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Friedrich Merz.

© Michael Kappeler/dpa

Merz machte den Fehler zweimal: Warum es unklug ist, die Frauen in der CDU zu unterschätzen

Frauen sind ein Machtfaktor in der CDU und für ihren Erfolg zentral. Auch 2021 scheint das nicht allen Männern in der Partei bewusst zu sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Auch wenn Friedrich Merz nicht gerade als Kämpfer für die Gleichberechtigung bekannt ist: Das, was er auf dem CDU-Parteitag zur „Sache mit den Frauen“ sagte, hinterließ selbst eingefleischte Merz-Kritikerinnen fassungslos. „Wenn ich wirklich ein Frauenproblem hätte, wie manche sagen, dann hätten mir meine Töchter längst die Gelbe Karte gezeigt – und meine Frau hätte mich nicht vor 40 Jahren geheiratet“, meinte Merz. Sein Team fand den Spruch so gelungen, dass es ihn gleich twitterte.

Merz kann also kein Frauenproblem haben, denn seine Ehefrau ist selbst eine Frau? Man könnte sich über diesen logischen Kurzschluss lange echauffieren, das würde aber zu kurz greifen. Dahinter steht ein tiefergreifendes Problem: Es gibt im Jahr 2021 immer noch Männer in der CDU, die so denken. Und die Frauen systematisch unterschätzen.

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Merz hat diesen Fehler schon 2018 gemacht. Damals gaben die Frauen den Ausschlag. Sie stimmten überwiegend für Annegret Kramp-Karrenbauer. Auch im Vorfeld des diesjährigen Parteitages war klar: Ein Drittel der Delegierten werden Frauen sein. Sollten sie sich auf einen Kandidaten einigen, könnte das der entscheidende Faktor sein.

Doch Merz ließ sich davon nicht beeindrucken. Er erklärte, dass er eine Frauenquote in der CDU nur für die „zweitbeste“ Lösung halte. Ihm reichte es, dass es eine Facebook-Gruppe gab mit dem Titel „Wir Frauen für Friedrich Merz“. Einen Fragebogen, den ihm die Frauen-Union geschickt hatte, gab er nicht zur Veröffentlichung frei. Am Ende empfahl die Frauen-Union den weiblichen CDU-Mitgliedern Röttgen oder Laschet – was einem Votum gegen Merz gleichkam.

Die Union muss sich überlegen, wie sie Wählerinnen halten will

Nach diesem Parteitag sollte klar sein: An den Frauen vorbei wird man nur noch schwer etwas in der Union. Zwar hatte auch Merz Unterstützerinnen. Die überwiegende Mehrheit der weiblichen Delegierten dürfte im zweiten Wahlgang aber Laschet ihre Stimme gegeben und damit die Wahl entschieden haben. Ihnen geht es nicht nur darum, dass sie Frauen besser in der CDU repräsentiert sehen wollen. Es ist auch eine strategische Frage: Die Union muss sich überlegen, wie sie ihre Wählerinnen halten will, wenn Angela Merkel nicht mehr zur Wahl antritt.

Die Zahlen zeigen, wie sehr CDU und CSU auf weibliche Stimmen angewiesen sind. Denn in der Union wird Politik zwar überwiegend von Männern gemacht – vier Fünftel der Unionsabgeordneten im Bundestag sind Männer –, doch sie wird deutlich häufiger von Frauen als von Männern gewählt. Wenn jetzt an der Spitze der CDU keine Frau mehr steht und auch der Kanzlerkandidat ein Mann ist, dann ist es umso wichtiger, dass die Union glaubwürdig die Belange von weiblichen Wählerinnen in den Blick nimmt.

Alle drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz waren Männer.
Alle drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz waren Männer.

© REUTERS

Mit Friedrich Merz wäre das schwer geworden. Aber auch für Laschet, der im Falle seiner Kanzlerschaft das Kabinett zur Hälfte mit Frauen besetzen will, ist es kein Selbstläufer. Warum das so ist, zeigt sich im derzeitigen Kabinett. Dort wurde in den letzten Monaten um eine verbindliche Frauenquote für Vorstände gerungen. Die soll jetzt kommen: Wenn die Vorstände von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mehr als drei Mitglieder haben, muss künftig eine (!) Frau dabei sein. Das hat die SPD der Union abgerungen.

Laschet hat erkannt, dass Frauen in der Union ein Machtfaktor sind

Die Union ist nicht dafür bekannt, Frauen besonders in den Blick zu nehmen. So hält sie zum Beispiel auch noch immer am Ehegattensplitting fest, obwohl schon lange klar ist, dass dieses Steuermodell die Einverdienerehe begünstigt und zu Altersarmut bei Frauen führen kann. Das letzte Mal, dass die Union dafür gelobt wurde, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, war, als Ursula von der Leyen als Familienministerin das Elterngeld einführte.

Dass Laschet erkannt hat, dass Frauen in der Union ein Machtfaktor und für den Erfolg seiner Partei wichtig sind, ist nur der erste Schritt. Wenn die CDU weiter erfolgreich sein will, muss sie unter seiner Führung auch Taten folgen lassen.

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