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Schäuble würdigt „großen Parlamentarier“: Hamburgs Ex-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose gestorben
Der ehemalige Hamburger Bürgermeister und Sozialdemokrat Hans-Ulrich Klose ist tot. Nicht nur SPD-Politiker würdigten ihn, auch Wolfgang Schäuble sprach ihm seinen Respekt aus.
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Hamburgs Ex-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose ist tot. Der SPD-Politiker starb am Mittwoch im Alter von 86 Jahren, wie seine Ehefrau Anne Steinbeck-Klose der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag sagte. Ihr Mann sei friedlich zu Haus eingeschlafen. In den letzten Jahren habe er an Alzheimer gelitten.
Klose war von 1974 bis 1981 Regierungschef in Hamburg. Danach profilierte er sich im Bundestag als Fraktionschef und versierter Außenpolitiker. Innerparteilich gehörter er als Schatzmeister bis 1991 zum engsten Führungskreis der SPD.
Klose saß bis 2013 im Bundestag
Klose wurde schon mit 37 Jahren Bürgermeister in Hamburg und war damit jüngster Regierungschef eines Bundeslandes. Sieben Jahre lang leitete er die Geschicke im Hamburger Rathaus, bis er im Mai 1981 überraschend zurücktrat. Zwei Jahre später wechselte er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag und blieb dort bis 2013.
Nach dem Rücktritt von Hans-Jochen Vogel wurde Klose 1991 zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt, musste den Posten aber 1994 an Rudolf Scharping abtreten.
Ins Amt des Hamburger Bürgermeisters startete Klose 1974 mit einem rigorosen Sparkurs. Als Vertreter des linken Parteiflügels kritisierte er den Extremistenbeschluss und versuchte die Abkehr Hamburgs von der Atomenergie zu erreichen.
Hans-Ulrich Klose hat sich im Senat und als Bundestagsabgeordneter über Jahrzehnte für seine Heimatstadt, unser Land und die sozialdemokratische Politik in Deutschland eingesetzt.
Peter Tschentscher, Hamburger Bürgermeister (SPD)
Wegen der mangelnden Unterstützung der SPD für seinen Kurs gegen das rund 70 Kilometer entfernt im Nachbarland Schleswig-Holstein gelegene Atomkraftwerk Brokdorf trat Klose als Bürgermeister 1981 zurück.
Seit 1998 widmete er sich auf Bundesebene der Außen- und Sicherheitspolitik, war Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und wurde 2010 zudem Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt – ein Posten, den er 2011 aus familiären Gründen vorzeitig wieder aufgab.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich würdigte Klose als „herausragenden Politiker und feinen Menschen“. Dieser habe sich „mit Anstand und Würde den politischen Herausforderungen gestellt“ und „unserem Land in vielen wichtigen Funktionen gedient“, erklärte Mützenich am Donnerstag.
„Wir trauern um einen Freund und Weggefährten, dessen Rat und Wirken uns mit großer Dankbarkeit erfüllt. Er wird uns fehlen“, erklärte Mützenich.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) würdigte Klose als beliebten Bürgermeister, hoch angesehenen Bundespolitiker und sympathischen Botschafter Hamburgs. „Hans-Ulrich Klose hat sich im Senat und als Bundestagsabgeordneter über Jahrzehnte für seine Heimatstadt, unser Land und die sozialdemokratische Politik in Deutschland eingesetzt“, erklärte Tschentscher am Donnerstag
Als versierter Außenpolitiker und hanseatischer Staatsmann habe er sich besonders für gute transatlantische Beziehungen Deutschlands und Hamburgs engagiert. „Bis ins hohe Alter war Hans-Ulrich auf vielfältige Weise aktiv und präsent“, betonte Tschentscher.
Schäuble würdigt Klose als großen Parlamentarier
Auch der langjährige Unionspolitiker und frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) zollte Klose seine Anerkennung. „Ich habe mit Hans-Ulrich Klose vor allen Dingen in der Zeit, als wir beide Fraktionsvorsitzende - ich noch relativ frisch im Rollstuhl - waren, sehr gut zusammengearbeitet, obwohl wir natürlich parlamentarische Gegenspieler waren“, sagte Schäuble dem Tagesspiegel. „Er hat es in einer menschlich sehr anständigen Weise gemacht, mir auch den Start im Rollstuhl sehr erleichtert, und ich habe an ihm immer geschätzt, dass bei ihm die staatspolitische Verantwortung stets über dem parteipolitischen Engagement stand.“
Auch deshalb hätten sie es gemeinsam geschafft, die notwendige Anpassung des Grundgesetzes im Asylrecht zustande zu bringen, was Klose sehr viel Unterstützung in seiner eigenen Partei und Fraktion gekostet habe. Aber er habe es in staatspolitischer Verantwortung gemacht, so wie er auch in seinem Engagement für die atlantische Gemeinschaft unerschütterlich gewesen sei. „Er war ein großer Parlamentarier, er war ein wertvoller Mensch und sein Ableben ist ein großer Verlust.“ (Tsp, dpa)
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