zum Hauptinhalt
Der langjährige Bundesminister und ehemalige Vizekanzler: Franz Müntefering (SPD).

© Imago/HMB-Media/Uwe Koch

Müntefering spricht über seinen Tod: „Ich möchte in der Erde sein, nicht als Staub ins Meer geschüttet werden“

Der ehemalige SPD-Chef äußert sich in einem Interview sehr privat. Auf die katholische Kirche ist Franz Müntefering nicht gut zu sprechen – und von Gerhard Schröder tief enttäuscht.

Stand:

Er ist 84 Jahre alt – und nun hat der ehemalige SPD-Chef Franz Müntefering einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gegeben. Vor seiner bereits fünften Operation am Herzen habe er sich Gedanken über den Tod gemacht, sagte er der „Bild am Sonntag“ („BamS“). „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben nachgedacht über das Sterben.“ Er habe den Ärzten gesagt, „gebt mir Nachspielzeit, ich will noch ein bisschen leben“.

Der langjährige Bundesminister und ehemalige Vizekanzler formulierte in dem Gespräch konkrete Vorstellungen für seinen Tod. „Ich möchte auf jeden Fall in der Erde sein, und nicht als Staub ins Meer geschüttet werden. Ob im Sarg oder in der Urne, das ist mir egal.“

Wo er beigesetzt werde, solle seine Ehefrau Michelle entscheiden. „Entweder in Sundern, wo ich 50 Jahre gelebt habe, im Sauerland, in Bonn, in Berlin oder in Herne.“ Auch über Trauerreden werde seine 40 Jahre jüngere Frau, mit der er seit fast 15 Jahren verheiratet ist, entscheiden.

Franz Müntefering mit seiner Ehefrau Michelle im Jahr 2018.

© Imago/Funke Foto Services/Morris Willner

Müntefering berichtete zudem, wie schwer die letzte OP war. „Wir wussten, die Operation würde lange dauern und wird kompliziert. Nach der OP fiel ich in eine Art Delirium. Das kann passieren, man muss vorher unterschreiben. So ein Delirium ist unterschiedlich stark.“

Ich bin einfach sauer auf ihn, das kann man so nicht machen.

Franz Müntefering über Gerhard Schröder (beide SPD)

Vor seinem Tod ist es Müntefering nach eigenen Worten auch ein Anliegen, aus der katholischen Kirche auszutreten. Das sei gar nicht so einfach. Die Kirche antwortete ihm, er müsse dem Staat mitteilen, wenn er sie verlassen wolle, wegen der Kirchensteuer. „Wir diskutieren noch. Auch wenn die Sache für mich feststeht, ich werde offiziell aus der katholischen Kirche verschwinden.“

Müntefering, der sich noch mit der Formel „so wahr mir Gott helfe“ vereidigen ließ, machte seine Distanz deutlich. Er möge nicht mehr akzeptieren, dass die Kirche sich als Staat im Staat verstehe und darstelle. Der Sozialdemokrat sagte, er sei zwar als gläubiger Katholik groß geworden.

„Aber ich glaube nicht mehr. Weder an Gott noch an die Schöpfung, noch an das ewige Leben, noch an den Himmel.“ Er wolle ehrlich sterben, wenn es einmal so weit ist.

Müntefering machte zugleich deutlich, wie tief enttäuscht er von seinem alten Weggefährten Gerhard Schröder (SPD) wegen dessen Russland-Nähe ist.

Er habe dem Altkanzler nicht zum 80. Geburtstag im April gratuliert. „Das wäre ja ein bisschen verlogen gewesen. Ich bin einfach sauer auf ihn, das kann man so nicht machen“, sagte Müntefering. „Sein Verhalten nach dem Beginn des Ukraine-Krieges von Putin konnte ich nicht akzeptieren, kann ich nicht akzeptieren, und sein Verhalten danach auch nicht.“

Schröder habe „ein bisschen versucht, sich herauszuhelfen, als er allgemein sagte, dieser Krieg sei ein Fehler. Das macht mich völlig wahnsinnig. Das ist schließlich nicht nur ein taktischer Fehler von Putin, sondern es ist ein Verbrechen, dass er Zehntausende Menschen bombardieren und töten, dass er Frauen vergewaltigen und Kinder entführen lässt. Er hätte sagen müssen: ,Mit mir nicht.’ Da komme ich überhaupt nicht drüber hinweg“, so Müntefering.

Er habe Schröder „kennengelernt und erlebt als Menschen, der durchaus auch Gefühle hat“, so Müntefering. „Sein Umgang mit seiner Mutter, das fand ich immer gut. Sein Vater ist im Krieg gefallen. Er ließ ihn suchen, fuhr zu seinem Grab. Inzwischen verstehe ich Gerhard Schröder nicht mehr.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })