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Nicht wie „Exoten“ behandeln: Autor Rafael Seligmann fordert „normalen“ Umgang mit Juden
Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen.
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Der deutsche jüdische Schriftsteller Rafael Seligmann fordert mehr Normalität im Umgang zwischen nichtjüdischen und jüdischen Deutschen. Juden in Deutschland sollten nicht wie „Exoten“ oder „eine schützenswerte Spezies“ behandelt werden, sagte Seligmann am Mittwochabend bei der Präsentation seines neuen Buches im jüdischen Gemeindezentrum in München. Historisch betrachtet seien sie schließlich einer der ältesten deutschen Stämme.
Verärgert zeigte sich Seligmann darüber, dass er als Journalist immer wieder gebeten werde, eine Kolumne über „jüdische Themen“ zu verfassen, obwohl es ihm – wie jedem anderen deutschen Autor – zustehe, über beliebige Themen zu schreiben. Auch habe ihn die ehemalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel, bei einem Interview einmal gebeten, seine „jüdischen Fragen“ zu stellen.
„Alibi für neuen Antisemitismus“
Mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und Palästina warnte Seligmann davor, allein auf Waffengewalt zu setzen. Es wäre Seligmann zufolge „unverzeihlich dumm“, nicht auch auf politischem und diplomatischem Weg nach einer Lösung des Konflikts zu suchen. „Wenn Israel, wo die Mehrheit der Juden lebt, weiter grausam Krieg führt, kann dies vielen als Alibi für einen neuen Antisemitismus dienen“, mahnte der Autor.
Rafael Seligmann wurde 1947 in Tel Aviv geboren und zog 1957 mit seinen Eltern nach Westdeutschland. Er lebt heute als freier Autor, Journalist und Publizist in Berlin. In seinen Romanen und Sachbüchern schreibt Seligmann meist provokant über das deutsch-jüdische Verhältnis. Sein neuestes Buch „Keine Schonzeit für Juden – Die Antwort eines Betroffenen“ reflektiert seine subjektiven Erfahrungen als Jude mit dem Antisemitismus. (KNA)
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