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Das zweite TV-Triell: Umfrage sieht Olaf Scholz deutlich vor Laschet und Baerbock
Das TV-Triell ist zu Ende + Eine Zwischenumfrage sieht Scholz vorne + Die Blitzbilanz der Tagesspiegel-Triell-Beobachter + unser Blog.
Von
- Karin Christmann
- Michael Schmidt
- Anna Sauerbrey
- Joachim Huber
Stand:
Am Sonntag fand das zweite Triell im TV statt. Es ging lebhafter zu als im ersten, gab mehr Streit, mehr Kontroverse, mehr Schlagabtausch. Einer Blitzumfrage zufolge gewann aber auch dieses Triell Scholz mit Abstand vor Baerbock und Laschet. (mehr dazu unten im Newsblog)
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Blitzumfrage sieht Olaf Scholz deutlich vor Laschet und Baerbock
Wer hat gewonnen?
27 Prozent Armin Laschet
41 Prozent Olaf Scholz
25 Annalena Baerbock
Wer war am symphathischsten?
Armin Laschet 18 Prozent
Olaf Scholz 34 Prozent
Annalena Baerbock 39 Prozent
Wer war am kompetentesten?
26 Prozent Laschet
18 Prozent Baerbock
49 Prozent Scholz
Wer war am glaubwürdigsten?
26 Prozent Laschet
Scholz 39 Prozent
Baerbock 36 Prozent
Wer hat die größte Tatkraft?
Baerbock 41 Prozent
Laschet 25 Prozent
Olaf Scholz 28
Quelle: Infratest dimap für ARD/ZDF
Zuschauerbefragung der Forschungsgruppe Wahlen:
Scholz vor Baerbock und Laschet - Baerbock übertrifft Erwartungen
Das TV-Triell endet ohne klaren Sieger: Für 32 Prozent der befragten Zuschauer/innen hat sich Olaf Scholz (SPD) am
besten geschlagen, für 26 Prozent heißt die Siegerin Annalena Baerbock (Grüne) und 20 Prozent meinen, dass Armin Laschet (CDU) am besten abgeschnitten hat. Weitere 21 Prozent sahen in der Performance der Kanzlerkandidat/innen keinen großen Unterschied.
Erwartungen:
Vor allem Baerbock besser als erwartet
Positiv überrascht hat vor allem Annalena Baerbock: Für 53 Prozent hat die Grünen-Kandidatin die Erwartungen übertroffen, für 38 Prozent war sie wie erwartet und für acht Prozent schlechter als angenommen. Bei Laschet sagen 35 Prozent „besser als erwartet“ (wie erwartet: 53 Prozent; schlechter: 12 Prozent) und für 27 Prozent hat sich Scholz im
Triell besser geschlagen als zuvor erwartet (wie erwartet: 58 Prozent; schlechter: 15 Prozent).
Eigenschaften:
Den glaubwürdigsten Auftritt hatte für 22 Prozent der Zuschauer Laschet, für 31 Prozent Scholz und für 25 Prozent Baerbock. Für 19 Prozent gab es in diesem Punkt keine großen Unterschiede. Dass Laschet am sympathischsten war, meinen nur 14 Prozent, für 28 Prozent war das Scholz und für 39 Prozent Baerbock (kein Unterschied: 17 Prozent). Den
größten Sachverstand sahen 21 Prozent während der Debatte beim CDU/CSU-Kandidaten, 40 Prozent bescheinigen dem Kandidaten der SPD die höchste Sachkompetenz und nur 12 Prozent der Kandidatin der Grünen (kein Unterschied: 26 Prozent).
Gesamteindruck:
Bei Scholz und Laschet meist unverändert Auf den Gesamteindruck, den die Zuschauer/innen von Laschet und Scholz haben, hatte deren Auftreten beim Triell nur begrenzt Einfluss: Von Armin Laschet haben jetzt 25 Prozent eine bessere und 18 Prozent eine schlechtere Meinung, bei 57 Prozent ist die Basiseinstellung unverändert. An ihrer Meinung zu Olaf Scholz hat sich für 62 Prozent prinzipiell nichts geändert, 26 Prozent haben jetzt einen besseren und
12 Prozent einen schlechteren Eindruck. Etwas anders Annalena Baerbock: Bei ihr sprechen nach der Debatte 47 Prozent von einem verbesserten Eindruck, acht Prozent sagen „verschlechtert“, bei 44 Prozent ist die Meinung konstant.
K-Frage:
Scholz bleibt trotz Verlusten vorne. In der K-Frage heißt der Favorit auch nach dem Schlagabtausch Olaf Scholz: 46 Prozent der Zuschauer/innen (vor dem Triell: 55 Prozent der Zuschauer/innen) präferieren den SPD-Kandidaten als Bundeskanzler, für Armin Laschet sind 28 Prozent (zuvor: 19 Prozent), 20 Prozent (zuvor: 19 Prozent) wünschen sich Annalena Baerbock als Regierungschefin.
Ob oder wie sich das TV-Triell nachhaltig auf die K-Frage bei allen Wahlberechtigten oder die politische Grundstimmung insgesamt auswirkt, bleibt abzuwarten: Bei Debatten dieses Formats erfolgt die Meinungsbildung meist auch indirekt-zeitversetzt über Gespräche, die Medien und andere Kommunikationskanäle.
Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der
Forschungsgruppe Wahlen unter 753 zufällig ausgewählten wahlberechtigten Zuschauer/innen des TV-Triells am 12.09.2021, die zuvor bei den Politbarometer-Erhebungen erklärt hatten, das TV-Triell sehen zu wollen.
Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigten Zuschauer/innen des TV-Triells, nicht für die Gesamtheit aller Wahlberechtigten.

Die Blitzbilanz der Tagesspiegel-Triell-Beobachter
Anna Sauerbrey, stellvertretende Chefredakteurin: Im ersten Drittel ging es kaum um Sachthemen. Etwa 20 Minuten lang gelang es Armin Laschet, Scholz mit Fragen nach Themen, die für Scholz unangenehm sind, aus der Fassung zu bringen. Dann fand Scholz in seine Rolle als souveräner Techniker zurück, während Laschet weiter nach seinen Waden schnappte. Das ließ vor allem Annalena Baerbock sympathisch wirken. Die inhaltliche Debatte war rasant, die Unterschiede wurden gut herausgearbeitet.
Karin Christmann, verantwortliche Redakteurin Meinungsressort: Das war viel stärker als beim ersten Durchgang ein Zweikampf von Scholz und Laschet. Baerbock trat kompetent auf, insbesondere bei Themen, die ohnehin zu ihren Kernkompetenzen gehören. Aber ich denke nicht, dass sie viele Wähler:innen überzeugen konnte, die nicht ohnehin schon für die Grünen stimmen möchten.
Mich wundert, dass Scholz in der ersten Blitzumfrage so deutlich vorn liegt. So übel fand ich persönlich Laschet nun auch wieder nicht. Mal sehen, was die nächsten Zahlen ergeben.
Ansonsten: Maybritt Illner moderierte souverän, Oliver Köhr leider nicht. Aber die Sendung wirkte streckenweise nicht besonders gut geordnet, und manche wichtigen Themen fehlten komplett (Außenpolitik? Afghanistan? War da was?). Insgesamt meiner Meinung nach keine öffentlich-rechtliche Glanztat.
Joachim Huber, Ressortleiter Medien: Mein Schluss-Statement: Kann die Bundestagswahl bitte auf Montag, 13. September, vorgezogen worden. Ich brauche kein drittes Triell, ich habe von Baerbock, Laschet und Scholz genug gesehen, gehört, gelesen.
Bei ARD wie ZDF läuft die Spielanalyse - viel Spaß dabei!
Dieses muntere Triell bietet gewiss Gesprächsstoff.
Das Publikum möge wählen gehen, in fünfzehn Tagen, fordert Illner abschließend auf.
Moment mal, also am Montag, den 27. September?
Ich schaue lieber noch mal auf der Wahlbenachrichtigung nach, welches Datum dort genannt ist.
Die Schlussstatements
Laschet will sicherstellen, "dass wir Sie machen lassen", er werde nicht "gängeln", niemandem "vorschreiben", was er zu denken habe.
Scholz: Die Solidarität, die sich in der Flut gezeigt hat, brauchen wir. Die, die weniger verdienen, müssen besser bezahlt werden. Es geht um Deutschland industrielle Zukunft und darum, den Klimawandel aufzuhalten.
Scholz: Die Solidarität, die sich in der Flut gezeigt hat, brauchen wir. Die, die weniger verdienen, müssen besser bezahlt werden. Es geht um Deutschland industrielle Zukunft und darum, den Klimawandel aufzuhalten.
Baerbock: Sie haben die Wahl. Wir müssen echten Aufbruch jetzt schaffen.
Infratest: Blitzumfrage nach 45 Minuten Triell
1500 Menschen wurden befragt: Wer war am überzeugensten?
Armin Laschet: 24 Prozent
Olaf Scholz: 39 Prozent
Annalena Baerbock: 25 Prozent
Alle drei treten nacheinander hinter ihrem Pult hervor, um ihre Statements in die Kamera zu sprechen. Natürlich sind die auswendig gelernt, und das ist auch zu hören.
Gewiss schmunzelt Loriot gerade von einer Wolke herunter.
Olaf Scholz spricht in seinem Schluss-Statement über Solidarität und Respekt. Moment, das Stichwort schreibt doch eine Partei auf viele Plakate? Ach ja, die SPD war's.
Baerbock wiederholt ihren sattsam bekannten Punkt: Die nächste Regierung sei die letzte, die noch substantiell Einfluss auf die Klimakrise nehmen könne.
Es ist ein Stück weit auch ein Rückzug aufs Kernklientel.
Es ist ein Stück weit auch ein Rückzug aufs Kernklientel.
Laschet nutzt die Handbewegung, mit der er auch beim virtuellen CDU-Parteitag auffiel, auf dem er sich gegen Friedrich Merz durchsetzte.
"Es geht um Sie", spricht er das Publikum an und zielt pistolenartig mit dem Zeigefinger in die Kamera.
Nur noch wenige Minuten. Die Öffentlich-Rechtlichen scheinen zu denken, dass Deutschland ein autarker Kosmos für sich ist. Keine. Einzige. Frage. Zur Außenpolitik.
Jetzt kommen schon zu die Schluss-Statements
Auch Annalena Baerbock war mal kurz weg: "Mit den Digitalunternehmen?" Nee.

Zwischenbilanz Nr. 2: Niemand klar im Vorteil
Im zweiten Drittel geht es stärker um Inhalte:
Die Großthemen Corona, Wohnen, Klimaschutz, Rente, Krankenversicherung und Migration werden angeschnitten.
Niemand klar im Vorteil, etwa gleich verteilte Redezeiten. Laschet greift weiterhin klar vor allem Scholz an, versucht, durch Adjektive dessen Kanzlerfähigkeit in Frage zu stellen, bezeichnet ihn als unseriös, unwürdig, unredlich vor.
Scholz kontert, indem er Laschet mehrfach falsche Tatsachenbehauptungen vorwirft.
Für Baerbock einerseits Vorteil, könnte als sympathische Dritte wirken - oder eben als irrelevante Außenseiterin. Umfragen werden spannend.
Es bleiben noch etwa 20 Minuten.
Die vier Punkte von Baerbock etwas detaillierter
Baerbock schlägt "als allererstes" Fachkräftezuwanderung vor, damit mehr Menschen ins Rentensystem einzahlen.
Der zweite Punkt sei ein Mindestlohn von 12 Euro sowie ein vom Arbeitgeber einzuzahlender Mindestbeitrag von 15 Euro pro Stunde.
Drittens sollte es allen Frauen ermöglicht werden, Vollzeit zu arbeiten, wenn sie das wollen - Stichwort Kinderbetreuung. Viertens sollten Selbstständige in die gesetzliche Rente einzahlen können.
Soweit der Plan.
Soweit der Plan.
Doch dass ausgerechnet Baerbock als Vertreterin der Grünen, denen die Gleichstellung der Geschlechter so sehr am Herzen liegt, nur von berufstätigen Müttern, nicht aber von Vätern spricht, gibt Abzüge in der B-Note.
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