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WmdW sieht als Schuldigen weder den Coach, noch die Mannschaft, sondern das Schicksal.

© Andreas Gebert/dpa

Was macht die Welt: Löw mit der Bibel verteidigen und an die Liebe der Elefanten denken

Was macht die Welt? Vier Fragen an "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe.

Selbst die nüchterne Frau Merkel erklärt Migration zur Schicksalsfrage Europas. Hat Europa eine Antwort gegeben?

Eine etwas bessere, als gedacht. Die Umverteilung der Flüchtlinge hat der EU-Gipfel im Prinzip akzeptiert. Der Pferdefuß: Das soll freiwillig geschehen, was bisher wenig gebracht hat. Dennoch hat die CSU von Merkel und EU-Kollegen einige Guttis gekriegt. Seehofer hätte aufhören können, mit der Zurückweisung zu zündeln. Stattdessen hat er die Machtfrage gestellt, der sich Merkel nicht unterwerfen kann. Der bayerische Schwanz darf nicht mit dem Bundeshund wedeln. Bei Redaktionsschluss war noch nicht klar, wer das Opfer ist. Tritt Seehofer zurück oder zwingt die CSU Merkel in die Vertrauensfrage und damit in Neuwahlen? Die Torheit spricht heute bayerisch.

Trump trifft Putin. Welche Themen würde WmdW auf die Agenda setzen?

Zumindest weiß er: Wenn Elefanten Liebe machen, leidet das zertrampelte Gras. Trump will Putin überreden, die Iraner aus Syrien zu verdrängen. Lässt sich der Kreml darauf ein (zweifelhaft), müsste Trump Großes anbieten: den Raub der Krim sowie die Abspaltung der Südost-Ukraine hinnehmen und Sanktionen aufheben. Die standhafte Merkel wäre düpiert, aber derlei Treulosigkeit ist sie von Trump gewöhnt. Putin darf sich jetzt schon freuen: Alles was den Westen spaltet, ist gut für Russland. Am liebsten wäre es WmdW, wenn die beiden sich der Rüstungskontrolle hingäben, um einen neuen Atomwaffenwettlauf zu verhindern.

In Syrien läuft Assads letzte Großoffensive gegen die Rebellen. Ist danach alles wie vorher, nur mit Millionen Opfern und kaputtem Land?

So ist es. Nur noch schlimmer. Wie will sich Assad mit den sechs Millionen Flüchtlingen im eigenen Land versöhnen? Die 3,5 Millionen in der Türkei werden ebenso wenig heimkehren wie die 900.000 im Libanon, 600.000 in Jordanien und 800.000 in Europa. Der frühzeitige humanitäre Eingriff des Westens wäre nicht nur gute Moral-, sondern auch Realpolitik gewesen. Denn die Millionen Flüchtlinge in Nahost können zur Zeitbombe geraten, gegen welche die Palästinenser als bloßes Feuerwerk erscheinen.

Ein letztes Wort zu Joachim Löw…

Früher hat sich das Verlierer-Volk um seine Führer geschart. Heute wütet es gegen Löw. Ein Neuanfang mit ihm sei „kaum denkbar“, heißt es. WmdW aber sieht als Schuldigen weder den Coach, noch die Mannschaft, sondern das Schicksal, das alle Großen ereilt. In den letzten fünf WM-Turnieren wurden vier Champions schon in der Gruppenphase aus dem Spiel gekickt: Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014 und jetzt Deutschland. Die Bibel hat also Recht: „Die letzten werden die ersten sein und die ersten die letzten.“ Gegen das Evangelium kommt Jogi nicht an.

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