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Die Polizei sucht ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle.

© AFP

Anschläge in Spanien: Polizei sucht Unterstützer der Terroristen

Den spanischen Ermittlern sind nun wichtige Details der Anschlagsplanung bekannt. Es gab weitere Razzien.

Nach dem Geständnis eines der Terrorverdächtigen von Barcelona fahndet die Polizei nach Mitwissern. Beamte starteten nach Angaben der Polizei in der Nacht zu Mittwoch mehrere Razzien, um ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle ausfindig zu machen. Die Ermittler gingen auch Spuren ins Ausland nach. Bei einer ersten Anhörung der vier überlebenden Verdächtigen waren am Dienstag wichtige Details der Anschlagsplanung bekannt geworden.

Der Terrorverdächtige Mohamed Houli Chemlal hatte am Dienstag vor einem Richter in Madrid gestanden, dass die Gruppe Bombenanschläge "größeren Ausmaßes" auf Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant habe. Katalonien kündigte am Mittwoch schärfere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an der Kirche Sagrada Familia in Barcelona an. Gegen Chemlal und den Verdächtigen Driss Oukabir wurde Haftbefehl erlassen. Ein weitere Verdächtiger kam unter Auflagen frei. Den Fall des vierten Verdächtigen wollte der Richter weiter prüfen.

Bei den Attentaten starben 15 Menschen

Bei den Anschlägen von Barcelona und Cambrils wurden vergangene Woche 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Von den mutmaßlichen Mitgliedern der Terrorzelle wurden acht von der Polizei erschossen oder starben bei der Explosion in dem Haus in Alcanar.

Chemlal und ein weiterer Verdächtiger gaben der Justiz zufolge in der Anhörung an, der Imam Abdelbaki Es Satty sei Drahtzieher der Anschlagspläne gewesen. Es Satty habe sich als Selbstmordattentäter selbst in die Luft sprengen wollen, sagte Chemlal demnach aus. Die beiden anderen Verdächtigen hätten bestritten, den Imam überhaupt zu kennen.

Der Imam kam ums Leben, als es am 16. August im Haus der Zelle in Alcanar ungewollt zu einer heftigen Explosion kam. Diese sei so massiv gewesen, dass "die Wolke, die sie verursachte, kilometerweit zu sehen war", hieß es bei der Justiz. Chemlal habe die Explosion verletzt überlebt, weil er auf der Veranda war.

Der Autoanschlag war Plan B - anstelle eines Bombenattentats

Aus Unterlagen des Madrider Gerichts wurde ersichtlich, dass die Terrorzelle zunächst einen massiven Bombenanschlag geplant hatte. Im Unterschlupf der Gruppe in Alcanar wurden demnach mindestens 500 Liter Aceton, große Mengen Nägel und Zünder und etliche Gasflaschen gefunden. Aus diesen Materialien lässt sich der Sprengstoff TATP herstellen, der häufig von der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) eingesetzt wird.

Nach der versehentlichen Explosion habe die Gruppe laut Aussage vom Dienstag einen Plan B in Kraft gesetzt - ein Autoanschlag anstelle eines Bombenattentats. Sie habe einen Kleintransporter gemietet, den geplanten Anschlag aber zunächst nicht ausführen können, weil sie umgehend in einen Verkehrsunfall verwickelt worden sei. Erst mit dem zweiten gemieteten Fahrzeug sei dann der tödliche Anschlag auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas verübt worden.

Ermittler fanden nach Angaben der Justiz in den Trümmern des Hauses in Alcanar auch ein dschihadistisch geprägtes Schreiben mit den Worten "Ein kurzer Brief der Soldaten des Islamischen Staates auf dem Gebiet von Al Andalus an die Kreuzfahrer, die Sünder, die Unrechten und die Verdorbenen". Al Andalus ist der arabische Name der bis ins 15. Jahrhundert von Muslimen beherrschten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel.

Die Ermittler verfolgten auch Spuren nach Frankreich, Belgien, Schweiz und nach Marokko, woher die meisten Mitglieder der Terrorzelle stammten. Spanische Medienberichte, wonach es in Marokko im Zusammenhang mit den Anschlägen Festnahmen gegeben habe, wollten die dortigen Behörden gegenüber AFP nicht bestätigen. Die Attentate sollten auch Thema eines für Mittwoch geplanten Treffens der Innenminister von Spanien und Frankreich in Paris sein. (AFP)

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