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Der russische Politologe Alexander Dugin will Putin weiter unterstützen (Archivbild).

© Foto: via REUTERS/Moscow News Agency/Uncredited

Update

Nach Berichten über „ideologischen Bruch“: Kremlnaher Philosoph Dugin sichert Putin Unterstützung zu

Eine Telegram-Nachricht von Alexander Dugin führte zu Spekulationen über den Zusammenhalt in Moskaus Elite. In einer neuen Nachricht stellt er sich hinter den Kreml-Chef.

| Update:

Der kremlnahe Ideologe Alexander Dugin hat Präsident Wladimir Putin nach dem russischen Truppenabzug aus Cherson seine weitere Loyalität zugesichert. Berichte des Westens, wonach „sich russische Patrioten und ich selbst seit der Kapitulation von Cherson von Putin abwenden und angeblich seinen Rücktritt fordern“, seien „Falschmeldungen“, erklärte Dugin am Samstagabend im Onlinedienst Telegram. „Wir sind Putin gegenüber loyal und werden die Militäroperation (in der Ukraine) und Russland bis zum Ende unterstützen“.

Noch am Freitag hatte Dugin eine Nachricht veröffentlicht, in der er den Kreml nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Cherson zu kritisieren schien. Dugin schrieb, dass Russland nicht noch weitere Orte aufgeben dürfe und „die Grenze erreicht“ worden sei.

Die US-Denkfabrik „Institute for The Study of War“ (ISW) interpretierte Dugins Kommentar als „ideologischen Bruch“ zwischen radikalen Unterstützern des Kriegs und Putin. In seiner Nachricht vom Freitag verglich Dugin zudem Kreml-Chef Putin mit Sir James Frazers „König des Regens“, schrieben die Analysten in ihrem Lagebericht. In der Geschichte „The Golden Bough“ wurde ein König getötet, weil er nicht in der Lage war, in einer Dürre Regen zu bringen.

Dugin wies die Analysen zurück. „Wenn wir etwas zu beanstanden haben, dann ist es, dass die Mitglieder der herrschenden Elite anfangen sich abzusetzen, und nun einer nach dem anderen den obersten Befehlshaber verrät“, schrieb er auf Telegram. Dugin vertritt seit langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich anstrebt, welches von „westlichen Fehlentwicklungen“ befreit werden soll.

Kriegsbefürworter fordern „radikale Lösung“

Der Rückzug aus der strategisch wichtigen Regionalhauptstadt Cherson im Süden der Ukraine wurde auch von russischen Persönlichkeiten unterstützt, die in der Ukraine eine „radikale Lösung“ fordern, darunter der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow und Jewgeni Prigoschin, der Gründer und Anführer der russischen Söldnertruppe Wagner, die an der Seite Russlands in der Ukraine kämpft.

Der TV-Propagandist Wladimir Solowjow forderte nach der Aufgabe der Stadt Cherson eine vollständige Mobilisierung in Russland. Von Seiten einiger Militärblogger ist Putin unter Druck, weil sie eine entschiedene Reaktion nach dem Angriff auf die russische Krim-Brücke erwarteten, die ihrer Meinung nach ausblieb. Die Aufgabe der Stadt Cherson werde teilweise als Verrat gewertet.

„Direkte Kritik an Putin aus den Reihen der Kriegsbefürworter ist nahezu beispiellos, und Dugins öffentlichkeitswirksamer und aus dem Ruder gelaufener Angriff auf Putin könnte auf einen Wandel unter den russischen nationalistischen Ideologen hindeuten“, heißt es in dem ISW-Lagebericht.

Mitte August war Dugins Tochter Darja – ebenfalls eine Kriegsbefürworterin – bei der Explosion ihres Autos in einem Moskauer Vorort gestorben. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB beschuldigt die Ukraine. Kiew wies die Anschuldigung zurück. Alexander Dugin rief die russische Armee damals zum Siegen auf. (Tsp mit AFP)

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