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Einsatzkräfte sichern den Tatort.

© IMAGO/Bihlmayerfotografie/IMAGO/Michael Bihlmayer

Update

Nach Anschlag in München: Zweijähriges Kind und seine Mutter sterben an schweren Verletzungen

Eine 37-jährige Frau und ihre Tochter sind zwei Tage nach dem Anschlag in München ihren Verletzungen erlegen. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte die Abschiebung des mutmaßlichen Täters an.

Stand:

Zwei Tage nach dem Anschlag auf eine Demonstration in München sind eine Mutter und ihre kleine Tochter an ihren schweren Verletzungen gestorben. Es handele sich um ein zweijähriges Mädchen und eine 37 Jahre alte Frau aus München, teilte das bayerische Landeskriminalamt mit.

Am Nachmittag kam Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Anschlagsort und legte eine weiße Rose an einem improvisierten Gedenkort nieder.

Scholz sprach den Hinterbliebenen der beiden Todesopfer sein „tief empfundenes Beileid“ aus. „Das Land trauert mit ihnen“, schrieb er auf X. Zudem kündigte er die Abschiebung des mutmaßlichen Täters an. „Er wird nach dem Verbüßen seiner Strafe auch in das Land zurückgeführt, wo er herkommt“, sagte der SPD-Politiker bei einer Wahlkampfveranstaltung in München. Wer eine derartige Tat begehe, könne sich „auf gar nichts mehr berufen“. Der 24-jährige Afghane müsse für seine „unverzeihliche Tat“ verurteilt werden.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte, die nun gestorbene Frau sei eine städtische Mitarbeiterin gewesen. Sie und ihre Tochter seien „ermordet“ worden, als die Frau „für ihre gewerkschaftlichen Rechte auf die Straße gegangen“ sei. Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke äußerte sich „zutiefst erschüttert und fassungslos“ angesichts des Todes der Frau - „unserer Kollegin“ - und ihres jungen Kindes.

„Es zerreißt einem das Herz“, schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Plattform X. „All das tut so weh und ist so sinnlos. Ganz Bayern trauert.“ Man sei in Gedanken bei den Angehörigen und hoffe und bete für die Verletzten.

Bundeskanzler Olaf Scholz mit Tränen im Gesicht und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.

© imago/pictureteam/IMAGO/Matthias Gränzdörfer

Bei der Fahrt eines 24-jährigen Afghanen mit seinem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag waren laut Polizei mindestens 39 Menschen verletzt worden. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Der Fahrer sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Täter spricht in Vernehmung von Absicht

Als Anhaltspunkt für eine islamistische Motivation hatte die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann, unter anderem die Aussage von Polizisten genannt, der Fahrer habe nach der Tat „Allahu Akbar“ gerufen.

Der 24-Jährige habe in einer Vernehmung auch eingeräumt, den Wagen absichtlich in das Ende des Verdi-Demonstrationszugs gesteuert zu haben. Die Aussagen deuteten auf eine religiöse Motivation hin, sagte Tilmann am Freitag. Details zu den Äußerungen während der Vernehmung wollte sie nicht nennen.

Die Ermittlungen stünden zwar noch am Anfang, betonte Tilmann. Sie traue sich aber, nach derzeitigem Stand von der Annahme eines islamistischen Hintergrunds zu sprechen. Unter anderem seien Chats auf dem Smartphone des Fahrers ausgewertet worden.

Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen übernommen

Aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls übernahm die Bundesanwaltschaft am Freitagabend die Ermittlungen. „Es besteht der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist“, teilte die oberste Anklagebehörde in Deutschland in Karlsruhe mit. Die Tat sei geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen führt weiter das Bayerische Landeskriminalamt.

Der Afghane hatte sich nach Angaben der Ermittler zuletzt rechtmäßig in Deutschland aufgehalten. Wie aus einem Gerichtsurteil gegen die Ablehnung seines Asylantrags aus dem Oktober 2020 hervorgeht, soll er über seine Fluchtgeschichte gelogen haben. Im April 2021 erließ die Stadt München jedoch einen Duldungsbescheid und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis für den 24-Jährigen.

Der DGB und der Verein „Gewerkschaften helfen“ riefen zu Spenden auf. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Familien“, heißt es in dem Aufruf. Man wünsche allen Verletzten Genesung. „Doch Worte allein reichen nicht - jetzt ist konkrete Hilfe, jetzt ist unsere Solidarität gefragt!“ Mit den Spenden wolle man Betroffene und deren Familien unterstützen, „um die medizinische Versorgung zu stemmen, den Alltag neu zu organisieren und einfach wieder Mut zu fassen“, hieß es.

Tief berührt zeigte sich auch die Gewerkschaft Verdi, deren Demonstration Ziel des Anschlags war. „Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich“, schrieb der Vorsitzende Frank Werneke. „Wir trauern mit den Angehörigen und der gesamten Familie, sind in Gedanken bei ihnen und wünschen ihnen so viel Kraft, wie sie nun dringend brauchen.“

Ähnliche Worte wählte die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU): „Ich bin in Gedanken bei der Familie des kleinen Kindes und seiner Mutter. Keine Worte können helfen oder gar trösten.“ (dpa)

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