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Satellitenaufnahme des Atomtestgeländes Punggye-ri in Nordkorea.

© Uncredited/2018 DigitalGlobe, a Maxar company/AP/dpa

Update

Punggye-ri: Nordkorea soll Atomtestgelände zerstört haben

Nordkorea hat einen ersten Schritt zum Abbau seines Atomprogramms unternommen und sein Atomtestgelände gesprengt. Für Pjönjang ist es ein Zeichen der Deeskalation. Kritiker sehen das skeptisch.

Vor dem geplanten historischen Gipfeltreffen mit den USA hat Nordkorea nach Medienberichten sein umstrittenes Atomtestgelände Punggye-ri wie angekündigt gesprengt. Das berichteten ausländische Journalisten, die am Donnerstag bei der Zerstörung des Testgeländes dabei sein durften. "Es gab eine riesige Explosion", berichtete Tom Cheshire vom Sender Sky News. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete, es habe über den Tag hinweg eine ganze Reihe von Explosionen gegeben.

Als Zeichen der Bereitschaft zu einer Deeskalation hatte Pjöngjang die Zerstörung des Atomtestgeländes Punggye-ri für diese Woche angekündigt. Die nordkoreanische Führung hatte ungeachtet der zuletzt von der US-Regierung geäußerten Zweifel an einem Gipfeltreffen mit Nordkorea daran festgehalten. Für Pjöngjang ist die Zerstörung eine Geste des guten Willens vor dem für Mitte Juni geplanten Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Am Mittwoch war ein Sonderzug mit Journalisten aus den USA, Südkorea, Großbritannien, China und Japan aus Wonsan an der nordkoreanischen Ostküste abgefahren, um sie in die Bergregion um den Testkomplex im Nordosten des Landes zu bringen.

Experten sind geteilter Ansicht bei der Frage, ob die Zerstörung der Anlage tatsächlich ein Zeichen des guten Willens von Seiten Nordkoreas ist. Skeptikern zufolge hat das Gelände mit den dort vollzogenen Atomtests ohnehin bereits das Ende seiner Lebensdauer erreicht.

In Punggye-ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten und zugleich stärksten im September des vergangenen Jahres. Der UN-Sicherheitsrat warf daraufhin der Führung in Pjöngjang einen erneuten Verstoß gegen Resolutionen des Gremiums vor und verschärfte die Sanktionen gegen das Land.

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Nordkorea greift US-Vize Pence an

Die nordkoreanische Führung hatte kurz vor der Sprengung des Testgeländes Äußerungen von US-Vizepräsident Mike Pence als „ignorant und dumm“ bezeichnet. Darüber hinaus drohte Vizeaußenministerin Choe Son Hui erneut mit der Absage des historischen Gipfeltreffens mit den USA. Ob sich beide Seiten am Verhandlungstisch oder bei einer „nuklearen Machtprobe“ begegneten, hänge ganz vom Verhalten der USA ab, wurde Choe am Donnerstag von staatlichen Medien zitiert.

Vor dem anberaumten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un tobt zwischen beiden Seiten derzeit auch ein Kampf um Verhandlungspositionen. Bei dem Treffen soll es um eine friedliche Lösung des langjährigen Streits über das nordkoreanische Atomprogramm gehen. Trump hatte am Dienstag gesagt, es gebe eine „große Chance“, dass sein Treffen mit Kim nicht wie geplant am 12. Juni in Singapur stattfinde.

Die international isolierte Führung in Pjöngjang reagierte zuletzt vor allem empfindlich auf Vergleiche des eigenen Landes mit Libyen. Pence sagte in einem TV-Interview am Montag in Anspielung auf Äußerungen Trumps, die Situation in Nordkorea werde „wie das Libyen-Modell enden, falls Kim Jong Un keinen Deal macht“. Libyen hatte vor 15 Jahren erklärt, seine Massenvernichtungswaffen im Gegenzug für die Aufhebung von Sanktionen zerstören zu wollen. Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi wurde im Oktober 2011 von Aufständischen getötet; die westlichen Atommächte unterstützten damals die Rebellen.

Dieses Videostandbild einer Fernsehübertragung zeigt die Zerstörung des Kühlturms am Atomtestgelände Punggye-ri im Jahr 2008.
Dieses Videostandbild einer Fernsehübertragung zeigt die Zerstörung des Kühlturms am Atomtestgelände Punggye-ri im Jahr 2008.

© dpa

„Angesichts der Bemerkungen hochrangiger US-Politiker, die sich nicht der Realität bewusst sind und die Volksrepublik mit Libyen vergleichen, das ein tragisches Schicksal erfuhr, denke ich, dass sie über uns nur wenig wissen“, sagte Nordkoreas Vizeaußenministerin. Den USA warf sie „ungesetzliches und empörendes Verhalten“ vor. Falls die USA weiter daran festhielten, werde sie der obersten Führung vorschlagen, das Gipfeltreffen mit den USA zu überdenken.

Ähnlich wie Choe hatte schon vor einer Woche Nordkoreas Erster Vizeaußenminister Kim Kye Gwan das Spitzentreffen mit den USA infrage gestellt. Er warnte die USA davor, Nordkorea in eine Ecke treiben zu wollen, um es zu einer „einseitigen atomaren Abrüstung“ zu zwingen.

Die nordkoreanische Führung betrachtet ihr Atomprogramm auch als Mittel zur Absicherung ihrer Macht. Die USA verlangen von Nordkorea einen vollständigen, überprüfbaren und nicht mehr umkehrbaren Abbau seines Atomprogramms. Trump hatte dem nordkoreanischen Machthaber aber auch umfangreiche Sicherheiten in Aussicht gestellt, sollte ein erfolgreiches Atomabkommen zwischen beiden Seiten zustande kommen. (dpa, AFP)

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