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Michael Gerber, Bischof von Fulda, steht bei seiner Ankunft am Tagungsort der Synodalversammlung vor Demonstranten, die für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche protestieren.

© dpa/Arne Dedert

Mühsamer Weg: Katholische Reformer kommen weiter

Bei der fünften Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt gab mit der Segensfeier für Homosexuelle einen Erfolg für die Modernisierer. Doch sie mussten von vielen Maximalforderungen abrücken.

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Im Frankfurter Messe- und Kongresszentrum brandete Applaus auf: Denn in der katholischen Kirche in Deutschland soll es künftig Segensfeiern für homosexuelle Paare geben. Das beschlossen die in der Mainmetropole zur fünften Vollversammlung des Reformprozesses „Synodaler Weg“ versammelten Bischöfe und Laienvertreter am Freitag.

Zudem forderten sie eine grundsätzliche Erlaubnis für Frauen, in katholischen Gottesdiensten predigen zu dürfen. Und bereits am Donnerstag baten sie Papst Franziskus, den Pflichtzölibat für Priester noch einmal zu überprüfen.

Damit hat der 2019 unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals gestartete Reformprozess konkrete Ergebnisse erbracht – aber es waren immer Kompromisse. Denn die katholische Kirche in Deutschland ist gespalten: Vielen Laien, wie dem Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Gregor Podschun, können die Reformen nicht schnell genug kommen.

Es ist nicht vermittelbar, wie wenig weitgehend manche Texte geblieben sind.

Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees deutscher Katholiken

Manchen konservativen Bischöfen, wie dem Regensburger Rudolf Voderholzer, wäre es hingegen wohl am Liebsten, wenn es überhaupt keine Ergebnisse geben würde. Und weil alle Texte, die der Synodale Weg beschließt, auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe benötigen, rückten die Delegierten oft von Maximalforderungen ab.

Vom Frauenpriestertum etwa war in Frankfurt nicht mehr die Rede. Und die Frage, ob Frauen taufen dürfen, was ausnahmsweise bereits erlaubt ist, soll zunächst noch einmal evaluiert werden. „Es ist gut, dass wir den Text zur Rolle der Frauen im Gottesdienst verabschiedet haben“, sagt die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Maria Flachsbarth. „Aber froh bin ich nicht: Es geht so unfassbar langsam, wir bewegen uns in Millimeterschritten vorwärts.“

„Wir erleben, dass die eine Seite schmerzhafte Kompromisse grundlegender Natur eingegangen ist, während diese Kompromisse von einigen Bischöfen nicht eingegangen worden sind“, sagt der Generalsekretär des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK), Marc Frings. „Es ist nicht vermittelbar, wie wenig weitgehend manche Texte geblieben sind.“

Ähnlich war es auch in der Debatte um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Sie verlief ähnlich der Diskussionen, die es vor einem guten Jahrzehnt bereits in der evangelischen Kirche gegeben hatte. Dort werden queere Paare heute getraut.

Eindrücklich war in Frankfurt etwa der Appell der Religionslehrerin Mirjam Gräve, die vor Kurzem ihre Frau geheiratet hatte. Weil sie keine Bittstellerinnen sein wollten, haben sie keinen Pfarrer um einen Segen gebeten: Er hätte ihnen ja verweigert werden können. „Beschließen wir den Text, damit künftige Paare keine Bittsteller mehr seien müssen“, sagte Gräve.

„Dass es Segensfeiern geben soll, ist schon der größte Kompromiss“, sagte dagegen Podschun. Denn eigentlich bräuchte es – wie bei den Protestanten – auch die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare. Doch genau diese Forderung stieß bei den Konservativen auf keine Gegenliebe.

„Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare werden hier in eine Analogie zur sakramentalen Ehe führen“, sagte der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke. „Ich kann diesem Text daher nicht zustimmen.“ Und auch Voderholzer machte deutlich, dass er aus Gewissensgründen den Segensfeiern nicht zustimmen könne.

80
Prozent der Diözesan- und Weihbischöfe sprachen sich für die Segensfeiern aus.

Doch auch in den Reihen der Bischöfe gehörten Voderholzer und Hanke zur Minderheit. „Wir brauchen hier weitere Schritte“, sagte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. „Gleichzeitig bleiben wir mit diesem Vorschlag klar im weltkirchlichen Diskurs: Er geht nicht auf Kosten der sakramentalen Ehe, deswegen kann ich ihm zustimmen.“ Und auch der Berliner Generalvikar Manfred Kollig oder der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sprachen sich für die Segnungen aus. Am Ende sprachen sich 80 Prozent der Diözesan- und Weihbischöfe für die Segensfeiern aus.

Doch die Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland stehen erst am Anfang. Am Sonnabend wollen die Delegierten des Synodalen Wegs einen „Synodalen Ausschuss“ einrichten: Er soll in den nächsten drei Jahren die vom Vatikan bislang angelehnte Gründung eines synodalen Rates vorbereiten, in dem Laien und Bischöfe gemeinsam Fragen von wesentlicher Bedeutung für die katholische Kirche in Deutschland beraten sollen.

Und ob die Beschlüsse des Synodalen Wegs wirklich in allen deutschen Bistümern umgesetzt werden, bleibt ebenfalls offen: Denn am Ende liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Bischofs, die Beschlüsse des Reformprozesses umzusetzen – bindende Kraft nämlich haben die Beschlüsse des Synodalen Weges nicht.

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