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Mamisoa (10, rechts) arbeitet laut Terre des Hommes in der Glimmer-Mine Tsivery; links ihre Mutter und ihre Schwester.

© Jan-Joseph Stok/TdH/terre des hommes Deutschland e.V./obs

Bericht von Terre des Hommes: Mehr als 10.000 Kinder schürfen in Madagaskar Glimmer für Kosmetik und Autos

Die Arbeit ist hart, gesundheitsschädigend und sehr schlecht bezahlt. Das Mineral landet unter anderem in Lippenstift und Nagellack.

Mehr als 10.000 Kinder schürfen nach Angaben von Hilfsorganisationen in Madagaskar das Mineral Glimmer, Englisch Mica. Es ist weltweit vor allem in der Auto-, Kosmetik- und Elektroindustrie begehrt. Die Hälfte der hier eingesetzten Arbeiter sind Kinder, heißt es in einem Bericht des Kinderhilfswerks Terre des Hommes und des Forschungsinstituts über multinationale Unternehmen.

Die jüngsten unter ihnen sind demnach kaum älter als fünf Jahre. Dem Bericht zufolge reicht ihr tägliches Gehalt – zwischen 27 Cent und drei Euro – meist nicht für eine Mahlzeit.

„Es ist dringend erforderlich, dass sich internationale Unternehmen mit der Herkunft des von ihnen verwendeten Glimmers beschäftigen und dass sich die Regierung von Madagaskar für die Wahrung von Kinderrechten einsetzt“, forderten die Hilfsorganisationen.

Der Report basiert ihren Angaben zufolge auf einer einjährigen Untersuchung der „harschen Arbeitsbedingungen“ für Kinder in 13 Glimmer-Minen im Südwesten von Madagaskar. Wegen ihrer kleinen Körpergröße würden die Kinder dazu eingesetzt, Brunnen und Tunnel zu graben, aus denen sie im Anschluss die Mineralsteine schürfen. Die jüngsten unter ihnen würden beim Sortieren der Glimmer-Stücke eingesetzt.

Unter anderem leiden die Kinder dem Bericht zufolge täglich unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Wassermangel und Verletzungen an Händen und Füßen. Viele seien zudem Gesteinsstaub ausgesetzt, der Husten und Lungenerkrankungen hervorrufe. Die Minderjährigen würden meist von ihren Eltern in die Minen geschickt, um ein zusätzliches Einkommen für ihre Familie zu erwirtschaften.

Glimmer ist hitzebeständig, deshalb begehrt als Isolierstoff

Das Schürfen von Glimmer ist eine schmutzige und körperlich fordernde Tätigkeit. Mit Spitzhacken müssen die Arbeiter Steine zerteilen, um das darin enthaltene Mineral freizulegen. Das daraus gefertigte Endprodukt wird unter anderem von Kosmetikunternehmen genutzt, um Lippenstiften und Nagellacken Glanz zu verleihen. In der Automobil- und Elektrobranche wird das hitzebeständige Glimmer zudem als Isolierstoff verwendet.

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Madagaskar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Rund drei Viertel der 26 Millionen Einwohner verfügen über weniger als zwei Dollar (1,80 Euro) am Tag. Das Land hat Indien im Export von Glimmer kürzlich überholt und ist nun der weltweite Hauptexporteur des Minerals. Etwa 87 Prozent des weltweit abgebauten Glimmer geht nach UN-Angaben nach China. (AFP)

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