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Gunter Sachs und seine Frau Mirjam.

© dpa

Update

Offshore-Leaks: NDR-Doku über Gunter Sachs enthielt nichts über Recherchen des eigenen Senders

Die ARD wurde von der eigenen Recherche kalt erwischt. Die Macher einer NDR-Dokumentation über Gunter Sachs hatten keine Ahnung davon, dass Rechercheure des eigenen Senders führend an der Enthüllung über den Steuerfluchtskandal beteiligt sind.

Die Macher der NDR-Dokumentation „Gentleman-Playboy Gunter Sachs“ fielen am Donnerstag offenbar aus allen Wolken, als die Enthüllungen zum Steuerflucht-Skandal bekannt wurden. Der Skandal wird jetzt noch mit einigen Sätzen in die Dokumentation über Gunter Sachs eingepflegt, die am kommenden Montag ausgestrahlt werden soll, teilten die Macher am Donnerstagabend bei der Pressevorführung der Dokumentation mit. Der Vorgang zeigt, dass die Geheimhaltung der Exklusivrecherche innerhalb des NDR funktioniert. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Peinlich wäre es nur gewesen, die Sendung wäre parallel zu den Enthüllungen gezeigt worden, ohne, dass die Steuerflucht erwähnt wird. Dann wäre der Eindruck entstanden, die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann sagte bei der Pressevorführung: "Hier geht es um einen faszinierenden Menschen. Die Vorwürfe der Vermögensverschleierung müssen vor Gericht geklärt werden."

„Er hat mit Geld elegant jongliert“, sagt Gunnar Sachs in diesem Filmporträt über seinen Vater. Er meint damit, dass der mehrfache Millionär Gunter Sachs nie wirklich verschwenderisch mit Geld umging, es nicht als Selbstzweck behandelte, sondern damit vor allem sich und anderen Träume ermöglichte. Vor dem Hintergrund des jetzt bekannt gewordenen Steuerskandals, bei dem offenbar durch verwinkelte Konstruktionen Vermögen verschleiert wurden, klingt eine solche Aussage natürlich noch einmal ganz anders. Doch die Charakteristik des Jongleurs trifft auf Gunter Sachs, den die ARD in dem 75-minütigen Film porträtiert, sicherlich zu. Denn auch wenn sein Lebensstil etwas beneidenswert Leichtes und Selbstsicheres hatte, gehörte doch auch viel Disziplin und Streben nach Perfektionismus dazu.

Die Autoren Jens Nicolai und Kay Siering brachten die engsten Familienangehörigen wie Ehefrau und Witwe Mirja Sachs und seine Söhne Rolf, Gunnar und Alexander dazu, über ihr Leben mit Gunter Sachs und seinen Selbstmord im Mai 2011 zu sprechen. Auch enge Freunde wie Roman Polanski, Thomas Gottschalk und Mario Adorf kommen zu Wort. Eine Schwierigkeit bestand für das Fernsehteam darin, gegen die Flut von Film- und Fotomaterial anzufilmen und –zuschneiden, die bereits von dieser Ikone des Lebemanns existierten. Inszenierung war sicherlich eines der Lebensthemen von Sachs, der unermüdlich fotografierte, filmte, Kunst und Mode präsentierte oder Feste organisierte. Auch wenn dieses Porträt den Jongleur noch einmal hochleben lässt, zeigt es an manchen Stellen doch auch seine Traurigkeit. Als er schließlich fürchtete, die Bälle nicht mehr alle in der Luft halten zu können, nahm er sich im Alter von 78 Jahren das Leben. Sein Vater, der ebenfalls an Depressionen litt, hatte sich mit 62 Jahren erschossen.

„Der Gentleman-Playboy – Gunter Sachs“, 8. April, 21 Uhr, ARD

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