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Der syrische Zahnarzt Mohamad Al Mahmid arbeitet in der Zahnarztpraxis von Dr. Hans-Georg Adam

© IMAGO/Funke Foto Services/Lars Fröhlich

„Ohne sie wird es eng“: Ärzte- und Pflegeverbände befürchten Versorgungslücken bei Ausreise syrischer Fachkräfte

Nach dem Sturz des Assad-Regimes könnten syrische Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte in ihr Heimatland zurückkehren. Für die angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland hätte dies Folgen.

Stand:

Ärzte und Pflegeverbände warnen angesichts der Debatte über die Rückkehr von Syrern in ihre Heimat nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad vor Versorgungslücken. „In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng“, sagte Michael Weber, Präsident des Verbandes leitender Krankenärztinnen und -ärzten, der „Bild“-Zeitung von Freitag.

Es sei damit zu rechnen, „dass ein substanzieller Anteil der rund 5000 syrischen Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in ihr Heimatland zurückkehrt“.

Auch Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bundes, warnte bei einem Fehlen der syrischen Ärzte vor einer „relevanten Belastung für die ohnehin angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland“. Klar sei, dass sie in ihrem Herkunftsland dringend gebraucht würden, sagte Johna weiter.

„Dafür haben wir großes Verständnis. Wir hoffen aber darauf, dass diejenigen syrischen Ärzte, die in Deutschland eine zweite Heimat gefunden haben, uns bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten weiterhin unterstützen.“

Geschäftsführerin des Arbeitgeberverband Pflege, Isabell Halletz, nannte eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte einen „schweren Schlag für die Altenpflege“. „Syrische Mitarbeitende sind in vielen Kollegien top-integriert und bei den Pflegebedürftigen geschätzt. In mehr als jeder zehnten Pflegeeinrichtung arbeiten Syrer“, sagte Halletz.

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„Kleinere Einrichtungen könnten vor dem Aus stehen - sie brauchen jede helfende Hand. Sonst drohen Insolvenzen, Schließungen und ein weiterer Pflegeplatzabbau.“ Syrer seien eine „zentrale Säule unter den Geflüchteten in der Pflege“.

Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten nach ihrer am 27. November begonnenen Großoffensive am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad setzte sich ins Ausland ab.

Nach dem Umsturz in Syrien hatten eine Reihe europäischer Länder ihre Asylverfahren für syrische Staatsbürger vorerst ausgesetzt. Österreich kündigte als bisher einziges EU-Land ein „Rückführungs- und Abschiebeprogramm nach Syrien“ an. (AFP)

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