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US-Vorwahlen: Mit Schneeschaufeln und Babysittern zum Sieg

Bei der Vorbereitung zu den ersten Veranstaltungen des US-Wahlkampfes sind die Lockmittel vielfältig - und an der Wählerklientel orientiert. Für alternde Clinton-Anhänger gibt es Schneeschaufeln, für potentielle Barack-Obama-Wähler dagegen Babysitter.

Es ist kalt in Des Moines, der Himmel ist grau, es könnte an diesem Donnerstag wieder Schnee geben - das ist nicht ganz unwichtig für Hillary Clinton. Meinungsforscher haben nämlich herausgefunden, dass die Ex-First-Lady besonders viele Anhängerinnen im höheren Alter hat. Und damit diese am Donnerstagabend auch wirklich zur Abstimmung gehen, haben die Helfer der Senatorin mehrere hundert Schneeschaufeln strategisch in der Stadt verteilt - im Zweifelsfall soll das emsige Clinton-Team den Damen den Weg ins Wahllokal freischaufeln. Frau Clinton überlässt nichts dem Zufall.

Auch ihr Rivale Barack Obama hat sich "warm angezogen". Seine Wählerklientel sind eher Jüngere, was seine Helfer auf die Idee brachte, Babysitter zu organisieren - damit die lieben Kleinen ihre Eltern nicht abhalten, für den jungen, schwarzen Hoffnungsträger zu votieren.

Noch nie zuvor, beteuern politische Kommentatoren in den USA, hat es ein derartiges Spektakel um einen "Caucus", wie die Vorabstimmung im Bundesstaat Iowa heißt, gegeben. Seit Monaten fahren die Kandidaten kreuz und quer durchs Land, die Medien berichten penibel über jeden Versprecher der Favoriten - man könnte den Eindruck gewinnen, in dem kleinen Bauernstaat im Mittelwesten würde die Präsidentenwahl der USA entschieden. Für Außenstehende eher schwierig zu verstehen: Gerade mal 124.000 demokratische Wähler haben 2004 ihre Kandidaten in Iowa gekürt, ein Bruchteil der tatsächlichen Wählerschaft also.

Ausschluss der schwarzen Schafe

"Ein byzantinischer Prozess" - so beschrieb die Zeitung "Wall Street Journal" das Spektakel. Die Prozedur ist derart kompliziert, dass das Fernsehen eigens Lehrstunden gibt: "Wie funktioniert ein Caucus?" Eiserne Regel: Alle Wählerversammlungen finden am Abend statt, beginnen alle genau zur gleichen Zeit. "Punkt sieben schließen die Türen", heißt es. So soll verhindert werden, dass schwarze Schafe mehrfach zur Wahl schreiten.

Der Einfallsreichtum der Wahlstrategen kennt keine Grenzen. Die "New York Times" berichtet, die Clinton-Mannschaft lasse "Pre-Caucus Parties" eigens mit Sandwiches versorgen. Die Schnittchen sollen die Wahlwilligen schon Stunden vor Beginn der Versammlung in die Nähe des Wahllokals locken. "Die Clinton-Helfer haben dann genügend Zeit, um zu sehen, wer nicht auftaucht, um diejenigen dann doch noch bis sieben Uhr zum Wählen zu bringen."

"Wer in Iowa siegt, hat Rückenwind"

Mit raffinierten Computer-Programmen seien die Wahlhelfer dabei, potenzielle "Caucus-Goers" ausfindig zu machen. Frau Clinton habe es vor allem auf Frauen über 65 abgesehen, "besonders Witwen oder Verheiratete, aber nur wenn sie mit einem Demokraten oder einem Unabhängigen verheiratet sind." Um den rechten Weg zu weisen, würden ihnen Zettelchen mit der Adresse des nächsten Caucus an die Tür geheftet - für die älteren Damen eigens in extra großer Schrift.

"Wer in Iowa siegt, hat Rückenwind, wer verliert, dem bläst der Wind ins Gesicht", heißt die goldene Regel im US-Wahlkampf. Mitunter wenigstens. Doch Frau Clinton braucht nur ihren Ehemann zu betrachten, dann weiß sie, dass es auch anders geht. Bill Clinton landete im Januar 1992 bei den Vorwahlen in Iowa abgeschlagen unter ferner liefen, mit blamablen drei Prozent der Wählerstimmen - Präsident wurde er trotzdem. (dpa)

Peer Meinert

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