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Politik: Polizei macht tamilische Befreiungskämpfer verantwortlich

Bei zwei Attentaten, die separatistischen Tamilen zugeschrieben werden, sind am Mittwoch in Sri Lankas Hauptstadt Colombo mindestens 16 Menschen getötet und 29 verletzt worden. Eine Selbstmordattentäterin riss in der Innenstadt 14 Personen mit sich in den Tod.

Bei zwei Attentaten, die separatistischen Tamilen zugeschrieben werden, sind am Mittwoch in Sri Lankas Hauptstadt Colombo mindestens 16 Menschen getötet und 29 verletzt worden. Eine Selbstmordattentäterin riss in der Innenstadt 14 Personen mit sich in den Tod. Zwei Stunden später wurde in einem südlichen Vorort ein prominenter Tamilen-Politiker in seinem Auto erschossen.

Nach offiziellen Angaben sprengte sich eine junge Frau vor dem Amtssitz von Premierministerin Sirimavo Bandaranaike (83) in die Luft, als sie von Sicherheitsbeamten kontrolliert werden sollte. Sie hatte den Verdacht des Sicherheitspersonals des Regierungspalastes erregt, als sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor der Botschaft Saudi-Arabiens auf und ab ging. Ein Sicherheitsoffizier am Haupteingang rief die etwa 20-Jährige zu sich und begann, sie zu befragen und durchsuchen zu lassen, als sie plötzlich am Körper einen Sprengsatz zündete. Dabei wurden auch vier Sicherheitsleute sowie zehn Passanten getötet. Um die junge Frau hatte sich bei der Überprüfung schnell eine neugierige Menschentraube gebildet. Am Tatort lagen Körperteile herum. Vier Leichen wurden aus dem Gebäude des Büros der Ministerpräsidentin geholt, die sich nicht in dem Haus aufhielt.

Die Polizei schloss jedoch aus, das die Regierungschefin, die auf Grund ihrer angegriffenen Gesundheit ihre Amtsgeschäfte von ihrem zwei Kilometer entfernten Wohnhaus führt, Ziel des Anschlags war. Vielmehr habe die Täterin offenbar einem der Minister auflauern wollen, die auf dem Weg zur wöchentlichen Kabinettssitzung üblicherweise an dem Gebäude vorbeikommen. "Von der Schwere der Verletzungen kann man darauf schließen, dass es eine sehr große Bombe gewesen sein muss", sagte der Leiter der Unfallstation in Colombo, Hector Weerasekera.

Niemand bekannte sich zunächst zu dem Attentat. Der Verdacht fiel aber auf die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE). Die Untergrundorganisation führt einen blutigen Kampf für einen eigenen Staat im Norden und Osten Sri Lankas. Erst im Dezember waren kurz vor den Präsidentenwahlen zwei Bombenanschläge in Colombo verübt worden, die 35 Menschen das Leben kosteten und ebenfalls den "Befreiungstigern" zugeschrieben werden. Die wiedergewählte Präsidentin Chandrika Kumaratunga war am 18. Dezember ebenfalls durch eine tamilische Selbstmordattentäterin verletzt worden.

Die LTTE kämpft seit 1983 für einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden der Insel. Bisher wurden 61 000 Menschen getötet. Die Tamilen fühlen sich von der Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen unterdrückt. Ihre Angriffe richten sich besonders auf Kumaratunga und ihre Familie, weil diese erklärt hat, mit der Armee den Aufstand der Tamilen niederschlagen zu wollen.

Der am Mittwoch zwei Stunden nach dem ersten Attentat von einem Unbekannten erschossene Vorsitzende der Tamilenpartei ACTC, Kumar Ponnambalam, galt als Sympathisant der LTTE. Bewaffnete Männer beschossen ihn von zwei Motorrädern aus, als er durch einen tamilischen Stadtteil fuhr. Der 60-Jährige hatte sich 1982 um die Präsidentschaft beworben und häufig Tamilen bei Menschenrechtsfällen gegen die Regierung vertreten. Mitglieder seiner Partei wollten nicht ausschließen, dass der Mörder in den Reihen rivalisierender Tamilengruppen zu suchen sei, die mit dem bewaffneten Kampf nicht einverstanden sind.

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