Nahrungsmittelknappheit: Mit Essen spielt man nicht
Bei der Suche nach Ursachen der Nahrungsmittelkrise geraten Spekulanten immer mehr in den Mittelpunkt. In seltener Einheit kritisierten die Grünen und Bauernpräsident Gerd Sonnleitner Anleger, die in Agrarrohstoffe investierten.
Angesichts schwächelnder Immobilienfonds und Bankaktien bieten Agrarrohstoffe Spekulanten neue Anlageoptionen, die sie reichlich genutzt haben. Bei der Suche nach Ursachen der weltweiten Nahrungsmittelkrise geraten die Börsen jetzt stärker ins Blickfeld. In einem fünfseitigen Positionspapier fordert die Grünen-Bundestagsfraktion, die Bundesregierung solle sich international für eine "wirksamere Regulierung der Warenterminbörsen und die Einführung einer Börsenumsatzsteuer" einsetzen.
Die Grünen werfen der Bundesregierung Versäumnisse im Kampf gegen steigende Lebensmittelpreise und die weltweite Nahrungsmittelknappheit vor. "Um Hunger wirksam bekämpfen zu können, brauchen wir keine verbalen Luftnummern von (Bundesagrarminister Horst) Seehofer, sondern eine wirkliche Agrarwende. Dazu muss die Subventionspraxis massiv verändert werden", sagte Fraktionschefin Renate Künast der "Münsterschen Zeitung".
Sonnleitner: Ausgaben für Ernährung werden weiter steigen
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hatte am Montag einen "Neun-Punkte-Plan" gegen steigende Lebensmittelpreise vorgelegt, der unter anderem einen vorübergehenden Stopp der Verwendung von Getreide und Ölfrüchten zur Produktion von Agrartreibstoffen vorsieht. Biosprit gilt als einer der stärksten Preistreiber bei Grundnahrungsmitteln. Agrarminister Seehofer (CSU) bekräftigte seine Forderung nach einer Wende in der Agrarpolitik.
Auch Bauernpräsident Gerd Sonnleitner warnte in der "Passauer Neuen Presse" vor Spekulationen mit Rohstoffen: "Die Börsenspekulationen werden immer stärker. Die Heuschrecken richten sich nun auch auf Agrarrohstoffe". Dies gehe soweit, dass bewusst große Mengen Agrarprodukte vom Markt zurückgehalten würden. Sonnleitner rechnet indes mit weiter steigenden Preisen für Nahrungsmittel. "Für die Verbraucher ist die Zeit niedriger Lebensmittelpreise vorüber", kündigte er an. Unter dem Strich würden Ausgaben für Ernährung zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr steigen. (nim/dpa)