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Politik: Ohne Augenmaß (Kommentar)

Wenn der GAU von Tschernobyl sich nicht wiederholt, dann kann man allein dem Himmel dafür danken. Der Politik jedenfalls nicht.

Wenn der GAU von Tschernobyl sich nicht wiederholt, dann kann man allein dem Himmel dafür danken. Der Politik jedenfalls nicht. Auch 14 Jahre nach der Katastrophe ist das marode Atomkraftwerk noch am Netz. Dies ist ein Lehrbeispiel dafür, wie wichtig Augenmaß in den internationalen Beziehungen ist: Augenmaß für das Machbare wie für den richtigen Zeitpunkt. Tschernobyl ersatzlos abschalten, das ging nicht. Schließlich wurde der Strom auch für den Aufschwung gebraucht. So wuchs die westliche Bereitschaft, andere - sichere - Energiequellen zu finanzieren. Doch manche wollten zu viel: nämlich der Ukraine den Ausstieg aus der Kernkraft diktieren. In der Ukraine war es eine Mischung aus Lethargie und Fatalismus sowie der Lust, das Erpressungspotenzial zu nutzen: Wie viele Milliarden für andere Stromquellen würde sich der Westen die Schließung von Tschernobyl kosten lassen? So muss man am 14. Jahrestag des GAUs wohl am ehestens darauf bauen, dass die Pannen in dem altersschwachen Reaktor derart zunehmen, dass sich der Betrieb bald nicht mehr rentiert - und darauf hoffen, dass der Himmel es weiter so gut mit Europa meint.

cvm

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