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Mohamed Dschawad Sarif bei der Münchner Sicherheitskonferenz

© Tobias Hase / dpa

Mohammed Dschawad Sarif: Ein Radikaler unter noch Radikaleren

Irans Außenminister Sarif genießt das Vertrauen des Westens – trotz Frechheiten. Dass sein Stern sinkt, muss den Westen aufrütteln. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Allein schon, dass Mohammed Dschawad Sarif als iranischer Außenminister zurücktreten wollte, sollte den Westen aufrütteln. Es kann also dort immer noch schlimmer werden. Ist Sarif doch, wenn man das annähernd so sagen kann, eine Art Vertrauensanker innerhalb eines Regimes von Mullahs, die auf Vertrauen nicht hoffen dürfen. Er hatte für Teheran maßgebend das Atomabkommen mit den UN-Vetomächten und Deutschland ausgehandelt. Die Vereinbarung von 2015 soll den Iran daran hindern, Nuklearwaffen zu entwickeln.

Erstaunliche Form von Jovialität

Sarif ist, oder war bisher, im Ausland eine Art Star der Teheraner Führung. Sein jüngster Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz hatte das erneut deutlich gemacht. Was die Präsentation von Positionen angeht, traut er sich jede Form von Urteil und Zuspitzung zu; ungeachtet einer erstaunlichen Form von Jovialität. Dass Sarif beispielsweise Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Umkehrung der Verhältnisse vorwarf, seinem Land, dem Iran, mit „Auslöschung“ zu drohen, war von einer Frechheit, die ihresgleichen sucht.

Nachdem sich aber die USA aus dem Atomabkommen zurückgezogen und neue Sanktionen verhängt haben, sinkt der Stern von Sarif. Wie ihn Staatspräsident Hassan Ruhani im Amt hält, oder zu halten versucht, zeigt, dass der seinen Bundesgenossen gegen die noch Radikaleren nicht verlieren will. Oder nicht verlieren sollte. Die Kritik der Hardliner lautet ja, dass diese Annäherungspolitik an den Westen nicht genug gebracht habe. Diese Einschätzung ist für Ruhani gefährlich.

Wie der Bedeutungsverlust des Außenministers, der sich daran zeigt, dass Sarif wohl nichts von einem Treffen mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad in Teheran wusste und nicht eingeladen war. Ein Affront. Ersatz für den erfahrenen und bestens vernetzten Minister gibt es aber übrigens nicht so schnell. Es war Sarif, der es über all die Jahre geschafft hat, den Iran im Gespräch unter anderem mit den Europäern zu halten.

Jetzt ist die Zeit, das Verhältnis zu diesem Iran zu überdenken und sich nichts vorzumachen. Dafür steht das Mullah-Regime: fortgesetzte Angriffe auf Israel, Unterstützung des Terrors, horrende Menschenrechtsverletzungen, Hunderte von Hinrichtungen, Staatsmorden, den nach China weltweit meisten. Der Fall Sarif muss den Westen aufrütteln.

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