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Lafontaine Nachfolge: Oskars Jüngste im Bundestag

Peu à peu wird die Nachfolge von Oskar Lafontaine geregelt. Yvonne Ploetz rückt für Lafontaine im Bundestag nach.

Von Matthias Meisner

Berlin - Am Samstagfrüh kurz vor acht Uhr, der Parteivorstand der Linken war noch nicht zusammengetreten und Oskar Lafontaines Rückzug noch nicht bekannt gemacht, twitterte Yvonne Ploetz aus Blieskastel im Saarland: „Nun werde ich tatsächlich in den Bundestag einziehen. Mit einem riesigen Respekt vor der Aufgabe, aber auch großer Leidenschaft.“

Die 25-Jährige hat erreicht, womit sie selbst nicht wirklich gerechnet hatte: Listenplatz drei auf der Bundestagsliste der Linken im Saarland, das reichte nun doch für den Einzug ins Parlament, nachdem Lafontaine sein Mandat zurückgab. In der 76-köpfigen Fraktion ist sie nun die jüngste Abgeordnete. Dort vertritt sie das Saarland zusammen mit Thomas Lutze, dem aus Leipzig stammenden Geschäftsführer der Saar-Linken. Die beiden früheren Bundestagsabgeordneten von der Saar, Volker Schneider und Hans-Kurt Hill, hatten sich bei der Aufstellung der Landesliste nicht durchsetzen können.

Mit einer feurigen Rede hatte sich die Politikstudentin – gefördert von der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung – im Frühjahr 2009 beworben. Nur die Linke stehe „in wirklichem Kontrast zum Egoismus und zur Profitgier des Kapitalismus“. Sie forderte einen „Schutzschirm für die Menschen“, „sozialistische Alternativen“, versprach „Politik aus tiefstem Herzen“ und „linken Idealismus“. So ungestüm trat sie auf, dass niemand glauben konnte, dass ihr politisches Engagement mal, im Alter von 14, in der Jungen Union begonnen hatte. Erst mit 21 orientierte sie sich um – Lafontaine hatte damals sein Engagement für ein Linksbündnis angedeutet – und trat in die PDS ein. In ihrer Heimatstadt Blieskastel mit rund 20 000 Einwohnern führt sie den Stadtverband, 50 Genossen, davon 15 aktiv.

In „Oskars Fußstapfen“ will sie treten, sagt sie. Sie meint das inhaltlich. Zwar hat sie keine Lust auf die tobenden Richtungskämpfe, glaubt aber doch, dass die Linke nur gewinnen kann, wenn sie Lafontaines Kurs hält. So wie der Parteichef es beim Neujahrsempfang der Saar-Linken vor einer Woche verlangt hat. Da ist sie hingefahren, hat zugehört. Etwas Abweichung erlaubt sie sich zu Lafontaines Frau Christa Müller, die als familienpolitische Sprecherin der Saar-Linken ein Erziehungsgeld für Mütter fordert, die daheim erziehen. Müller habe zwar „irgendwo einen Nerv getroffen“, meint Ploetz , stehe aber doch mit ihrem Konzept „ein bisschen verloren“ da.

Den Noch-Parteivorsitzenden aber werde sie in Berlin „sehr vermissen“, sagt Ploetz. Lafontaine und Gregor Gysi hätten ein „richtig gutes Bild“ abgegeben. „Das hat einfach gepasst. Er ist nicht ersetzbar.“Matthias Meisner

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