 
Nach Einschätzung des UN-Umweltprogramms Unep steuert die Erde derzeit aber selbst bei der Einhaltung aller bisherigen Klimaschutzmaßnahmen auf eine Erwärmung auf 2,7 Grad zu. Die Denkfabrik Climate Action Tracker legte in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse dar, wenn alle kurzfristigen nationalen Ziele zur Emissionsminderung eingehalten würden, sei eine Erderwärmung von 2,4 Grad zu erwarten.
(AFP)
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Farangies Ghafoor

Laut neuer Klimaprognose steuert die Welt auf 2,4 Grad Erwärmung zu

Sonnenuntergang im Taunus, Hessen. (Archivbild, 10.09.2020)
Sonnenuntergang im Taunus, Hessen. (Archivbild, 10.09.2020)   Bild: Fot: Jan Eifert/ imago images
Wenn die Zusagen aller Staaten zum Klimaschutz für das Jahr 2030 umgesetzt werden, klettert die Erderwärmung Forschern zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts immer noch auf etwa 2,4 Grad. Das zeigen neue Prognosen des Climate Action Tracker (CAT). 
Wenn man nur betrachtet, was die Staaten jetzt tun, und weitere Ankündigungen ausblendet, steigt die Erderwärmung demnach bis 2100 sogar auf 2,7 Grad.

Das im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbarte Ziel ist aber, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür müssten nach Berechnungen des Weltklimarats bis 2030 die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase halbiert werden.

Die CAT-Forscher stellten fest, dass zur Halbzeit der Klimakonferenz in Schottland eine „Glaubwürdigkeitslücke“ klaffe zwischen dem, was gesagt, und dem, was getan werde. Auch ein „optimistisches Szenario“ von lediglich 1,8 Grad Erwärmung sei denkbar - aber nur, wenn diejenigen Staaten ihre langfristigen Zusagen einhielten, die bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wollen. Dazu fehlten aber den meisten Ländern belastbare, konkrete Konzepte.

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan nannte die Prognose erschreckend. „Es ist ein niederschmetternder Bericht, der in jeder gesunden Welt Regierungen dazu veranlassen würde, sofort ihre Differenzen beizulegen und mit kompromisslosem Einsatz einen Deal zur Rettung unserer Zukunft auszuarbeiten.“ Stattdessen sehe man auf der COP26 „Subversion, Sabotage und Selbstsucht“ der Mächtigen, während verletzliche Staaten um ihr Leben kämpften und junge Aktivisten nach Gerechtigkeit riefen. (dpa)
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Farangies Ghafoor

Chefdiplomat von Südsee-Staat richtet eindringlichen Appell an Klimakonferenz

Der Außenminister von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er im Meer steht. 
Der Außenminister von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er im Meer steht.    Bild: Foto: Tuvalu Außenministerium/Reuters
Bis zu den Oberschenkeln im Meer stehend hat sich der Außenminister des Inselstaats Tuvalu mit einem eindringlichen Appell an die Weltklimakonferenz gewandt: "Wir gehen unter, aber das tun alle anderen auch", sagte Simon Kofe in einer Videoansprache, die am Dienstag beim UN-Klimagipfel in Glasgow übertragen werden sollte. 
Der Südseestaat Tuvalu mit seinen 12.000 Einwohnern ist infolge der Klimakrise vom steigenden Meeresspiegel bedroht.

Für sein Land und andere niedrig gelegene Staaten sei der Klimawandel "eine tödliche und existenzielle Gefahr", betonte Kofe. Tuvalu spüre die Auswirkungen schon heute, andere "erst in hundert Jahren", fuhr er fort. Doch am Ende würden "alle die schrecklichen Auswirkungen dieser globalen Krise spüren", warnte er.

Der Minister forderte weltweite Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, Klimahilfen und dass die 1,5-Grad-Marke zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs "in Reichweite" bleibe. "Wir erwarten von der Welt, dass sie die Kurve kriegt", sagte Kofe. (AFP)
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Farangies Ghafoor

Deutschland will größtenteils Investment in fossile Energie im Ausland beenden

Das Kraftwerk Niederaußem von der RWE. (Archivbild, 19.09. 2017)
Das Kraftwerk Niederaußem von der RWE. (Archivbild, 19.09. 2017)   Bild: Foto: imago/Christoph Hardt
Deutschland schließt sich einer Initiative für den Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energien im Ausland bis Ende 2022 an. Das verkündete Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth am Dienstag bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow. 

Flasbarth erläuterte, Deutschland habe ein paar Tage länger gebraucht, sich der Initiative der britischen COP-Präsidentschaft anzuschließen. Der Beitritt sei nun möglich gewesen, weil Deutschland die Bestätigung erhalten habe, dass in Einzelfällen weiterhin Investitionen in Gasinfrastruktur möglich seien.

Dies ist laut Flasbarth etwa sinnvoll als Überbrückung beim Ausstieg aus der Kohle und dem Einstieg in die erneuerbaren Energien. Auch für die Produktion von grünem Wasserstoff werde Erdgas gebraucht.

Am vergangenen Donnerstag hatten bereits die Regierungen der USA und etwa 20 weiterer Länder angekündigt, sich bis Ende kommenden Jahres aus der Finanzierung von Kohle-, Erdöl- und Erdgasprojekten im Ausland zurückzuziehen. (AFP)
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Benjamin Reuter

EU will in Klimakonferenz-Beschluss fehlenden Ehrgeiz anprangern

Die EU will einem deutschen Regierungspapier zufolge im Abschluss-Dokument des Weltklima-Gipfels die fehlenden Zusagen zur Treibhausgas-Minderung offen anprangern. Die EU setze sich dafür ein, dass diese Lücke bei der Begrenzung der Erderwärmung als Kernpunkt benannt werde, heißt es in einer schriftlichen Zwischenbilanz der deutschen Delegation, die Reuters am Montag vorlag. 

Es gebe bei den nationalen Zusagen der Staaten (NDCs) eine "Ambitionslücke" mit Blick auf die Vorgabe des Pariser Weltklimavertrags, die Erd-Erwärmung auf möglichst nicht mehr als 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. "Einhaltung von 1,5 Grad erfordert drastische Emissions-Reduktionen bis 2030", heißt es im Papier. "Insbesondere klafft eine Lücke zwischen den langfristigen Ankündigungen und den auf die nächsten 10 Jahre ausgerichteten NDCs."

Besonders der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen, China, steht in der Kritik. Zum Treffen in Glasgow schärfte das Land seine Klimaziele praktisch nicht an. Dies hatten Deutschland und andere Staaten wie die USA bereits offen bemängelt.

Kritisch bewertet das Papier auch die internationale Klimafinanzierung, mit denen die reicheren Länder den ärmeren bei der Anpassung an den Klimawandel und einem Ausgleich der bereits entstandenen Schäden helfen sollen. "Forderungen nach mehr Finanzierung für Anpassung und Schäden & Verluste und der Beginn der Verhandlungen zum neuen Klimafinanzierungsziel post 2025 bestimmen die Klimafinanzierungsverhandlungen und werden voraussichtlich erst auf Minister*innenebene gelöst." 

Die Zeit für eine Einigung werde knapp: "Bisher wurde bei den insgesamt 17 Verhandlungspunkten zu Finanzthemen wegen zu weniger Verhandlungstermine kaum Fortschritt erzielt", beklagt die deutsche Delegation. "Viele der Punkte werden mit voller Agenda in der zweiten Woche fortgeführt." (Reuters)
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Julia Weiss
Author Julia Weiss
Bild: Christoph Soeder/dpa

Obama kritisiert Russland und Chinas

Die meisten Länder haben nach den Worten des früheren US-Präsidenten Barack Obama bei der Umsetzung der von ihnen selbst bei der Pariser Klimakonferenz 2015 gemachten Zusagen "versagt". Die Welt müsse den Ausstoß von Treibhausgasen dringend senken und zusammenarbeiten, um die Erderwärmung zu bremsen, sagte Obama am Montag bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.

Die meisten Länder seien in Sachen Klimaschutz "nicht so ehrgeizig wie sie sein sollten", sagte Obama. China und Russland beispielsweise legten in dieser Frage einen  "gefährlichen Mangel" an Problembewusstsein an den Tag.

"Wir haben nicht annähernd genug getan, um dieser Krise zu begegnen", sagte Obama, der 2015 zur Zeit der UN-Klimakonferenz US-Präsident war. Unter seinem Nachfolger Donald Trump seien dann "einige unserer Fortschritte ins Stocken geraten", bedauerte der Ex-Präsident. Unter Trump waren die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen, der jetzige Präsident Joe Biden machte dies nach seinem Amtsantritt im Januar umgehend rückgängig. (AFP)
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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Klimaschützer fordern Schadensersatz von reichen Staaten

Wenige Tage vor Ende der Weltklimakonferenz in Glasgow appellieren Entwicklungshelfer an die Industriestaaten, armen Ländern endlich Schadenersatz für Verluste wegen der beschleunigten Erderhitzung zuzusagen. Schon jetzt zahlten Entwicklungsländer die Rechnung für eine nicht von ihnen verursachte Krise, sagte am Montag die Delegationsleiterin von Oxfam, Tracy Carty. Die Industriestaaten hätten nun noch bis Freitag Zeit, den Menschen an der „Front des Klimawandels“ zu zeigen, dass sie nicht allein gelassen werden. Wegen der Erderwärmung haben Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme vor zugenommen, vor allem auf der südlichen Halbkugel.

Weiter forderte Carty, die Konferenz COP26 müsse alle rund 200 vertretenen Staaten dazu verpflichten, ihre bei den UN eingereichten nationalen Klimaschutz-Zusagen nachzubessern. Nur so bleibe das Ziel in Reichweite, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. „Die bisherigen Zusagen summieren sich zu einem Anstieg auf katastrophale 2,7 Grad.“ Sie fügte an: „Dies ist eine Krisen-COP. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Niemand darf sich vor der Verantwortung wegducken.“ (dpa)
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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Zig Millionen Menschen blicken in den Abgrund.

WFP-Exekutivdirektor Martin Beasley

Der Süden Madagaskars erlebt die schlimmste Dürre seit 30 Jahren.
Der Süden Madagaskars erlebt die schlimmste Dürre seit 30 Jahren.   Bild:  dpa-Bildfunk
Klimakrise, Konflikte und Corona lassen die Zahl der Menschen am Rande einer Hungersnot nach Warnungen des Welternährungsprogramms ansteigen. Weltweit seien 45 Millionen Menschen akut bedroht, erklärte das WFP am Montag in Rom. Zu Beginn des Jahres war die Zahl auf 42 Millionen geschätzt worden, 2019 waren 27 Millionen Menschen betroffen. Betroffen seien 45 Millionen Frauen, Männer und Kinder in 43 Ländern der Erde.

Die Zunahme der besonders Gefährdeten in diesem Jahr um weitere drei Millionen geht den Angaben zufolge besonders auf die Not in Afghanistan zurück, wo schon vor dem harten Winter fast die Hälfte der Bevölkerung nicht satt wird. Das WFP verwies unter anderem auch auf die anhaltenden Konflikte im Jemen und in Syrien, die Gewalt und Not im Norden Äthiopiens und die katastrophale Dürre in Madagaskar aufgrund des Klimawandels.

Sofortige Finanzhilfen von sieben Milliarden US-Dollar könnten die Menschen wieder vom Abgrund zurückreißen, betonte die Organisation. Damit wäre eine Mahlzeit pro Tag über ein Jahr hinweg zu finanzieren. Ohne Nothilfe drohe hingegen der Hungertod. (epd)
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Julia Weiss
Author Julia Weiss
Bild: Oliver Berg/dpa

Deutschland stellt 150 Millionen Euro für Klimaanpassung bereit

Deutschland stellt 150 Millionen Euro bereit, um ärmere Staaten bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Das teilten Umwelt- und Entwicklungsministerium am Montag zum Auftakt der zweiten Woche der Weltklimakonferenz in Glasgow mit. Demnach sollen 50 Millionen Euro in einen Fonds („Adaptation fund“) für Projekte fließen. Weitere 100 Millionen investiert das Entwicklungsministerium in den sogenannten Least-Development Countries Fund, der den am wenigsten entwickelten Ländern zugutekommt.

Der Beitrag ist Teil der öffentlichen Mittel, die Deutschland jährlich für Klimaschutz und Klimaanpassung in ärmeren Staaten zur Verfügung stellt. Im vergangenen Jahr waren dies insgesamt 7,64 Milliarden Euro. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth betonte die Notwendigkeit, besonders betroffene Staaten zu unterstützen.

Deshalb seien die internationalen Mittel immer wichtiger. Der Anpassungsfonds sei eines der „wesentlichen Instrumente“, um ärmere Staaten zu unterstützen. Dieser Fonds umfasse derzeit eine Milliarde Euro, erklärte Flasbarth. Deutschland stocke seinen Anteil nun von 390 Millionen auf 440 Millionen Euro auf.  (dpa)

Wenn einem das Wasser an den Füßen steht, wenn man Ernteverluste zu beklagen hat, wenn es Stürme gibt und Hitzewellen, dann muss man dringlich vor diesen Auswirkungen geschützt werden.

Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth

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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Greenpeace kritisiert Stichpunkte für Gipfel-Erklärung 

Nach Veröffentlichung erster Stichpunkte für die Abschlusserklärung des Weltklimagipfels fehlen Umweltschützern entscheidende Aspekte. Der erste Entwurf für den Klimapakt sei „außerordentlich schwach“, sagte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan am Montag in Glasgow. Um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten, brauche es ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Üblicherweise werde der erste Entwurf im Verlauf der Verhandlungen noch abgeschwächt.

Auch andere Beobachter kritisierten die von der UN-Klimarahmenkonventionen veröffentlichten Stichpunkte als schwach und unkonkret. So sind Vorgaben für das Auslaufen des Verbrennungsmotors nicht enthalten. Der britische Gastgeber hatte „Kohle, Autos, Geld und Bäume“ zu den zentralen Prioritäten des Gipfels erklärt. Die Stichpunkte bleiben bei vielen Themen - etwa der Bereitstellung von Geldern für besonders vom Klimawandel betroffene Staaten - im Ungefähren.

Nach dem Zeitplan der britischen Regierung sollen sich die rund 200 Staaten bis zum Ende der Woche auf eine Erklärung einigen, die eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Rahmen des Möglichen hält. (dpa)
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Kai Portmann
Author Kai Portmann

Noch viel zu tun in der zweiten Hälfte der COP26

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg kritisiert die UN-Klimakonferenz in Glasgow als "Blabla" und "Greenwashing-Festival des globalen Nordens". Der britische Präsident der COP26, Alok Sharma, sprach in seiner Zwischenbilanz zur Halbzeit der Verhandlungen hingegen von "allumfassenden Fortschritten". Einig sind sich alle, dass bis zum offiziellen Ende der Konferenz am Freitag noch viel Arbeit vor den Verhandlern liegt. Was bisher erreicht wurde und was in der zweiten Konferenzwoche noch zu tun ist:

Schließen der Ambitionslücke zum 1,5-Grad-Ziel
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dazu sollten die mehr als 190 Vertragsstaaten überarbeitete nationale Klimaschutzziele (NDC) vorlegen. Nach UN-Angaben haben sich mittlerweile mehr als 130 Länder, darunter die EU, das Ziel gesetzt, bereits bis 2050 klimaneutral zu werden.

Der weltgrößte Treibhausgas-Emittent China bleibt dagegen bei dem Ziel, erst bis 2060 CO2-neutral zu werden, und schärfte sein Ziel für 2030 nur wenig nach. Indiens verkündete während der COP26, dass es sich die Klimaneutralität für das Jahr 2070 vornimmt. Für das 1,5-Grad-Ziel ist das deutlich zu spät.

Auf Grundlage der überarbeiteten Klimaziele halten manche Experten aber eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad nun für möglich. Allerdings müssten dafür alle kurz-, mittel- und langfristigen Zusagen tatsächlich umgesetzt werden. Und das ist angesichts vielfach fehlender konkreter Pläne und Maßnahmen fraglich.

Abschluss des Regelbuchs
Zur konkreten Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gibt es ein sogenanntes Regelbuch. In einigen Punkten konnte bei den vorigen zwei UN-Klimakonferenzen aber keine Einigung erzielt werden.

Diskutiert wird weiter, ob die Einhaltung der nationalen Klimaziele alle fünf oder nur alle zehn Jahre überprüft wird. Bei den Regeln für transparente Überprüfungen ist strittig, ob Entwicklungsländer genauso ausführlich wie die Industriestaaten Bericht erstatten müssen und ob sie dafür Unterstützung erhalten.

Schwierig gestalten sich die Verhandlungen weiterhin bei Artikel 6 des Regelbuchs zu einer Ausweitung der Klimaschutzmaßnahmen durch die Nutzung eines weltweiten Zertifikatehandels. Komplexe Fragen stellen sich dabei:

Wenn ein reiches Land ein Klimaschutzprojekt in einem Entwicklungsland finanziert, wie lässt sich dann sicherstellen, dass es sich wirklich um zusätzlichen Klimaschutz handelt und sich nicht beide Länder die nur einmal geleistete Treibhausgas-Ersparnis anrechnen? Dürfen CO2-Zertifikate, die vor dem Pariser Abkommen unter dem Kyoto-Protokoll erworben wurden, weiter geltend gemacht werden und so das Abkommen verwässern?

Vor allem Indien und Brasilien stemmen sich in diesen Punkten gegen strikte Regeln. "Jetzt, wo es an die harten Brocken geht", seien die Artikel-6-Verhandlungen "ins Stocken" geraten, sagt Anne Gläser von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Geld für Klimaschutz und -anpassung
Beim Thema Finanzen war schon vorab klar, dass die Industrieländer ihre Zusage, ärmeren Staaten jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen, nicht erfüllen. Die Entwicklungsländer wollen nun zumindest eine wasserfeste Verpflichtung der Industrieländer, die seit 2020 auflaufenden Fehlbeträge nachträglich auszugleichen. Dazu gibt es den Vorschlag, bereits im kommenden Jahr die geleisteten Hilfen der Industriestaaten noch einmal zu überprüfen. Fortschritte fordern die Entwicklungsländer auch bei Finanzhilfen für bereits eingetretene Klimaschäden.

Einbeziehung der Zivilgesellschaft
Bei Teilnehmern und Beobachtern ist von intensiven und konzentrierten Verhandlungen ohne größere Störmanöver einzelner Länder die Rede. Allerdings beschwerten sich Nichtregierungsorganisationen, dass ihre Beobachter unter Verweis auf die Corona-Restriktionen gar nicht oder nur eingeschränkt in die Verhandlungsräume gelassen worden seien.

Care-Klimaexperte Sven Harmeling sagt, die Lage sei zwar "nicht mehr ganz so chaotisch wie am Anfang". Die Einbeziehung der Zivilgesellschaft bleibe aber "insgesamt deutlich hinter früheren COPs zurück". Mit Aktionen außerhalb der Konferenzräume wie den Massenprotesten am Wochenende verschafft sich die Zivilgesellschaft jedoch zusätzlich Gehör. (AFP)
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Kai Portmann
Author Kai Portmann
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)   Bild: dpa/photothek/Florian Gaertner

Merkel ist unzufrieden mit eigener Klimapolitik

Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hätte nach eigener Einschätzung rückblickend eine bessere Klimapolitik machen können. „Ich war eigentlich immer dran. Und trotzdem kann ich heute nicht sagen, das Ergebnis ist schon befriedigend“, sagte Merkel der Deutschen Welle (DW) am Sonntagabend. Der deutsche Fahrplan für den Ausstieg aus der Steinkohle stehe zwar, es gebe aber dennoch Kritik am Tempo.

Die UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow habe schon einige Ergebnisse gebracht, sagte die Bundeskanzlerin. „Aber aus der Perspektive junger Leute geht es berechtigterweise immer noch zu langsam.“ Merkel erklärte: „Und dann sage ich den jungen Leuten: Sie müssen Druck machen.“

Die Berichte des Klimarates IPCC seien in den vergangenen Jahren „immer warnender und immer bedrohlicher geworden“, räumte Merkel ein. „Wir müssen wieder den wissenschaftlichen Einschätzungen folgen, und das heißt eben sehr nah bei 1,5 Grad Erderwärmung bleiben.“ Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen. In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht. (epd)
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Lea Schulze

US-Regierung erwartet von China mehr Engagement beim Klimaschutz

Die US-Regierung von Präsident Joe Biden hat China als größten Verursacher von fossilen CO2-Emissionen zu verstärkten Anstrengungen beim Klimaschutz aufgerufen. „Wir erwarten von China, dass es sich der Verantwortung für das Klima stellt“, sagte der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, am Sonntag dem Sender CNN. „Nicht als Gefallen für die Vereinigten Staaten, nicht als Zugeständnis in den bilateralen Beziehungen, sondern als Verantwortung, die es als größter Emittent der Welt hat. Die Vereinigten Staaten haben ihre Anstrengungen verstärkt und Verantwortung für die Reduzierung unserer Emissionen übernommen. Jetzt ist Peking ebenfalls an der Reihe.“

Die USA sind die weltgrößte Volkswirtschaft und - hinter China - der zweitgrößte Verursacher von CO2-Emissionen. Biden hat den Kampf gegen den Klimawandel zur Top-Priorität erklärt. Der US-Präsident hatte vor wenigen Tagen am Weltklimagipfel in Glasgow teilgenommen und das Fernbleiben von Chinas Staatschef Xi Jinping und von Russlands Präsidenten Wladimir Putin als „großen Fehler“ kritisiert.

Die Regierung in Peking hatte kurz vor dem Gipfel einen Aktionsplan mit größtenteils zuvor zugesagten Zielen vorgelegt, Klimaschützer reagierten enttäuscht. So soll der CO2-Ausstoß bis 2030 seinen Höhepunkt erreichen. Klimaneutralität strebt China erst bis zum Jahr 2060 an. Die USA wollen bis 2035 Strom ohne CO2-Emissionen erzeugen und spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto null drücken. Zudem soll der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase im Vergleich zu 2005 bis 2030 halbiert werden. (dpa)
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Lea Schulze

Halbzeit in Glasgow: Deutsche Minister äußern Kritik und Hoffnung

Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Glasgow haben Politiker und Beobachter aus Deutschland eine gemischte Zwischenbilanz gezogen. Der geschäftsführende Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach von unzureichenden Ergebnissen. „Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, sagte Müller dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Kritik kam auch von der Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Zuversichtlicher zeigte sich die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).

Minister Müller sagte, die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer seien absolut unzureichend, selbst wenn sie voll umgesetzt würden. „Die Entwicklungsländer und der afrikanische Kontinent dürfen nicht die Verlierer des Klimawandels sein“, mahnte er. Während die Industrie- und Schwellenländer historisch und aktuell die Hauptverursacher von CO2 seien, trügen die Entwicklungsländer und besonders Afrika die Hauptlast der Erderwärmung und ihrer Konsequenzen. Hier hätten bereits Millionen Menschen durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlagen verloren. „Diese Länder benötigen jetzt grüne Finanzströme in Infrastruktur, Industrialisierung und Klimaanpassung.“

Auch Klimaaktivistin Neubauer übte scharfe Kritik. „Wie erwartet dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leere Reden“, sagte die Mitorganisatorin der Initiative „Fridays for Future“ der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). „Das Abkommen zum Schutz der Regenwälder symbolisiert eher, was hier schiefläuft: dass man sich auf Abkommen einigt, deren Ziele viel zu weit in der Zukunft liegen, und ohne konkreten Plan, wie sie eingehalten werden.“ Weitere neun Jahre Rodungen abzunicken sei „lächerlich, denn die Entwaldung muss natürlich sofort gestoppt werden“.

Auch die Übereinkunft zur Methan-Reduzierung sei nicht radikal genug, um die globalen Klimaziele einzuhalten, sagte Neubauer, die sich derzeit selbst in Glasgow aufhält. „Während man sich hier einigt, Methan zu reduzieren, wird gleichzeitig auch von der Bundesregierung über die Expansion von Gas-Infrastruktur gesprochen. Auch in der EU. Dabei ist Gas einer der größten Treiber von Methan, einem der gefährlichsten Treibhausgase, die es gibt.“

Bundesumweltministerin Schulze (SPD) dagegen hält das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens immer noch für erreichbar. „Manchmal kommt es einem fast unmöglich vor, aber es gibt auch Gründe zur Hoffnung“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). „So viel, wie sich in den letzten Jahren beim Thema Klimaschutz bewegt hat, können wir es schaffen, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten.“

Es komme darauf an, dass die USA lieferten, was sie versprochen hätten, und dass China sich mehr zutraue als bisher zugesagt, sagte Schulze. Ob die Konferenz ein Erfolg wird, macht sie an der Frage fest, ob sich die Welt sechs Jahre nach dem Pariser Abkommen auf fehlende Teile des Regelwerks einigen kann. „Darum muss es auf dieser Konferenz gelingen, dass wir das Regelbuch für das Paris-Abkommen endlich abschließen“, betonte die geschäftsführende Ministerin, die in der kommenden Woche selbst nach Glasgow reist. (epd)
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Lea Schulze
Kretschmann fordert mehr Entschlossenheit beim Klimaschutz.
Kretschmann fordert mehr Entschlossenheit beim Klimaschutz.   Bild: IMP B

Kretschmann fordert entschlosserenen Klimaschutz

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat mit Blick auf die Verhandlungen bei der Weltklimakonferenz mehr Entschlossenheit beim Klimaschutz gefordert. „Wir müssen unseren Einsatz beim Klimaschutz verstärken und alles tun, um deutlich schneller und wirkungsvoller voranzukommen“, sagte Kretschmann am Sonntag im Rahmen seiner Großbritannien-Reise bei einer Versammlung der sogenannten Under2 Coalition in Glasgow.

Baden-Württemberg hatte das internationale Bündnis für einen ehrgeizigen Klimaschutz im Jahr 2015 zusammen mit Kalifornien und anderen Regionen ins Leben gerufen, inzwischen ist es Kretschmanns Worten zufolge stark gewachsen. Es repräsentiere heute 1,75 Milliarden Menschen aus mehr als 40 Nationalstaaten. „Dieser große Mitgliederzuwachs zeigt, dass das Selbstbewusstsein der subnationalen Ebene beim Klimaschutz stark zugenommen hat. Dies ist echter Klimaschutz von unten!“

Kretschmann kam am Sonntag auch zu politischen Gesprächen mit Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon, Kataloniens Präsident Pere Aragonès und Andalusiens Präsident Juan Manuel Moreno Bonilla zusammen. Am Montag will er Baden-Württembergs neue Repräsentanz in London eröffnen. Zu der Feier werden auch der britische Wirtschaftsstaatssekretär Greg Hands und der deutsche Botschafter Andreas Michaelis erwartet. Der Südwesten hat bereits mehrere andere Auslandsvertretungen, etwa in der US-Großstadt San Francisco, in Indien und Israel. (dpa)
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Sven Lemkemeyer

Gegengipfel in Glasgow - Tribunal sitzt über Klimasünder zu Gericht

Nach zwei Großdemonstrationen für mehr Klimaschutz mit Zehntausenden Demonstranten hat am Sonntag in Glasgow ein Gegengipfel zur UN-Klimakonferenz begonnen. Der viertägige „People's Summit“ startete mit einem „Tribunal der Völker“, das über die Klimapolitik der meisten Staaten und der Vereinten Nationen zu Gericht sitzen will. Falsche Lösungen und Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung gefährdeten schon jetzt Gesundheit und Heimat von Millionen Menschen, hieß es.

Wie die Proteste an den Tagen zuvor hat auch der Gegengipfel zum Ziel, den Druck auf die Verhandlungsteams der etwa 200 in Glasgow vertretenen Staaten zu erhöhen. Kernforderungen sind radikaler Klimaschutz, eine umfassende Entschuldung aller Entwicklungsländer sowie Reparationszahlungen der Industriestaaten. Die COP26 Coalition - ein Bündnis von Organisationen und Kampagnen - schrieb: „Wir brauchen Klimaschutz, der für alle funktioniert, nicht nur für die Leute mit dem meisten Geld in der Tasche.“

In der zweiten und letzten Woche des Mammuttreffens mit knapp 30.000 Delegierten steht an diesem Montag das heikle Thema Geld auf der Agenda. Arme Staaten, die schon jetzt unter Dürren, Überschwemmungen und dem steigenden Meeresspiegel leiden, pochen auf Schadenersatz der reichen Industrieländer. Nach Angaben von Greenpeace benötigen die Entwicklungsländer Billionen. Bei der Klimakonferenz COP26 geht es um das Ziel, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß von maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Sie soll noch bis Freitag dauern. (dpa)
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Sven Lemkemeyer

Thunberg: Ohne drastische Schritte werden wir in Klimakrise versagen

Vor der entscheidenden Phase der Weltklimakonferenz in Glasgow hat die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg ihre Forderungen zu drastischen und sofortigen Schritten erneuert. „Sofern wir nicht sofortige, drastische, nie dagewesene jährliche Emissionssenkungen an der Quelle erreichen, bedeutet das, dass wir in dieser Klimakrise versagen“, schrieb die 18-jährige Schwedin am Sonntag auf Twitter. Die berühmten „kleinen Schritte in die richtige Richtung“ kämen einer Niederlage gleich.

Bei der Konferenz im schottischen Glasgow ringen rund 200 Staaten darum, wie das Ziel noch erreicht werden kann, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß von maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Geplantes Ende der COP26 ist der 12. November.
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Sven Lemkemeyer
Der britische Premierminister: Boris Johnson.
Der britische Premierminister: Boris Johnson.   Bild: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Johnson ruft zur Halbzeit des Klimagipfels zu mehr Ehrgeiz auf

Der britische Premier Boris Johnson hat zur Halbzeit der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow zu mehr Ehrgeiz bei den Verhandlungen aufgerufen. „Die COP26 hat noch eine Woche Zeit, um für die Welt zu liefern, wir müssen alle an einem Strang ziehen und die Ziellinie ansteuern“, sagte der Gipfel-Gastgeber in London. Es habe in der ersten Woche einige konkrete Ankündigungen gegeben, etwa zum Stopp der Entwaldung oder zur Reduktion des schädlichen Treibhausgases Methan. „Aber wir dürfen die Aufgabe, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, nicht unterschätzen“, sagte Johnson. Es brauche „große Kompromisse und ambitionierte Verpflichtungen“.

In Glasgow verhandeln derzeit Vertreterinnen und Vertreter von rund 200 Nationen darüber, wie die in Paris beschlossenen Klimaziele erreicht und konkret umgesetzt werden sollen. Die bisherigen Pläne der Staaten reichen dafür bei weitem nicht aus.

Der oppositionelle britische Labour-Politiker Ed Miliband forderte Johnson auf, selbst das Ruder zu übernehmen und die Verhandlungen nach vorne zu bringen. Man sei noch sehr weit davon entfernt, sagen zu können, man habe die großen Schritte unternommen, um das 1,5-Grad-Ziel im Rahmen des Möglichen zu halten. Forscher rechnen bei einer stärkeren Erwärmung des Planeten mit katastrophalen Folgen. (dpa)
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Benjamin Reuter

UN warnen vor Auswirkungen des Klimawandels auf Flüchtlinge

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat auf der Klimakonferenz in Glasgow die Staatengemeinschaft eindringlich zu mehr Hilfe für jene Länder aufgerufen, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Die meisten Flüchtlinge weltweit stammten aus diesen Staaten oder fänden in Ländern Zuflucht, die ihrerseits unter dem Klimawandel litten, erklärte der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, am Sonntag zum Beginn der zweiten Tagungswoche, bei der die Anpassung an Klimafolgen im Mittelpunkt steht. Katastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Wüstenbildung zerstörten die Lebensgrundlagen, schürten Konflikte und zwängen Menschen zur Flucht, sagte Grandi. Nötig seien mehr finanzielle Unterstützung von den Reichsten und politischer Wille.

Nach Worten des UNHCR-Klimabeauftragten Andrew Harper kommen 90 Prozent der Flüchtlinge unter UN-Mandat sowie 70 Prozent aller Binnenvertriebenen aus Ländern, die für die Klimaveränderungen am wenigsten gerüstet sind. Jedes Jahr nötigten Naturkatastrophen Millionen weitere Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Der Klimawandel verschärfe die Lage in Regionen, die Flüchtlingen Aufenthalt gewährten. Als Beispiele nannte Harper das von einer Dürre heimgesuchte Afghanistan mit 3,5 Millionen Flüchtlingen und Mosambik, wo 730.000 Menschen durch Unruhen vertrieben worden seien, während das Land unter Wirbelstürmen leide.

In der Sahelzone steige die Durchschnittstemperatur anderthalb Mal so schnell wie im globalen Mittel, so UNHCR. In der Folge gebe es einen wachsenden Kampf um Ressourcen in einer Region, in der bewaffnete Gruppen bereits schwache Regierungsstrukturen, Armut und ethnische Spannungen für ihre Zwecke ausbeuteten. Weltweit sind laut UNHCR 82,4 Millionen Menschen aufgrund von Verfolgung, Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder Unruhen auf der Flucht. Schon in ihrem aktuellen Jahresbericht wies die UN-Organisation auf den Klimawandel als einen Faktor hin. (KNA)
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Zur Halbzeit der UN-Klimakonferenz in Glasgow verlangen Umweltverbände und Entwicklungsorganisationen, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen für arme Länder drastisch aufstocken. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan bezifferte den Finanzbedarf der weniger entwickelten Länder auf mehrere Billionen. Nur so könne sich der globale Süden an die fatalen Folgen der Erderhitzung wie immer mehr Dürren und Überschwemmungen anpassen und auch klimaschädliche Treibhausgase reduzieren.

Die Klimaexpertin der Organisation Oxfam, Nafkote Dabi, machte die Industrieländer als Urheber der Klimakrise verantwortlich. Arme Länder litten am meisten darunter. Diese Ungerechtigkeit müsse ausgeglichen werden. Sie prangerte zudem einen ökologischen Vandalismus vor allem von „Superreichen“ an, deren Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen weit über dem der übrigen Menschheit liege. Klimaschädlicher Luxus gehöre hoch besteuert oder verboten. (dpa)
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