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OFFENSICHTLICHE FÄLLE: Mit massiver Gewalt Täter prügeln alkoholkranke Männer

In Sachsen und Thüringen haben rechts motivierte Täter 2011 und 2012 zwei Menschen getötet. Diese Fälle stufen der Tagesspiegel und die „Zeit“ als rechte Tötungsdelikte ein und zählen sie zu den früher recherchierten Fällen hinzu.

In Sachsen und Thüringen haben rechts motivierte Täter 2011 und 2012 zwei Menschen getötet. Diese Fälle stufen der Tagesspiegel und die „Zeit“ als rechte Tötungsdelikte ein und zählen sie zu den früher recherchierten Fällen hinzu. Die Zeitungen orientieren sich an der polizeilichen Definition „Politisch Motivierte Kriminalität“ (siehe Kasten rechts). Die beiden Fälle wertet die Polizei bislang nicht als rechte Delikte.

2011

Am Abend des 26. Mai 2011 attackiert eine Gruppe junger Männer in Oschatz (bei Leipzig) den alkoholkranken Obdachlosen André K.. Der 50 Jahre alte Mann wird in einer früheren Wartehalle so massiv getreten, dass er sechs Tage später stirbt. Die Polizei ermittelt sechs Täter. Bei mehreren gibt es Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung. Der Haupttäter Ronny S. trägt an der rechten Hand die Tätowierung „Skin“ und am linken Arm „88“. Die Zahl steht in der Szene für „Heil Hitler“. Auf einem Foto ist S. mit Mitgliedern der NPD zu sehen, ein anderes Bild zeigt ihn unter einer Reichskriegsflagge. Auf einem weiteren Foto trägt S. eine Jacke mit der Aufschrift „Odin statt Jesus“.

Eine Zeugin sagt im Prozess, der Angeklagte Sebastian B. habe André K. „auf die Schnauze hauen“ wollen, weil dieser stinke und kein Zuhause habe.

Das Landgericht Leipzig verurteilt im Januar 2013 Ronny S. zu 13 Jahren Haft wegen Totschlags, Sebastian B. erhält zehn Jahre. Die anderen Angeklagten kommen mit Strafen zwischen zehn Monaten und drei Jahren davon. Der Vorsitzende Richter sagt, die Haupttäter seien nur „haarscharf“ einer Verurteilung wegen Mordes aus niederen Motiven entgangen. Der Angriff sei grundlos erfolgt. Ein rechtes Motiv sieht die Kammer nicht. Sie hat allerdings einen Beweisantrag zur rechtsextremen und sozialdarwinistischen Einstellung mehrerer Angeklagter, den die Anwältin der Tochter des Obdachlosen stellte, abgewiesen.

2012

Am Abend des 16. Juni 2012 dringen zwei Brüder (17 und 23 Jahre) und ein 19-Jähriger in Suhl (Thüringen) im Plattenbauviertel Nord in die Wohnung des 59-jährigen Klaus-Peter Kühn ein. Sie fordern von dem alkoholkranken Arbeitslosen Geld, um sich Schnaps kaufen zu können. Kühn gibt etwa zwei Euro. Als die Täter in der Wohnung weitere 25 Euro finden, beginnen sie, den Mann zu quälen. Mit Fäusten und Füßen, einem Stuhl, einem Fernseher, einer schweren Tischplatte wird Kühn malträtiert. Die Täter entfernen sich kurzzeitig, kommen zurück und urinieren auf den Schwerverletzten. Und stecken ihm einen glühenden Zigarettenstummel in ein Nasenloch. Dann gehen sie. Laut Obduktion stirbt Kühn am folgenden Vormittag. Er wird erst vier Tage später gefunden.

Das Landgericht Meiningen verurteilt die Brüder Manuel und Christopher K. im Januar 2013 wegen Mordes in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer Erpressung. Der Ältere erhält elf Jahre Haft, der Jüngere eine Jugendstrafe von neun Jahren. Das Verfahren gegen den dritten Angeklagten wurde wegen einer schweren Erkrankung abgetrennt. Das Trio war wegen Diebstählen und gefährlicher Körperverletzung vorbestraft, der jüngste Täter auch wegen Hakenkreuzschmierereien. Außerdem war er mit einer Party am Geburtstag Adolf Hitlers aufgefallen. Bei der Polizei nannten die Täter Kühn einen „Penner“. Die Vorsitzende Richterin betont in der Urteilsbegründung, die drei hätten „ihr Opfer nicht mehr als Mensch wahrgenommen“. In einem Gespräch im März mit Tagesspiegel und „Zeit“ bescheinigt die Richterin den Tätern eine „sozialdarwinistische Lebenseinstellung“.

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