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Sechs-Parteien-Gespräche: Macht Hungersnot Nordkorea kompromissbereit?

Nach einem neuen Kompromissvorschlag Chinas im Atomstreit mit Nordkorea zeigt sich das weithin isolierte Land offen für eine Einigung. Grund könnte eine Hungersnot sein, die Experten angesichts steigender Reisimporte befürchten.

Peking - Nordkorea soll sein Atomwaffenprogramm nach einem chinesischen Vorschlag im Gegenzug für Hilfs- und Energielieferungen innerhalb von zwei Monaten einfrieren. Einen entsprechenden Entwurf hat China bei den Sechs-Parteien-Gespräche in Peking eingebracht, wie japanische und südkoreanische Medien übereinstimmend berichteten. Nach einem Treffen der Chefunterhändler kamen die Unterhändler der USA und Nordkoreas unterdessen zu ihrem ersten direkten Gespräch in Rahmen der am Donnerstag aufgenommenen neuen Runde zusammen.

Chinas Vorschlag läuft auf einen längeren Verhandlungsprozess hinaus. Er sieht die Versiegelung des Atomreaktors in Yongbyon und vier anderer Nuklearanlagen innerhalb von zwei Monaten vor. Geplant ist die Einrichtung von Arbeitsgruppen, die sich mit technischen Details wie der Beseitigung der Atomwaffen, der Entschädigung oder der Normalisierung der Beziehungen Nordkoreas zu Japan beschäftigen sollen, wie es in den offiziell unbestätigten Berichten hieß.

Rice "vorsichtig optimistisch"

Die Arbeitsgruppen sollen ihre Ergebnisse an die Runde der sechs Staaten leiten, die regelmäßig zu Sitzungen zusammenkommen soll. In Washington äußerte sich US-Außenministerin Condoleezza Rice "vorsichtig optimistisch", dass es bei dieser Runde in Peking Fortschritte in den seit 2003 laufenden Gesprächen geben könnte.

Nordkorea ist nach eigenen Angaben bereit, bei den laufenden Sechs-Länder-Gesprächen einen Kompromiss einzugehen. Der nordkoreanische Verhandlungsführer Kim Kye Gwan sagte in Peking, es gebe bislang eine Einigung in mehreren Punkten, einige Themen seien aber noch strittig. "Wir versuchen, einen Kompromiss zu finden. Bitte haben Sie Geduld."

Experten befürchten Hungersnot in Nordkorea

Unterdessen berichtet China über einen sprunghaften Anstieg der Reisimporte nach Nordkorea, was laut Experten Anzeichen einer schweren Hungersnot in dem kommunistisch regierten Land sein könnte. Der Norden habe im Oktober mehr als 7400 Tonnen Reis aus China eingeführt; im November und Dezember seien es jeweils fast 4000 Tonnen gewesen, meldete die südkoreanische Wirtschaftsagentur Korea Trade Investment Promotion Agency. Das entspreche ungefähr dem 2,6-Fachen des Vorjahresquartals. Ein Wissenschaftler des Koreanischen Instituts für Agrarwirtschaft sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, wenn Nordkorea unmittelbar nach der Erntezeit solche Mengen einführen müsse, deute dies auf eine schwierige Ernährungslage hin.

Das ohnehin von der Außenwelt abgeschottete Nordkorea hatte im Oktober nach eigenen Angaben eine Atomrakete getestet. Südkorea stellte daraufhin seine Lieferungen von Reis und Düngemitteln an den Nachbarn ein. Die Vereinten Nationen verhängten Strafen gegen die Regierung in Pjöngjang; die Versorgung mit Lebensmitteln ist davon aber nicht betroffen. (tso/dpa/AFP)

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