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Newsblog zur US-Wahl: Trump lobt Proteste gegen sich
Erst beschimpft Trump Demonstranten, dann zeigt er sich begeistert von ihrer Leidenschaft. Merkel und Trump telefonieren das erste Mal. Die Ereignisse im Liveblog.
Stand:
- In den USA gehen die Proteste gegen den gewählten Präsidenten Donald Trump weiter.
- Am Donnerstag war Trump von US-Präsident Barack Obama empfangen worden.
- Die Ereignisse vom Donnerstag können Sie hier nachlesen.
(mit Agenturen)
AfD schickt Glückwunsch-Schreiben an Trump
AfD-Chefin Frauke Petry hat dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump per Glückwunsch-Telegramm zum Wahlsieg gratuliert. In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben wird die Wahl des Republikaners als historische Chance bezeichnet, "fehlerhafte wirtschaftliche und sozialen Entwicklungen" auf der Welt anzugehen. "Wir streben ein erneuertes deutsch-amerikanisches Verhältnis auf Augenhöhe an und sind uns unserer nationalen Verantwortung in dieser Hinsicht bewusst", schreibt Petry in dem auf Englisch abgefassten Telegramm.
In der AfD wird intern darüber gestritten, ob die Partei mit ihr als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf zieht oder ein Spitzenteam gebildet werden soll. In bundesweiten Umfragen liegt die AfD seit Monaten über zehn Prozent.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Trump zu seinem Wahlerfolg gratuliert und betont, dass Deutschland und die USA durch gemeinsame Werte verbunden seien. Trump, der sein Land stärker gegen ausländische Konkurrenz abschirmen möchte, hat sich im Wahlkampf gegen ein Freihandelsabkommen mit den Europäern ausgesprochen. Zudem machte er sich für eine deutliche Kürzung der Zahlungen an die Nato stark. (Reuters)
Trump vollzieht nach Protesten Kehrtwende
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat die Proteste gegen seine Präsidentschaft gelobt - nur Stunden, nachdem er sie als unfair bezeichnet hatte. „Ich liebe die Tatsache, dass kleine Gruppen von Protestlern in der vergangenen Nacht große Leidenschaft für unser großartiges Land gezeigt haben. Wir werden alle zusammenkommen und stolz sein“, twitterte Trump am Freitag.
Nur neun Stunden zuvor hatte sich der neue US-Präsident über die Demonstranten und Medien beschwert. „Ich hatte gerade eine sehr offene und erfolgreiche Präsidentenwahl. Jetzt protestieren professionelle Demonstranten, die von Medien angestiftet werden. Sehr unfair!“Tausende Menschen hatten in der zweiten Nacht in Folge gegen Trump protestiert. Der politisch unerfahrene Seiteneinsteiger hatte nach einem aggressiven und populistischen Wahlkampf am Dienstag die Präsidentenwahl gewonnen. Die Protestler skandierten daraufhin unter anderem: „Nicht mein Präsident“.
Trumps Wahlkampfleiterin Kellyanne Conway verteidigte Trump und sagte, er könne das Land einigen. Die Protestler sollten sich Trumps Siegesrede nach der Wahl anhören, in der er gesagt habe, er werde Präsident aller Amerikaner sein, auch für jene, die ihn nicht unterstützt haben und nicht unterstützen, sagte Conway dem Fernsehsender CNN. (dpa)
Anti-Trump-Demo in Berlin
Am Samstag wollen auch in Berlin Trump-Gegner gegen den künftigen US-Präsidenten protestieren. Auf Facebook rufen die Organisatoren zu einer Kundgebung vor der amerikanischen Botschaft am Brandenburger Tor auf. Mehr als 2000 Menschen haben bereits ihr Kommen zugesagt, bei der Polizei sind derzeit rund 400 Demonstranten angemeldet.


Proteste gegen Trump reißen nicht ab
Auch nach dem versöhnlichen Treffen zwischen dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und Amtsinhaber Barack Obama haben die Trump-Gegner ihre Straßenproteste fortgesetzt. Demonstrationen unter dem Motto "Nicht mein Präsident" gab es am Donnerstag (Ortszeit) unter anderem in Chicago, Denver und Dallas. In Portland griffen Kundgebungsteilnehmer Polizisten mit Wurfgeschossen an, plünderten Geschäfte und zertrümmerten Autoscheiben. Die Ungewissheit über die Ausrichtung der künftigen US-Politik hielt an.
Die Polizei beklagte nach den Protesten in Portland im Bundesstaat Oregon "großflächiges kriminelles und gefährliches Verhalten". Die Demonstranten in New York und Los Angeles warfen Trump eine rassistische, sexistische und ausländerfeindliche Haltung vor. Vielerorts wurde der Autoverkehr gestoppt.
"Zuerst habe ich seine Wahl hingenommen", sagte die 24-jährige Studentin Daisy Rivera in Los Angeles. Als sie aber die Abschiedsrede von Trumps unterlegener Kontrahentin Hillary Clinton gehört habe, habe sie "nicht mehr aufhören können zu weinen".
Trump reagierte zunächst mit offenem Unverständnis auf die Proteste. Nach der "erfolgreichen Wahlkampagne" sehe er sich nun "professionellen Protestlern" gegenüber, die "von den Medien angestiftet" seien, hieß es in einem Trump-Tweet. Einige Stunden später wurde die Botschaft im Onlinedienst umformuliert. Trump twitterte, die "kleinen Gruppen" der Protestierenden zeigten "Leidenschaft für unser großes Land", schließlich würden "alle zusammenkommen und stolz sein". Am Wochenende sind weitere Anti-Trump-Proteste geplant. (AFP)
Snowden: Trump-Wahl ein "dunkler Moment"
Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten als einen "dunklen Moment" in der Geschichte der USA bezeichnet. Nötig sei aber jetzt nicht Furcht, sondern Handeln, sagte Snowden am Donnerstagabend in einem Live-Video-Chat mit einem Kinopublikum in den Niederlanden. In dem Kino in Amsterdam wurde der neue Film "Snowden" von US-Regisseur Oliver Stone gezeigt.
"Wenn wir eine bessere Welt haben möchten, dann dürfen wir nicht auf jemanden wie Obama hoffen, und wir sollten einen Donald Trump nicht fürchten", sagte Snowden. "Vielmehr sollten wir sie selbst bauen." Die wichtigste Frage sei, "wie wir die Rechte eines jeden verteidigen können, überall, ohne Rücksicht auf Grenzen", sagte der 33-Jährige. "Wenn wir zusammenarbeiten, können wir etwas Besseres erschaffen und eine freiere und liberalere Gesellschaft genießen, von der jeder profitiert."
Snowden wird von den USA wegen Spionage gesucht. Er hatte im Jahr 2013 tausende als geheim eingestufte Dokumente zu den weltweiten Überwachungsprogrammen des US-Geheimdienstes NSA veröffentlicht und damit eine globale Debatte über die Zulässigkeit staatlicher Eingriffe in die Privatsphäre ausgelöst.
Er lebt seitdem in Russland im Exil. Einen Deal zwischen Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin, dem Trump in den vergangenen Monaten Respekt gezollt hat, zu seiner Überstellung in die USA fürchtet Snowden nicht. "Es geht nicht um mich, es geht um uns", sagte er. (AFP)
Merkel telefoniert mit Trump
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen ersten persönlichen Kontakt mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump gehabt. Beide hätten am Donnerstag miteinander telefoniert, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin. Die Kanzlerin habe Trump zu seinem Wahlerfolg gratuliert und betont, dass Deutschland und die USA durch gemeinsame Werte verbunden seien. Auf dieser Grundlage habe Merkel dem künftigen amerikanischen Präsidenten eine enge Zusammenarbeit zugesagt. Sie freue sich darauf, Trump spätestens zum G20-Gipfel im Juli nächsten Jahres in Deutschland begrüßen zu dürfen. (Reuters)
Demokraten suchen neue Führung

Facebook will nicht für Trump-Wahl verantwortlich sein
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat bezweifelt, dass weit verbreitete Falschmeldungen bei dem Online-Netzwerk den Ausgang der Präsidentenwahl in den USA mitentschieden hätten. „Ich persönlich halte es für eine ziemlich verrückte Idee, dass falsche News auf Facebook, die nur einen sehr geringen Anteil der Inhalte ausmachen, die Wahl auf irgendeine Weise beeinflusst haben könnten“, sagte Zuckerberg bei einem Auftritt auf der Konferenz „Techonomy“ in Kalifornien in der Nacht zum Freitag. Die Wähler entschieden auf Grundlage ihrer Lebenserfahrung.
Facebook war im Wahlkampf vorgeworfen worden, das Online-Netzwerk habe zuwenig gegen die Ausbreitung gefälschter Nachrichten-Artikel unternommen. Die angeblichen Berichte gossen meist Wasser auf die Mühlen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump. So hieß es zum Beispiel, der Papst habe dessen Kandidatur unterstützt. Facebook ist für viele Mitglieder zu einer wichtigen Nachrichtenquelle geworden.
Zuckerberg bestritt auch, dass sich im Newsfeed des Online-Netzwerks eine Filterblase bilde, in der den Nutzern durch Software-Algorithmen vor allem Nachrichten angezeigt werden, die zu ihren Ansichten passen und diese damit nur verfestigen. So habe eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie von Facebook gezeigt, dass sich die angezeigten Nachrichten für Liberale und Konservative nur geringfügig unterschieden.
Zugleich zeigte sich dabei aber auch, dass die Menschen seltener auf Überschriften klicken, die nicht mit ihrer Meinung übereinstimmen. Man neige dazu, Dinge auszublenden, die nicht zur eigenen Weltsicht passten, sagte Zuckerberg. „Ich weiß nicht, was man dagegen unternehmen kann. (dpa)
Hollande will mit Trump telefonieren
Frankreichs Staatschef François Hollande will noch am Freitag mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump telefonieren. Das sagte der Staatschef dem französischen TV-Sender France 2, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Hollande nahm in Paris an einer Zeremonie teil, die an den Waffenstillstand nach dem Ersten Weltkrieg am 11. November 1918 erinnert. Der Sozialist hatte sich kritisch über die Wahl Trumps geäußert: Es beginne nun eine Periode der Unsicherheit. (dpa)
In den USA brennen Schuhe von New Balance
Der US-Schuhhersteller New Balance hat mit Erleichterung auf die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten reagiert - und damit den Zorn vieler Kunden auf sich gezogen. Eine Journalistin des "Wall Street Journals" hatte eine Erklärung der Presseabteilung von New Balance weitergegeben, in der es heißt: "Offen gesagt, unter einem Präsidenten Trump bewegen sich die Dinge nach unserer Einschätzung in die richtige Richtung." Die Aussage bezog sich auf den Widerstand Trumps gegen das transpazifische Freihandelsabkommen (TPP), das auch New Balance ablehnt.
Bei den Kunden löste das Empörung aus. Auf Fotos und in Videos im Internet zeigen sie, wie sie ihre New-Balance-Schuhe wegschmeißen oder verbrennen.

Polizei in Portland spricht von "Aufruhr" bei Protest gegen Trump

Europa wird das Laufen lernen müssen
Donald Trumps Außenpolitik wird noch isolationistischer als die seines Vorgängers sein. Niemand nimmt Europa mehr an der Hand, schreibt Gerd Appenzeller in seinem Tagesspiegel-Leitartikel.
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