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2008 musste sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) vor dem BND-Untersuchungsausschuss des Bundestages verantworten. Es ging um seine Rolle bei der Entführung mehrerer Deutscher durch den amerikanischen Geheimdienst CIA im Zuge des Anti-Terror-Kampfes.

© pricture-alliance/dpa

Deutsch-syrischer Islamist: Mohammed Haydar Zammar wieder frei

Er gilt als Kontaktmann der Hamburger Zelle, die für die Attentate am 11. September 2001 verantwortlich gemacht werden. Mit Hilfe der deutschen Sicherheitsbehörden wurde Mohammed Haydar Zammer von der CIA nach Syrien entführt und inhaftiert. Nun ist er nach 12 Jahren wieder frei.

Nach mehr als zwölf Jahren Haft ist der Hamburger Islamist Mohammed Haydar Zammar offenbar aus dem Zentralgefängnis im syrischen Aleppo freigekommen. Dies berichteten am Freitag der NDR und die „Süddeutsche Zeitung“. Danach hält sich der Deutsch-Syrer offenbar in der umkämpften nordsyrischen Stadt auf. Der 52-Jährige war enger Vertrauter der Hamburger Gruppe um die Attentäter des 11. September 2001.

Wie NDR und „SZ“ aus dem Umfeld von Zammars Familie in Hamburg erfuhren, kam er im vergangenen Herbst durch einen Gefangenenaustausch frei. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft teilte den Medien auf Anfrage mit, die Vorwürfe gegen Zammar seien verjährt. Daher müsse er im Falle einer Rückkehr nach Deutschland nicht mit einer Festnahme rechnen.

Zammar gehörte zum Umfeld der Hamburger Al-Qaida-Zelle. Ob er tatsächlich Kenntnis von den Anschlagsplänen gehabt hat, ist unklar. Er selbst hat von sich behauptet, er habe die Hamburger Zelle um den Attentäter Mohammed Atta rekrutiert. 2001 wurde Zammar jedenfalls mit tatkräftiger deutscher Behördenhilfe in Marokko verhaftet und an den amerikanischen Geheimdienst CIA übergeben. Diese entführte Zammar, der in Syrien geboren, aber seit 1982 Deutscher ist, nach Syrien. Dort wurde Zammar nach eigenen Angaben gefoltert. Während seiner Haft in Syrien reisten vier deutsche Geheimdienstmitarbeiter und zwei Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes nach Damaskus, um Zammar zu verhören. 2007 wurde Zammar in Syrien wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Muslimbruderschaft zunächst zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe wurde dann in eine zwölfjährige Haftstrafe umgewandelt, die Zammar im Zentralgefängnis in Aleppo absaß.

Nach Informationen von NDR und "SZ" berichtete eine arabische Nachrichtenwebsite schon im vergangenen Oktober darüber, dass Zammar im Zuge eines Gefangenenaustauschs aus der Haft freigekommen sei. Demnach tauschte die islamistische Miliz Ahrar asb Sham ihn und fünf weitere Gefangene gegen eine unbekannte Anzahl von Offizieren der syrischen Regierungstruppen ausgetauscht haben. Der Mann soll mit seiner Familie in Deutschland, seine Frau lebt mit sechs Kindern weiterhin hier, telefonisch in Kontakt stehen.

Zammar ist als zehnjähriger Junge aus Syrien nach Deutschland gekommen. Schon während seiner Schulzeit vertrat er radikale islamistische Ansichten. Zwei Mal - 1991 und 1996 - soll er sich länger in Afghanistan aufgehalten und dort in Terrorcamps zum Dschihadisten entwickelt haben. Er hat 1995 in Bosnien auf der Seite der Muslime gegen die Serben gekämpft.

Der Fall Zammar hat im BND-Untersuchungsausschuss, der 2007 vom Bundestag eingesetzt worden war, eine große Rolle gespielt. Dort ging es um die Frage, ob deutsche Geheimdienste sich im Kampf gegen den Terror immer korrekt verhalten haben, und welche Verantwortung dafür der damalige und inzwischen wieder Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dafür zu tragen hatte. Neben dem Fall Zammar wurde auch der Fall des Bremer Deutsch-Türken Murat Kurnaz verhandelt, der jahrelang unschuldig im US-Gefangenenlager auf Guantanamo festgehalten worden war. Auch der Fall Khaled al Masri, der von der CIA nach Afghanistan entführt worden war, wurde im Untersuchungsausschuss verhandelt. (mit dpa)

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