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Trump äußert sich in seiner Villa in Mar-a-Largo zu den Midterms.

© REUTERS / RICARDO ARDUENGO/Reuters

Nach schwachen Ergebnissen bei den Midterms: Die US-Republikaner sortieren sich neu - Trumps Kandidatur erwartet

Zumindest im US-Repräsentantenhaus könnten die Republikaner eine knappe Mehrheit erzielen. Doch die Zwischenwahlen haben der Partei zugesetzt - viele sehen die Schuld beim Ex-Präsidenten.

Nachdem die US-Republikaner deutlich schwächer als erwartet bei der Parlamentswahl abgeschnitten haben, sortiert sich die Partei neu. Im Repräsentantenhaus, wo sich nur eine schmale Mehrheit für die Republikaner abzeichnet, könnte es einen Kampf um den Vorsitz der Kammer geben.

Derweil bringen sich in der Partei verschiedene Kandidaten für die Präsidentenwahl 2024 in Stellung. Ex-Präsident Donald Trump will in der Nacht zum Mittwoch (21.00 Uhr Ortszeit/3.00 Uhr MEZ) eine „besondere Ankündigung“ machen.

Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden hatten seit 2021 knappe Mehrheiten in beiden Kongress-Kammern. Bei der Wahl vor einer Woche gelang es ihnen, die Kontrolle über den Senat zu verteidigen.

Im Repräsentantenhaus stehen die Republikaner dagegen kurz davor, die Mehrheit zu übernehmen. TV-Sender sehen sie nur noch wenige Sitze von den nötigen 218 Mandaten entfernt, nach Rechnung der Nachrichtenagentur AP fehlt sogar nur noch eine Stimme. Der erwartete Erdrutschsieg der Republikaner blieb aus.

Kandidiert Trump erneut?

Mit zunehmender Vehemenz hatte Trump, der von 2017 bis 2021 US-Präsident war, Spekulationen befeuert, dass er noch mal antreten könnte. Kurz vor den US-Zwischenwahlen in der vergangenen Woche sprach er bei einem Auftritt von einer „sehr große Mitteilung“, die er bald verbreiten werde. Erwartet wird, dass der Ex-Präsident bei einer Veranstaltung in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach (Florida) bekanntgeben wird, bei den Präsidentenwahlen 2024 erneut antreten zu wollen.

Trump hatte die Wahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Er weigert sich aber bis heute, seine Niederlage einzugestehen. Er behauptet, durch massiven Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden zu sein, hat dafür aber nie Beweise vorgelegt. Zudem ist Trump an mehreren Fronten in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt, die ihm gefährlich werden könnten.

Um am Ende tatsächlich als der offizielle Kandidat seiner Partei ins Rennen zu gehen, müsste Trump sich in parteiinternen Vorwahlen behaupten. Nach dem schwachen Abschneiden seiner Partei bei den US-Zwischenwahlen, für das Trump mitverantwortlich gemacht wird, hat sich seine Ausgangsposition verschlechtert. In den USA kann eine Person zwei Amtszeiten lang Präsident sein, egal ob diese aufeinander folgen oder nicht. Trump wäre bei der Wahl in gut zwei Jahren 78 Jahre alt.

Michelle Obama „zutiefst entsetzt“ über mögliche Neukandidatur

Die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, hat sich derweil besorgt über ein mögliches politisches Comeback von Donald Trump gezeigt. „Der Gedanke daran entsetzt mich zutiefst“, sagte Obama in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Magazin „Stern“ und dem Sender RTL.

Michelle Obama, ehemalige First Lady der USA, kommentierte bei „Stern“ und „RTL“ die politische Lage im Land.
Michelle Obama, ehemalige First Lady der USA, kommentierte bei „Stern“ und „RTL“ die politische Lage im Land.

© dpa / Andrew Harnik/dpa

Auf die Frage, ob die US-Demokraten mit dem bereits fast 80 Jahre alten aktuellen Amtsinhaber Joe Biden 2024 in einen möglichen Präsidentschaftswahlkampf gegen Trump ziehen sollten, sagte Michelle Obama: „Dazu werde ich mich nicht äußern. Ich darf Ihnen sagen, dass besonders eine Sache in der Politik ebenso wenig hilfreich ist wie beim Autofahren: Wenn jemand versucht, vom Rücksitz aus zu lenken.“

Sie finde es „immer wieder erstaunlich, dass zwar wenige Menschen zur Führung eines Landes befähigt sind, aber so viele zu wissen meinen, wie es besser geht“, sagte Obama. „Wir versuchen ja auch nicht, unseren Arzt zu belehren oder unseren Automechaniker. Ich lasse mich nicht darauf ein, im Nachhinein die politischen Entscheidungen anderer anzuzweifeln.“

Ex-Vize Pence bringt sich in Stellung

Als mögliche Konkurrenten bei den Republikanern gelten Ex-Vizepräsident Mike Pence genauso wie der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Demokrat und US-Präsident Joe Biden will Anfang kommenden Jahres entscheiden, ob er für eine zweite Amtszeit kandidieren will. Er ging aus der Parlamentswahl vergangene Woche gestärkt hervor, nachdem das in vielen Umfragen vorhergesagt Debakel für die Demokraten ausgeblieben war.

In einem am Montag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des TV-Senders ABC macht Ex-Vize Pence deutlich, dass er eine Kandidatur für den Chefsessel im Weißen Haus erwäge. Er zeigte sich auch bereit, gegen seinen einstigen Weggefährten Trump anzutreten. Letztlich müsse das amerikanische Volk darüber entscheiden, ob Trump noch einmal Präsident sein könne. Er denke aber, dass es in der Zukunft bessere Alternativen geben werde.

Gleichzeitig nutzte Pence die Chance, dich erneut von seinem früheren Chef zu distanzieren. Das ABC-Interview zeigte, wie Trumps Verhalten während des Angriffs seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 zum Bruch des Vize mit dem Präsidenten führte. Trumps damalige Äußerungen und Verhalten seien gefährlich gewesen, sagte Pence. „Es war klar, dass er beschlossen hat, Teil des Problem zu sein.“

Ringen um Führungsposten im Abgeordnetenhaus

Im Abgeordnetenhaus, wo sich nur eine schmale Mehrheit für die Republikaner abzeichnet, könnte es einen Kampf um den Vorsitz der Kammer geben. Die sich abzeichnende knappe Mehrheit macht es für den bisherigen republikanischen Minderheitsführer Kevin McCarthy schwieriger, die Demokratin Nancy Pelosi auf den Chefposten der Kammer abzulösen. Denn er ist darauf angewiesen, Stimmen sowohl gemäßigter Republikaner als auch rechter Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump zu bekommen.

Über den Vorsitz des Repräsentantenhauses wird in einer Abstimmung der gesamten Kammer entschieden. McCarthy muss zunächst die Nominierung der Republikaner gewinnen. Am Montag kündigte ein Abgeordneter aus dem rechten Flügel der Republikaner, Andy Biggs, in einem Interview des TV-Senders Newsmax an, er wolle gegen McCarthy antreten. Einflussreiche Trump-Getreue wie Marjorie Taylor Greene und Jim Jordan sprachen sich dagegen für McCarthy aus. (dpa)

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